Die Aktiven sind oft selbst Renterinnen und Rentner wie Hansjürgen Günther. Mobil und voller Energie – sie wollen sich zu Gunsten anderer einsetzen, denen es schlechter geht als ihnen. So gehen sie jeden Donnerstagvormittag mit Senioren, die es allein nicht können, im großen Supermarkt an der Duckwitz-Straße in Bremen einkaufen. Sie helfen den Menschen beim Ein- und Aussteigen, tragen bei Bedarf ihren Rollator oder den Rollstuhl hinein, fahren oder gehen mit ihnen von Regal zu Regal, laden die ausgesuchten Waren in die bereitstehenden Wagen oder den Korb am Rollator. Unterstützt werden sie dabei von der Marktleitung, die im Anschluss an die Morgenaktion regelmäßig Kaffee spendiert. Dann geht es für die Senioren zurück in ihre Wohnungen und Häuser.
„Einmal die Woche kann ich das leisten“, sagt Hansjürgen Günther. Der aktive Bremer, der seit einigen Jahren im Ruhestand ist, liebt es, anderen zu helfen. Er hält sich auch politisch auf dem Laufenden, besucht Beiratssitzungen und andere Treffen von Organisationen in seinem Stadtteil. Seit etwa einem Jahr gehört er nun schon zu den Freiwilligen, die sich bei den Maltesern für das besondere Projekt engagieren.
Vor allem die Senioren in der Neustadt und Woltmershausen haben Hansjürgen Günther und die anderen Ehrenamtlichen, die sich im Malteser-Projekt „Mobiler Einkaufswagen“ engagieren, dabei im Blick. Sie wollen jenen helfen, die allein nicht mehr so gut unterwegs sein können, auf einen stützenden Arm beim Gehen oder jemanden angewiesen sind, der mit ihnen den Rollstuhl schiebt.
Warum er tut, was er tut, ist für Hansjürgen Günther keine Frage. "Nach meinem Berufsleben als Ingenieur bin ich nun seit mehreren Jahren Rentner", berichtet er. "Ich bin gern mit meiner Familie zusammen und engagiere mich darüber hinaus politisch und für freies W-Lan", erzählt er. Auch fahre er gern Rad, auch mal längere Touren. Langeweile kennt der frisch gebliebene Mann demnach nicht. Sein Leben ist auf gute Weise ausgefüllt, sagt er. Aber er wollte sich neben den politischen Aufgaben auch sozial engagieren. "Über den Beirat Neustadt hörte ich vom ,Mobilen Einkaufswagen'. "Das interessierte mich, und nach einem Gespräch bei den Maltesern sagte mir das Vorhaben sehr zu, denn es schien genau mein Ding zu sein", entschied er für sich.
Rund fünf Stunden pro Woche, immer donnerstags am Vormittag – das hörte sich für ihn gut an. Mit dem Kleinbus holen die Freiwilligen nach einem vorgegebenen Plan jene Seniorinnen und Senioren von ihrem Zuhause ab, die am Projekt teilnehmen möchten. Einige von ihnen lassen sich regelmäßig jeden oder jeden zweiten Donnerstag abholen. Etliche machen von Anfang an mit, berichtet Hansjürgen Günther weiter. Tatsächlich haben er und seine Kollegen durchaus noch Kapazitäten frei und laden weitere Senioren ein, sich ebenfalls helfen zu lassen.
Hansjürgen Günther berichtet weiter, dass der „Mobile Einkaufswagen“ vom Real-Markt in der Duckwitz-Straße unterstützt wird. Beispielsweise stellt der Laden Rollatoren bereit. „Wenn alles erledigt ist und die Waren bezahlt sind, gehen wir zusammen noch einen Kaffee trinken und klönen. Unser Ziel ist es, Menschen, die nicht mehr selbst mobil sein können, eigene Einkäufe und dabei soziale Kontakte zu ermöglichen.“ Für diese Aufgabe benötigen die Helferinnen und Helfer auch Schulungen. Die Malteser, so Günther, legen viel Wert auf Weiterbildung. „Dazu gehören zum Beispiel das Fahren des Kleinbusses, Erste-Hilfe-Trainings, Arbeitssicherheit oder eine Schulung zum Thema Demenz.“ Alle ein bis zwei Monate gibt es zudem ein Freiwilligentreffen, „bei dem wir uns über unsere Erfahrungen austauschen. Für unsere Tätigkeit müssen wir entsprechende Dienstkleidung und einen Ausweis tragen“. Hansjürgen Günther hat nicht vor, mit diesem Projekt demnächst aufzuhören. „Es ist ja etwas, was beiden Seiten gut tut.“
Und es sei ihnen allen eine Freude, zu sehen, wie die älteren Menschen aufblühen. „Viele erwarten den Tag und stellen sogar ihren Wecker dafür. Ihr Lächeln ist unser schönster Lohn“, sagt Günther. „Zudem sind wir ein gutes Team von etwa zehn Aktiven, verstehen uns prima und machen auch ab und zu ein Fest. Wir sind eine bunte Gruppe von Helferinnen und Helfern, darunter ist sogar eine junge Mutter mit ihrem kleinen Sohn.“ Sie bereichere die Runde. Bei den Maltesern seien alle gut integriert und gern gesehen. „Ich möchte mein Ehrenamt nicht mehr missen, zumal es zum Zusammenhalt der Generationen einen wichtigen Beitrag leistet“, betont der Rentner. Die Aktiven würden das Angebot, das bislang auf die Stadtteile Neustadt und Woltmershausen beschränkt ist, gern ausweiten. Und sie freuen sich über weitere Freiwillige, aber auch über weitere Senioren, die das Angebot gern nutzen würden.
Der Malteser Hilfsdienst
In Deutschland engagieren sich nach Angaben der großen katholischen Organisation fast 50 000 Malteser ehrenamtlich. Mit fast 31 000 hauptamtlichen Mitarbeitern sind die Malteser nach eigenen Angaben auch einer der großen Arbeitgeber im Gesundheits- und Sozialwesen in Deutschland. Insbesondere das enge Miteinander von Haupt- und Ehrenamtlichen bestimmt ihre Arbeit, heißt es.
1963 wurde in Bremen eine Landesgeschäftsstelle eröffnet. Der Malteser Hilfsdienst ist als Verein organisiert. Unter anderem half er beim Evangelischen Kirchentag vom 20. bis 24. Mai im Jahr 2009 mit seinem Rettungsdienst. Die Beteiligten stellten sich damals als Lotsen für auswärtige Rettungsdienst- und Notarztfahrzeuge zur Verfügung. Darüber hinaus unterstützten die Helferinnen und Helfer der Malteser Betreuungseinheit während der gesamten Zeit mit einer Feldküche die Johanniter-Verpflegungseinheit.
Weitere Informationen
Wer Lust hat, das Projekt zu unterstützen, kann sich bei den hauptamtlichen Projektbetreuerinnen Gabi Gottheil oder Ulrike Skäbe beim Malteser Hilfsdienst Bremen unter der Telefonnummer 0174 8302647 oder unter einkaufswagen@malteser-bremen.de im Internet erkundigen. Die Malteser übernehmen die Einweisung einschließlich Fahrerschulung, Rollstuhl- und Erste-Hilfe-Training sowie den Versicherungsschutz.