Huchting/Kattenturm. Saure Äpfel machen lustig. Und schlau. Das sollen Grundschüler durch die Aktion „Bio-Brotbox“ lernen, die seit 2012 an Bremer Schulen läuft. Darum konnten sich wieder rund 4000 Kinder eine leere Frühstücksbox mit Bio-Zutaten füllen, die vom Bremer Naturkost Kontor gespendet wurden. Die Brotboxen haben Sponsoren aus der Wirtschaft finanziert. Koordiniert wird die ganze Aktion von der Vernetzungsstelle Schulverpflegung im Land Bremen und dem Verein Sozialökologie.
„Äpfel mag ich gerne, weil die lecker schmecken. Und sie sind gesund!“, sagt einer der 90 Schulanfänger vorbildlich, die sich heute am Buffet in der Grundschule an der Robinsbalje bedienen. In seiner neuen, gelben Brotbox liegt schon eine Banane und ein Teebeutel. Damit hat die Aktion ihr Ziel erreicht. „Mit dieser Aktion möchten wir das Bewusstsein bei Kindern und Eltern dafür schaffen, wie wichtig ein gesundes Frühstück als Basis für gutes Lernen in der Schule ist“, so Schulleiterin Gebke Bode-Kirchhoff. Die Grundschule hat sich bisher jedes Jahr erfolgreich um die Aktion beworben. „Was wir merken, ist, dass sich bei vielen Kindern ein Bewusstsein entwickelt. Sie fragen die anderen: Was hast du in deiner Dose?“, erzählt Bode-Kirchhoff.
Drei Grundschulklassen haben ihre Boxen schon gefüllt, die vierte Klasse darf gleich vor Ort frühstücken. Die sechsjährige Alina hat vor der Schule Schwarzbrot mit Salami gegessen, jetzt schmiert sie sich Frischkäse auf das Brot. Aber nicht alle Grundschüler bekommen morgens etwas zu essen oder haben ein geeignetes Frühstück dabei. Es sind auch schon mal kalte Pommes aufgetaucht, erzählt Bode-Kirchhoff. Ein Schokoladenkringel aus dem Supermarkt oder kalte Pizza seien ebenfalls ungesund. Deshalb würden die Lehrerinnen und Lehrer die Kinder darauf ansprechen, so die Schulleiterin. Immerhin „zwei Drittel der Kinder bringen ein gutes Frühstück mit“, sagt Bode-Kirchhoff. Und wenn jemand mal kein Frühstück mitbringt, teilen die Klassenkameraden untereinander.
Handpuppe informiert über Bio-Anbau
In der Grundschule an der Stichnathstraße in Bremen-Kattenturm sind es rund 40 Schülerinnen und Schüler, die an diesem Tag mit der Unterstützung von der Küchenleiterin des Schulrestaurants ihr Frühstück aussuchen. Mit dabei ist das Schaf Sophia, eine Handpuppe. Die hat Ana-Mariá Becker vom Bremer Informationszentrum für Menschenrechte und Entwicklung (Biz) mitgebracht, um mit den Kindern über Fairen Handel und Bio-Anbau zu sprechen. Die Puppe erzählt zum Beispiel, dass Bananen-Produzenten ihre Kinder erst durch faire Bezahlung in die Schule schicken können. Und wie eigentlich ein Bio-Siegel aussieht. „Wenn die Kinder beim nächsten Mal mit den Eltern im Supermarkt sind, wissen sie vielleicht schon, wo das Bio-Obst ist“, sagt Becker.
Bode-Kirchhoff kritisiert, dass bei Eltern, die wenig Geld zur Verfügung haben, der Schwerpunkt häufig nicht auf den Lebensmitteln liege. Die Bio-Lebensmittel, die heute auf dem Tisch stehen, sind zwar teurer – gesund essen sei aber trotzdem möglich. Zum Beispiel, indem die Eltern auf weniger Zucker in der Ernährung achten. Viel Zucker steckt auch in der Erdbeermarmelade, erklärt Roland Wozniewski den Erstklässlern von der Schule an der Robinsbalje. Der Diplom-Biologie vom Verein Arbeit & Ökologie ist bei der Bio-Brotbox-Aktion in Huchting dabei, „weil gesunde Ernährung und ein nachhaltiger Umgang mit unseren Ressourcen essenziell für unsere Kinder ist“, so Wozniewski. Er leitet auch den schuleigenen Nutzgarten, wo die Kinder mit eigenen Augen einer Zucchini beim Wachsen zusehen können.
„Als Schule können wir nur versuchen, Einfluss zu nehmen“, schränkt Gebke Bode-Kirchhoff ein. Durch die Erfahrung mit dem Bio-Buffet sollen die Kinder als Multiplikatoren in ihre Familien hineinwirken. Aber es sind die Eltern, die das Frühstück für die Schulanfänger zubereiten. „Man könnte mal ausprobieren, die Eltern zum Frühstück mitzunehmen“, so die Schulleiterin. Vielleicht im nächsten Jahr.