Qigong, Sitzgymnastik und tiefsinnige Gespräche: Am Tag der offenen Tür haben sich Besucher Einblicke in das Programmangebot der Begegnungsstätte „Lange Aktiv Bleiben“ (LAB), Hoppenbank 2-3, verschaffen können. Die Lebensabend-Bewegung, als Verein Träger der Begegnungsstätte, wünscht sich weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die aktiv werden und sich damit auch im Rentenalter neue Perspektiven schaffen.
„Nur sitzen und zugucken reicht nicht, die sollen am besten gleich mitmachen“, sagt Ingrid Franz. Damit meint sie die Gäste, denen am Tag der offenen Tür das sportliche Programm der Begegnungsstätte „Lange Aktiv Bleiben“ (LAB) vorgestellt wird.
Im Eingangssaal des Hauses sind Tische und Stühle aneinander geschoben und dekoriert. Seniorinnen und Senioren aus verschiedenen Stadtteilen, wie zum Beispiel Arsten, Hastedt, Neustadt und Schwachhausen, haben es sich bei Kaffee und Tee gemütlich gemacht.
Gespräche und Sport
Ingrid Franz ist die Erste Vorsitzende des Vereins Lebensabend-Bewegung, den es seit 54 Jahren in Bremen gibt. Als Träger der LAB-Begegnungsstätte im Stadtteilhaus St. Remberti hat der Verein ein buntes Programm für den besonderen Tag organisiert, um einmal mehr auf das Angebot der Begegnungsstätte aufmerksam zu machen.
Das Programm umfasst zum Beispiel Billard und Tischtennis, Sitzgymnastik und Yoga, aber auch eine Gruppe für Frauen in der Krebsnachsorge, Gedächtnistraining, Gespräche über „Probleme im Alltag“ und „Wie es damals war – die Kriegsgeneration erinnert sich“. Die 74-jährige Ingrid Franz erinnert aber auch an das kulturelle Angebot der Begegnungsstätte, zum Beispiel an Ausflüge zu Museen. „Viele würden alleine solche Ausflüge nicht unternehmen, aber hier starten wir immer in Gruppen, dann ist niemand alleine unterwegs“, sagt sie. Die Träger der Begegnungsstätte registrieren derzeit 14 000 Besuche im Jahr, dem Verein Lebensabend-Bewegung gehören aber nur 135 Mitglieder an. Denn die Vereinsmitgliedschaft, die 60 Euro im Jahr kostet, ist keine Voraussetzung, um an den Angeboten der LAB-Begegnungsstätte teilzunehmen.
Zu den Vorstandsmitgliedern des Vereins gehört auch Peter Wedemeyer aus dem Ostertor. Der Diplom-Ingenieur im Ruhestand ist der Auffassung, dass die Offenheit dieser Begegnungsstätte einzigartig in Bremen ist. „Wir sind für jeden Vorschlag der Teilnehmer offen, solange wir das zeitlich stemmen können, stellen wir auch gerne unsere Räume zur Verfügung“, sagt der 69-Jährige.
Kurz nach dem Mittagessen kehrt im Saal wieder Ruhe ein, die Seniorinnen und Senioren machen es sich gemütlich an ihren Tischen und beobachten das Geschehen. Eine Expertin demonstriert ihnen, wie die chinesische Meditations- und Bewegungsform Qigong genutzt werden kann, um gesundheitsstärkende Entspannung zu erreichen.
Unter den Gästen sind auch Hildegard Düsterhof aus der Neustadt und Dimela Habelt aus Hastedt. Beide besuchen die Begegnungsstätte regelmäßig, weil sie gerne unter Menschen sind. „Anfangs konnte ich mir unter so einem Treffpunkt nichts vorstellen, aber inzwischen tut mir das sehr gut, denn so muss ich nicht mehr einsam zuhause bleiben“, sagt die 78-jährige Hildegard Düsterhof. Der Geselligkeit wegen ist auch Dimela Habelt oft in der Begegnungsstätte. „Mein Sohn hat mich nach dem Tod meines Mannes direkt hier angemeldet, damit ich nicht vereinsame“, sagt die 81-Jährige.
Viele Frauen kommen in die Begegnungsstätte, wenn sie verwitwet sind. Die Leiterin der Begegnungsstätte, Maren Wilkens, sieht hierin einen Grund dafür, dass der Frauenanteil in den Gruppen bei etwa 90 Prozent liegt. „Ältere Männer haben wir seltener, weil die es oft nicht so mit der Geselligkeit haben“, sagt die 49-Jährige aus der Neustadt, „zudem gibt es einfach nicht sehr viele Männer im hohen Alter.“ Die Sozialpädagogin hat die Leitung in der Begegnungsstätte vor drei Jahren übernommen und hat den Eindruck gewonnen, dass Jungsenioren ein paar Vorurteile haben. „Viele glauben, dass man erst 85 Jahre alt werden muss, um den ersten Schritt in eine Begegnungsstätte zu wagen.“ Aber das Betreten einer Begegnungsstätte mache nicht älter, sondern einfach aktiver. „Wir suchen Menschen Anfang 60, die sich auch nach dem Berufsleben noch neue Perspektiven schaffen wollen“, sagt Maren Wilkens.
Besucherin Monika Thein von Plottnitz aus dem Fesenfeld hat sich diese Perspektive vor vier Jahren geschaffen. Als die leidenschaftliche Tennisspielerin wegen Knieproblemen ihren Sport nicht mehr fortführen konnte, entdeckte sie die Tischtennisgruppe der LAB-Begegnungsstätte in unserer Zeitung. „Der Bericht im StadtteilKurier kam wie ein Segen für mich, seit dem spiele ich nämlich regelmäßig hier Tischtennis, irgendwann will ich mich auch noch dem Verein anschließen“, sagt die 72-jährige Fotografin.
„Lange Aktiv Bleiben“ (LAB), Hoppenbank 2-3. Näheres unter 32 60 49, Termine unter anderem auch in unserer Rubrik „Fit & aktiv“.