Die Sehnsucht der Menschen nach einer Rückkehr in ein Leben ohne Einschränkungen ist groß - und entsprechend auch die Bereitschaft, sich durch eine Impfung vor dem Coronavirus zu schützen: Wie aus einer repräsentativen Online-Umfrage des Kölner Marktforschungsinstituts Delta hervorgeht, ist eine Mehrheit von 70 Prozent dafür. Die Befragung hat der WESER-KURIER zu verschiedenen Fragen rund um die Auswirkungen der Pandemie in Auftrag gegeben.
Bundesweiter Durchschnitt bei rund 53 Prozent
Die höchste Impfbereitschaft signalisieren dabei sowohl die Gruppe der Männer als auch die der Menschen im Alter über 50 Jahre mit 76 Prozent beziehungsweise 77 Prozent. Zurückhaltender äußerten ihre Zustimmung mit jeweils 63 Prozent die Frauen und diejenigen der insgesamt 955 Teilnehmer der Leserbefragung, die zwischen 18 und 49 Jahre alt sind. Damit wäre eine Herdenimmunität in Bremen und umzu möglich, laut Wissenschaftlern müssten sich rund zwei Drittel der Bevölkerung gegen das Virus impfen lassen. Im bundesweiten Durchschnitt liegt die Bereitschaft laut einer Erhebung der Barmer-Krankenkasse niedriger, bei rund 53 Prozent. Gründe, die aus Sicht der Befragten gegen eine Impfung sprechen, sind die kurze Entwicklungszeit sowie Bedenken wegen möglicher Nebenwirkungen.
Die WK-Trend-Umfrage macht auch deutlich, dass die Menschen die Notwendigkeit von Einschränkungen an sich auf der einen, die konkreten Auswirkungen der Maßnahmen auf ihren Alltag auf der anderen Seite unterschiedlich beurteilen. So hält eine große Mehrheit die Verschärfung und Verlängerung des Teil-Lockdowns, die die Ministerpräsidenten und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in den vergangenen Tagen beschlossen haben, für sinnvoll. Dass im Moment der Sport vor leeren Rängen stattfindet, Turnhallen und Fitnessstudios geschlossen sind, akzeptieren ebenfalls die meisten – nicht aber, dass sie bis voraussichtlich mindestens Mitte Januar nicht in Cafés, Restaurants und Kneipen essen und trinken oder in Hotels übernachten dürfen. Vor allem die Schließung der Gastronomie halten insgesamt 57 Prozent der Befragten für unangemessen. In dieser Frage sind vor allem die Frauen (63 Prozent) und die jüngeren Befragten (59 Prozent) gegen das Verbot.
Nach wie vor fürchten offenbar viele Menschen, dass sie sich im öffentlichen Nahverkehr leichter als anderswo mit dem Corona-Virus infizieren können. Mehr als zwei Drittel gaben an, Busse und Bahnen zu meiden. Die Fahrzeuge der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) fahren laut Sprecher Jens-Christian Meyer tatsächlich leerer als sonst durch die Straßen. „Nach den Sommerferien waren wir im Vergleich zu den Vorjahresmonaten bei rund 75 Prozent der Fahrgäste, im Moment sind wir bei 60 Prozent“, sagt er. „Laut dem Robert-Koch-Institut besteht aber im öffentlichen Nahverkehr kein erhöhtes Ansteckungsrisiko.“ Ein weiterer Faktor, der weniger Menschen in Busse und Bahnen treibt, ist Meyer zufolge die Arbeit im Homeoffice. „Wir befürchten, dass sich die Lage insgesamt nicht grundlegend ändern wird, bis die Pandemie eingedämmt ist.“
Was das Virus ebenfalls den bisherigen Erfahrungen zufolge befeuert, ist der Trend zum Einkaufen im Internet. Viele Bremer Einzelhändler bangen um ihr Weihnachtsgeschäft. Eine ermutigende Nachricht für sie: Sechs von zehn Umfrageteilnehmern wollen Geschenke bewusst in der Innenstadt einkaufen. Ebenso gaben knapp drei Viertel der Umfrageteilnehmer an, keine Abstriche beim Weihnachtsbudget machen zu wollen. Jens Ristedt, Vorstand der City-Initiative: „Das ist ein erfreuliches Zeichen. Es ermutigt uns, dass viele Menschen wissen, dass sie uns unterstützen müssen.“ Die Händler hoffen laut Ristedt zudem auf ein Nachholbedürfnis der Kunden, wenn Corona auf dem Rückzug ist. „Das haben wir schon im Sommer nach dem ersten Lockdown deutlich gemerkt.“
Wird 2021 alles besser? Bei dieser Frage erweisen die Bremer ihrem Ruf die Ehre, als Hanseaten nicht unbedingt zum Überschwang zu neigen. Auf einer Skala von zehn („äußerst optimistisch“) bis eins („äußerst pessimistisch“) nennt mehr als die Hälfte der Befragten die Aussichten „mittel“.