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Hitzewelle in Bremen Wie die Bäume im Bürgerpark unter der Hitze leiden

Die Buchen im Bürgerpark und in der Stadt verlieren Blätter und Fichten sterben. Bremens Pflanzen leiden unter der Hitzewelle. Was Park und Stadt dagegen tun.
24.07.2019, 19:23 Uhr
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Wie die Bäume im Bürgerpark unter der Hitze leiden
Von Elena Matera

Wasser fließt aus dem langen Schlauch in die Erdkuhle – ein erfrischendes Bad für den Jungbaum. Dieser scheint in dem stehenden Wasser zu ertrinken. „Das täuscht“, sagt Waldemar Schneider, Gärtner im Bürgerpark. Er hält den Schlauch in der Hand, sein Blick ist konzentriert. Ein Jungbaum wie dieser brauche besonders viel Wasser, sagt er – rund 200 Liter pro Bewässerung. Das sind mehrere gefüllte Gießkannen. Schneider wartet bis das Wasser versickert ist. Dann füllt er die Erdkuhle erneut auf – das sei nötig. „Hier ist alles gerade viel zu trocken“, sagt Schneider. Der Gärtner arbeitet in einem der beiden Bewässerungstrupps im Bürgerpark. Bei der Hitze müssen sie von sieben Uhr morgens bis abends die Bäume und Büsche des Parks bewässern. Täglich schaffen sie allerdings nur ein kleines Stück von dem 200 Hektar großen Park.

„Das Bewässern ist gerade unsere Hauptaufgabe“, sagt Heiko Lustfeld. Er ist Obergärtner im Bürgerpark und besucht den Bewässerungstrupp bei den Jungbäumen.„Die Pflanzen stehen unter Trockenstress“, sagt er. Seit rund dreißig Jahren arbeitet Lustfeld im Bürgerpark, seit 19 Jahren ist er Obergärtner. Zwei so heiße Sommer hintereinander habe er in seiner Zeit dort noch nicht erlebt. Den meisten Pflanzen im Park gehe es zwar gut. An vereinzelten Stellen erkenne man hingegen deutliche Hitzeschäden. „Viele Bäume haben kleine Blätter, ausgedünnte Baumkronen, werfen Laub ab“, zählt Lustfeld auf. Es sind Folgen, die aus dem vergangenem, aber auch schon aus diesem Jahr stammen.

Geschwächte Bäume

Lustfeld zeigt auf einen Baum am Wegrand. Die Blätter sind nicht grün, sondern haben eine braune Farbe angenommen. „Diese Hainbuche macht schon Herbst“, sagt er. Andere Bäume im Park werfen komplett ihr Laub ab – ein ungewöhnliches Bild im Hochsommer. „Es ist eine Taktik der Bäume, sich vor der Hitze zu schützen“, sagt Lustfeld, „ihr Notfallplan.“

Die Bäume seien geschwächt. „Sie schützen sich vor der Verdunstung.“ Sie werfen daher nicht nur ihre Blätter ab. Auch Äste brechen vermehrt ab, fallen zu Boden. Der Notfallplan der Bäume gehe noch weiter. So setzen sie laut Lustfeld in diesem Jahr auch viel mehr Früchte an. Der Grund: Die Hitze signalisiert den Bäumen, dass sie sterben könnten. Sie produzieren daher mehr Früchte, um ihre Art erhalten zu können.

Am Fichtenhain bleibt der Obergärtner stehen. Eine der Fichten ist komplett braun gefärbt, ausgedünnt. Die Nadeln liegen verstreut auf der Erde. Die Fichte gleicht einem Weihnachtsbaum, der zu lange in der Wohnung stand. „Die hat aufgegeben“, sagt Lustfeld. Die tote Fichte soll im Herbst ersetzt werden. Auch die umliegenden Fichten im Hain fangen an einzugehen. Fichten seien laut Lustfeld besonders von der Hitze betroffen, da sie Flachwurzler sind. Ihnen gehe besonders schnell das Wasser aus. „Ich bin schon besorgt“, sagt Lustfeld. Noch sehe es im Park überwiegend grün aus. Doch je länger die Hitzeperioden dauerten, desto mehr litten die Pflanzen. „Wir tun alles Mögliche, um Schlimmeres zu verhindern“, sagt Lustfeld. „Nur das Wetter macht es uns eben nicht gerade leicht.“

Nicht nur im Bürgerpark stehen die Pflanzen unter Trockenstress. Auch im Rest der Stadt sind Hitzeschäden zu beobachten. „Wir machen uns bei den Stadtbäumen vor allem Sorgen um die Birke“, sagt Christina Ruschin, Sprecherin des Umweltbetriebs Bremen. Wie die Fichten gehören auch die Birken zu den sogenannten Flachwurzlern. Sie seien besonders empfindlich gegenüber der Hitze. „Sie sind geschwächt und werden es schwer haben, sich zu erholen. Einige sind bereits abgestorben.“ Viele Bäume würden laut Ruschin auch vorzeitig ihr Laub verlieren, ganz so wie die Pflanzen im Bürgerpark. Eine Bewässerung sei bei den hohen Temperaturen daher dringend notwendig. Die Jungbäume von bis zu drei Jahren werden bereits ohnehin vom Umweltbetrieb gewässert. Laut Ruschin sei es jedoch wichtig, dass auch die älteren Bäume genug Wasser erhalten.

Der Umweltbetrieb hat sich daher an den Senator für Umwelt Bau und Verkehr gewandt, um Unterstützung von den Feuerwehren erhalten zu können. Mit Erfolg: Am Dienstag hat die Freiwillige Feuerwehr zugesagt, die Stadtbäume zu bewässern. „Wir sind derzeit dabei, die Einsätze in den Bezirken zu planen“, sagt Ruschin. Auch auf dem Land leiden die Pflanzen unter der Hitze. „Ich habe noch keine Panik, aber ich blicke auf jeden Fall mit einem Stirnrunzeln auf die kommenden Wochen“, sagt Christian Kluge, Geschäftsführer des Bauernverbands Bremen. Im Vergleich zu anderen Bundesländern komme die Landwirtschaft in Bremen noch ganz gut weg. „Dennoch haben wir ein Wasserdefizit im Boden, das noch vom letzten Jahr da ist. Auch in diesem Jahr hat es zu wenig geregnet“, sagt Kluge.

Bauern sind besorgt

Die derzeitige Hitzewelle könnte bei der kommenden Heuernte zu Mangelerträgen führen. Das sei laut Kluge allerdings nur eine Prognose. Gerade auf die Maisernte blickt er besorgt. Im vergangenen Jahr fiel die Maisernte sehr schlecht aus. Mais ist besonders wichtig als Futter für die Viehbetriebe. Die Bauern hatten in diesem Jahr bereits keine Reserven mehr von der vergangenen Ernte, wie es normalerweise der Fall ist. Sie mussten daher Futter dazukaufen. Kluge hofft, dass es nicht noch einmal dazu kommen wird. „Wir können letztendlich nichts gegen die Hitze machen“, sagt er. „Wir sind auf das Wetter angewiesen und hoffen auf Niederschlag.“

Die Natur nehme Schaden, sagt Jens Tittmann, Sprecher der Umweltbehörde. „Die Bäume leiden unter den Temperaturen. Normal sind diese extremen Hitzeepisoden nicht.“ Der letzte Sommer habe bereits schwere Spuren hinterlassen. „Und jetzt geht es schon wieder los.“ All das sei auf die Klimaerwärmung zurückzuführen. Laut Tittmann sei es daher begrüßenswert, dass der Klimapolitik eine so zentrale Stellung in den Koalitionsverhandlungen gegeben wird. „Die aktuelle Situation der Bäume und der Pflanzen zeigt deutlich: Wir müssen da schwer gegenlenken.“

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