Nachdem ein per Post verschickter Sprengkörper am vergangenen Freitag für einen Großeinsatz der Polizei auf dem Potsdamer Weihnachtsmarkt sorgte, warnt die Polizei vor weiteren Paketbomben. Auch Privatkunden könnten betroffen sein. Bei verdächtigen Sendungen mahnt die Polizei zu besonderer Vorsicht.
Wann ist ein Paket verdächtig?
Stutzig machen sollten etwa Sendungen, die man gar nicht bestellt hat, sagt Stefanie Klaus, Sprecherin des Polizeipräsidiums in Potsdam. Auch falsch geschriebene Adressen oder unleserliche Absender könnten Anhaltspunkte für eine gefährliche Sendung sein – das zumindest kennzeichnete die Pakete in Frankfurt (Oder) und Potsdam. Gleiches gelte für Flecken auf der Verpackung, übermäßig viel Klebeband oder herausstehende Kabel und Drähte.
Was ist im Zweifelsfall zu beachten?
„Der Empfänger sollte das verdächtige Paket unter keinen Umständen öffnen“, sagt Polizeisprecherin Stefanie Klaus. Außerdem sollte er die Sendung nicht drehen oder schütteln. Die Polizei rät dazu, sie vorsichtig abzustellen, den Raum zu verlassen, potenziell bedrohte Personen im näheren Umfeld darüber zu informieren und die Polizei umgehend über den Notruf 110 zu alarmieren.

Mehr als sieben Millionen Pakete täglich transportiert der Logistikkonzern DHL in der Weihnachtszeit. Alle zu überprüfen, sei nicht möglich, sagte eine Sprecherin des Konzerns.
Was unternimmt DHL?
Bisher beschränken sich die Bemühungen des Unternehmens darauf, Kunden und Mitarbeiter auf die bestehende Gefahr aufmerksam zu machen. Jedes einzelne der mehr als sieben Millionen Pakete zu kontrollieren, die in der Weihnachtszeit täglich transportiert würden, sei nicht möglich, sagt DHL-Sprecherin Maike Wintjen. Das Logistikunternehmen unterstütze aber die Ermittlungen und stelle alle notwendigen Informationen für eine schnelle Aufklärung zur Verfügung.
Was ist passiert?
Innerhalb weniger Minuten hatte eine Paketbombe am vergangenen Freitag Teile des Potsdamer Weihnachtsmarkts lahmgelegt. Versendet worden war sie an eine Apotheke in unmittelbarer Nähe des Marktes. Zunächst war unsicher, gegen wen sich der versuchte Anschlag richten sollte. Inzwischen ist klar: Der Sprengkörper diente der Erpressung des Paketdienstes DHL. Der oder die Täter fordern mehrere Millionen Euro und drohen mit weiteren Bomben.
Die Sendung enthielt eine Blechbüchse mit Nägeln, Drähten, Batterien, ein verdächtiges Pulver sowie einen in Deutschland verbotenen Sprengkörper. Die nach einer ersten Einschätzung der Ermittler für nicht zündfähig befundene Bombe hätte durchaus explodieren können, sagte Brandenburgs Innenstaatssekretärin Katrin Lange am Donnerstag im Innenausschuss des Landtags. „Es war eine Sprengvorrichtung, die bei einer Umsetzung erhebliche Gefahr für Leib und Leben bedeutet hätte.“
Die Behörden gehen davon aus, dass der oder die Täter nicht zum ersten Mal einen Sprengkörper in den Umlauf brachten. Bereits am 6. November war eine bei einem Online-Händler in Frankfurt (Oder) entdeckte Paketbombe als verdächtig eingestuft worden. Die Sendung sei daraufhin von Spezialisten der Polizei untersucht worden. „Auch dabei handelte es sich um eine unbekannte Spreng- und Brandvorrichtung“, sagte Lange. „Wir gehen davon aus, dass auch diese Sendung von dem Erpresser aufgegeben wurde.“
Wurden weitere Bomben verschickt?
Bislang haben sich alle seither bei den Polizeidienststellen gemeldeten Pakete als ungefährlich herausgestellt. Besonders im Raum Berlin-Brandenburg mehren sich in den vergangenen Tagen die Fehlalarme. Unerwartet früh zugestellte Weihnachtsgeschenke oder Werbesendungen riefen mehrfach Sprengstoffexperten auf den Plan.
Auch in anderen Regionen Deutschlands stieg die Alarmbereitschaft, wie ein Beispiel vom Nikolaustag im rheinland-pfälzischen Cochem zeigt. Wegen eines Nikolauspakets ohne Absender hatte der Empfänger die Polizei gerufen, die aus Sicherheitsgründen kurzerhand den Marktplatz evakuieren ließ und Sprengstoffexperten des Landeskriminalamts herbeirief. Doch auch hier folgte dann die Entwarnung. Bei der Bremer Polizei seien bislang keine Notrufe wegen verdächtiger Pakete eingegangen, sagt Sprecherin Jana Schmidt. Die zu erhöhte Alarmbereitschaft sei zu begrüßen, sagt Polizeisprecherin Klaus. Die Polizei nehme die Drohung der Erpresser, weitere Paketbomben auf den Weg zu bringen, sehr ernst. „Wir halten es für wahrscheinlich, dass die Täter noch einmal Sprengkörper verschicken.“
Wie weit sind die Ermittlungen?
Nach bislang 113 Hinweisen zu der Paketbombe und dem DHL-Erpresser laufen die Ermittlungen der Brandenburger Polizei weiter in alle Richtungen. „Es werden mögliche Zeugen befragt und Kontakte zu Hinweisgebern aufgenommen“, sagt Polizeisprecherin Stefanie Klaus. Die Sonderkommissionen „Quer“ arbeite mit Hochdruck an dem Fall. Experten untersuchten weiter die Paketbombe, die bei dem Einsatz in der vergangenen Woche zerstört wurde. Weitere Spuren würden gesichert. Auch Beweisstücke der im November in Frankfurt gefundenen Bombe würden noch einmal überprüft.