„Ich erklär euch das jetzt mal, hört gut zu“, beginnt Pascal Schink seine Einweisung. Gespannt steht eine Gruppe Jugendlicher vor dem „Laser-Raider“ - dem neuen Angebot auf dem Vegesacker Markt.
Einige futuristisch aussehende, schwarz glänzende Waffen mit bunten Dioden dran liegen auf einem Tisch. Hinter Pascal Schink wabert eine gigantische Hüpfburg im Abendwind. Durch ein Gebläse wird Luft in die Konstruktion geblasen.Im Inneren wartet ein abgedunkeltes Labyrinth mit etlichen kleinen Fenstern und Türöffnungen auf Spieler. Wer will, kann vor Beginn schon mal kostenlos einen Blick ins Innere werfen und durch den engen Plastikschlitz an der Vorderseite klettern. „Das nannte mal jemand Deutschlands größten Geburtskanal“, sagt Schink und lacht.
Keine Farbflecken
Kunststoffwesten oder hartnäckige Farbflecken wie beim Paintball gibt es beim Laser-Raider nicht, stattdessen Lasergewehre und Stirnbänder mit Sensoren. „Wir arbeiten mit LED- unterstützten Infrarotsignalen – im Prinzip ist das wie bei der Fernbedienung am TV-Gerät“. Mit Laserpointern will Schink bewusst nichts zu tun haben. „Die können vermutlich Augenschäden hervorrufen“, sagt er und bezeichnet seinen Laser-Raider als „sehr sauber und eigentlich humanistisch“.
Als Berufsbezeichnung gibt der Mann aus Hunzen bei Holzminden „Spiele-Erfinder“ an. Seine Laser-Hüpfburg samt Ausrüstung und Schink selbst als Einweiser kann man auch für private Veranstaltungen mieten. „Ab 20 Leute gilt das als Event, dann wird’s teurer.“ Als zweites Standbein veranstaltet er mittelalterliche Rollenspiele.
Aufgeregt folgen die jungen Heroen den Anweisungen des Betreibers. „Eigentlich spielt jeder gegen jeden, aber ihr könnt auch Teams bilden. Ihr habt vier Treffmöglichkeiten – drei Punktsensoren am Kopf und einen am Körper. Ihr müsst punktgenau treffen, wenn ihr euch die Leben nehmt, es gibt keine Toleranzgrenze.“ Die jungen galaktischen Kämpfer verstehen den Insiderjargon sofort und nicken vielsagend mit den Köpfen.
Für die spätere Auswertung der erbrachten „Schussleistung“ an einem Computer muss vorab entschieden werden, welchen Fantasienamen die Kontrahenten annehmen wollen. „Wer will Hulk sein, wer ist Pinky, wer Brain, Neo oder Rambo?“ Jedes der etwa vier Kilo schweren Lasergewehre, allesamt Sonderanfertigungen aus den USA, trägt einen aus Science Fiction- oder Action Filmen entlehnten Namen. Im Moment des Abfeuerns ist ein Mündungsfeuer zu sehen: „Ihr verratet euch also, wenn ihr schießt.“ Schnell noch erfahren die Kämpfer alles Wissenswerte über das Nachladen: „Nach 60 Schuss müsst ihr nachladen. Wer häufig feuert, muss häufig nachladen!“
Spezielle Soundeffekte
Spezielle Soundeffekte signalisieren, dass der „Feind“ getroffen wurde. Selbst mit Blick auf die orthopädisch optimale Haltung hat Spielemeister Schink einen Tipp parat: „Drückt euch das Gewehr tief in die Schulter rein und verteilt das Gewicht.“ Genau aus diesem Grund bekommen Teilnehmer bis zwölf Jahre ein leichteres Kindergewehr ausgehändigt. Fünf Euro kostet der Spaß pro Spiel. Schink lässt die „Kleinen“ gern mal bis zu 30 Minuten spielen. Für die Erwachsenen sind zehn Minuten vorgesehen: „Länger schafft man das in der Regel nicht, das ist körperlich und mental total anstrengend.“
Die 17-jährige Jana bekommt ein Gewehr in der leichten „Damenversion“ angeboten, das allerdings kein Rotpunktvisier hat. „Damit kann ich sowieso nichts anfangen, macht nichts“, lacht sie. Nach einem kurzen Countdown entschwinden die beiden Teams, die sich schnell gebildet haben, nun im Inneren des Labyrinths. Dort beginnt das eigentliche Spiel. Nur wenige flackernde Lichter durchbrechen die Dunkelheit im Innern des elf mal elf Meter großen Zelts. Die Jugendlichen stürmen durch das Labyrinth, verkriechen sich in finsteren Ecken und zielen mit Lichtmarkieren auf die Sensoren an den Körpern der Gegner. Einige Jungen machen Hechtsprünge und rollen sich am Boden ab. Eine intensive Mischung aus zischenden Lasergeräuschen, lauten Flüchen und grollenden Drohgebärden liegt in der adrenalingeschwängerten Luft. Erschöpft stürmen die Spieler nach zehn Minuten wieder aus dem Zelt. Schink wertet nun Chipkarten aus den einzelnen Gewehren aus und berechnet, wer die meisten Punkte erzielt hat. Der 17-jährige Brandon alias Goya hat sich am besten geschlagen und blickt stolz in die Runde.
Natürlich gebe es den einen oder anderen Mahner, der Spiele wie diese als martialisch und aggressionsfördernd ansehe. Schink sieht das anders. „Aggressionen sind ohnehin in uns allen vorhanden. Diese Kämpfe sind eine optimale Gelegenheit, das spielerisch zu kanalisieren“. Außerdem werde beim Laser-Raider-Duell nebenbei die Teamfähigkeit gestärkt: „Hier kommen ja Leute zusammen, die danach wahrscheinlich nie wieder etwas miteinander zu tun haben und müssen sich aufeinander einstellen.“