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Zahl der Neubauten in Bremen gesunken Weniger neue Wohnungen

Auf der einen Seite sind 2020 im Land Bremen weniger neue Wohnungen fertig geworden. Doch gleichzeitig ist in der Stadt die Zahl der Baugenehmigungen leicht gestiegen.
11.05.2021, 20:08 Uhr
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Von Florian Schwiegershausen

Sowohl in Bremen als auch in Bremerhaven ist die Zahl der fertiggestellten Wohnungen verglichen mit dem Vorjahr gesunken. Das geht aus aktuellen Zahlen des Statistischen Landesamts hervor. So wurden in der Stadt Bremen 1550 Wohnungen für den Einzug fertig. Das sind 173 weniger als noch 2019. In Bremerhaven waren es 295, was einem Minus von 172 Wohnungen entspricht.

Gleichzeitig hat die Zahl der Baugenehmigungen in der Hansestadt leicht zugenommen. Hier waren es im vergangenen Jahr 1826 genehmigte Wohneinheiten. Verglichen mit 2019 ist das ein Plus von 194. In Bremerhaven sank die Zahl der Baugenehmigungen dagegen um 236 auf 233. Der Großteil der Baugenehmigungen wird für Neubauten erteilt.

Viele neue Wohnungen in der Überseestadt und der Neustadt

So entstanden 2020 in der Stadt Bremen 402 neue Wohngebäude mit insgesamt 1311 Wohnungen. Die meisten Wohnungen entstanden in Walle, hier besonders in der Überseestadt. Dort sind auch im vergangenen Jahr schon die meisten Baugenehmigungen erteilt worden. Es waren 508, gefolgt von der Neustadt mit 328 Wohnungen. Das Landesamt für Statistik weist darauf hin, dass zwischen Baugenehmigung und der Fertigstellung durchschnittlich etwa zwei Jahre vergehen.

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David Huber vom Landesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen Niedersachsen/Bremen gibt zu bedenken, dass man bei dieser Statistik in Zyklen denken müsse: "Je größer ein Wohnkomplex ist, der gebaut wird, desto mehr Wohnungen werden auf einmal fertig." Wenn dann eine riesige Wohnanlage abgeschlossen werde, die vielleicht sogar über zwischen 300 bis 400 Wohnungen verfüge, schlage sich das entsprechend überproportional in der Statistik nieder. Huber nennt hier als konkrete Beispiele die Gartenstadt Werdersee oder auch das Neubauprojekt von Zechbau am Europahafen.

Ziele im Koalitionsvertrag

Im Koalitionsvertrag der rot-grün-roten Landesregierung heißt es: "Wir wollen die Voraussetzungen für 10.000 zusätzliche Wohnungseinheiten in dieser Wahlperiode schaffen." Nimmt man die Zahlen des Statistischen Landesamtes, dann wurden in der Zeit von 2016 bis 2020 im Land Bremen 8915 Neubauten fertig. Der Sprecher des Bauressorts, Jens Tittmann, zeigt ie konkrete Sprachregelung im Koalitionsvertrag auf: "Dort steht nirgendwo, dass 10.000 neue Wohnungen schlüsselfertig bis Mitte 2023 fertig sind. Das ist ein himmelweiter Unterschied."

Laut Tittmann braucht es vom ersten Antrag bis zur Genehmigung in Bremen im Durchschnitt 91 Tage - wenn der Antrag vollständig ist und keine Nachfragen bestehen: "Es wird mehr genehmigt als umgesetzt. Wir haben hier also keinen Stau bei den Baugenehmigungen. Davon liegen genügend vor." Damit will Tittmann ausschließen, dass die Verwaltung der limitierende Faktor sei. Gleichzeitig verweist er auf die seit Jahren boomende Baubranche: "Hier sieht man, dass bundesweit die Grenzen des Wachstums erreicht sind."

Auf dem Weg zur elektronischen Bauakte

Was im vergangenen Jahr allerdings an Fahrt aufgenommen hat, ist die Digitalisierung. Doch wie sieht das in Bremens Verwaltung mit der elektronischen Bauakte aus? "Da sind wir momentan in der Abstimmung", sagt Tittmann. Auch in Pandemiezeiten sei das Bauamt handlungsfähig. Die Beschäftigten würden sich im Amt aus den Antragsvorlagen die nötigen Unterlagen und Informationen verschaffen, mit denen sie dann daheim im Homeoffice weiterarbeiten - unter Berücksichtigung des Datenschutzes.

David Huber vom Verband der Immobilienunternehmer hat auch davon gehört: "Bei uns kommt an, dass die Beschäftigten dort ziemlich frustriert sind. Die fahren ins Bauamt, drucken sich die benötigten Unterlagen aus, fahren nach Hause ins Homeoffice und anschließend mit der fertigen Arbeit zurück ins Büro, scannen es ein, und dann geht das seinen Weg." Huber sieht Bremens Verwaltung momentan noch weit entfernt von der elektronischen Bauakte. Laut Huber berichten ihm die Bauträger übereinstimmend: "Wenn Sie eine PDF-Datei im A3- oder A2-Format schicken, gerät das Bauamt an seine Grenzen, weil die Drucker dann nicht mehr ausreichen." Die Datenflut nehme außerdem zu, weil das Amt immer detaillierter abfrage: "Früher stand im Antrag der Bau einer Treppe. Dazu wird heute zusätzlich beispielsweise die Zahl der Stufen abgefragt."

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Der Geschäftsführer von Haus & Grund Bremen, Ingmar Vergau, ist gleichzeitig ehrenamtlicher Richter beim Arbeitsgericht, und weiß aus der Praxis: "Hier geht es um wesentlich sensiblere Daten, die elektronisch zu transportieren sind." Deshalb sieht Vergau die Sache mit dem Datenschutz in der Bauverwaltung zum Teil als Ausrede, die eigentlich nicht sein dürfte: "Auch bei den Baugenehmigungen muss die öffentliche Hand besser werden."

Und zum möglichen Vorwurf, dass nach einer erteilten Genehmigung nicht gebaut werde, sagt Vergau: "Wie holt man sich denn Investoren nach Bremen, die hier bauen möchten? Bestimmt nicht durch Regulierungen wie eine Mietpreisbremse oder eine Kappungsgrenzenverordnung."

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