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Endgültiges Aus für Bremer Reederei 224 Beluga-Mitarbeiter zu Juni entlassen

Bremen. Die Bremer Reederei Beluga wird offenbar endgültig abgewickelt. Die vorläufigen Insolvenzverwalter sehen nach Informationen des WESER-KURIER offenbar keine Fortführungschance mehr für das finanziell schwer angeschlagene Unternehmen.
23.05.2011, 17:01 Uhr
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Von Krischan Förster

Bremen. Die Bremer Reederei Beluga wird offenbar endgültig abgewickelt. Die vorläufigen Insolvenzverwalter sehen nach Informationen des WESER-KURIER offenbar keine Fortführungschance mehr für das finanziell schwer angeschlagene Unternehmen.

Danach kümmern sich noch 65 Angestellte um die endgültige Abwicklung des Unternehmens. 70 Mitarbeiter will die neugegründete Schwergutreederei Hansa Heavy Lift (HHL) übernehmen. Laut den Insolvenzverwaltern wird das Schwergutgeschäft, mit dem Beluga zu einem der weltweiten Marktführer geworden war, künftig nur noch von der neuen Reederei Hansa Heavy Lift in Bremen fortgeführt. Diese Firma war vom US-Finanzinvestor Oaktree gegründet worden und soll ebenfalls zum 1. Juni offiziell starten. Oaktree war im Sommer 2010 als Kapitalinvestor bei Beluga eingestiegen und hatte im März 2011 die Kontrolle über das 1995 gegründete Unternehmen übernommen. Zuvor war Firmengründer Niels Stolberg im März 2011 entmachtet worden.

Zu Hansa Heavy Lift wechselt nun eine Kernmannschaft von etwa 70 ehemaligen Beluga-Angestellten. Das teilte Insolvenzverwalter Edgar Grönda gestern bei einer Pressekonferenz im Beluga-Sitz auf dem Teerhof mit. Zu Beginn des Insolvenzverfahrens hatten noch 671 Menschen für Beluga gearbeitet. Laut Grönda hätte man in den vergangenen Monaten bereits 209 Aufhebungsverträge mit Angestellten geschlossen, die freiwillig aus dem Unternehmen ausgeschieden seien. 224 Mitarbeiter würden nun zum 1. Juni gekündigt. Außerdem zählten Dutzende Freelancer zum Beluga-Personal, die sich nun nach neuen Auftraggebern umsehen müssen. Noch unklar ist die Zukunft von sieben Auszubildenden. 65 Mitarbeiter blieben weiterhin im Unternehmen, um sich um die endgültige Abwicklung des selbigen zu kümmern. Diese Gruppe habe man sehr akribisch ausgewählt, da sie als Wissensträger dazu beitragen solle, das frühere Geschäftsgebaren der Reederei zu durchleuchten, erklärte Grönda. "Es handelt sich hier um eine Kriminalinsolvenz, bei der wir eng mit der Staatsanwaltschaft zusammenarbeiten", sagte der Jurist.

Grönda betonte, dass er bei allen Vorgängen eng mit dem amerikanischen Investor Oaktree kooperiere. Nachdem Gläubiger zahlreiche Beluga-Schiffe zeitweise aus dem Verkehr gezogen hätten, sei der Finanzinvestor der einzige gewesen, der die Kosten zum Wiederanfahren der Schiffe übernehmen wollte. Rund 20 Millionen US-Dollar (14,1 Millionen Euro) habe Oaktree bisher eingesetzt, um die Schiffe wieder flottzumachen.

Eine Rettung der ursprünglichen Beluga-Reederei ist nach Meinung der Insolvenzverwalter nicht mehr möglich gewesen. Nachdem eine Reihe von Dritt-Reedern entschieden habe, an Beluga keine Schiffe mehr zu verchartern, sei dem Unternehmen in seiner alten Form die Geschäftsgrundlage entzogen gewesen.

Laut Oaktrees Vize-Präsident Roger Iliffe, der gleichzeitig Übergangschef der neuen Schwergutreederei ist, verfügt Hansa Heavy Lift momentan über 16 Frachter. Davon gehören allerdings derzeit noch sieben Schiffe zur Beluga-Gruppe. Sie sollen nach den Worten Gröndas an Oaktree verkauft werden, um mehr Insolvenzmasse zu erhalten. Iliffe kündigte außerdem an, dass er die Flotte um sieben Neubauten auf insgesamt 23 Schiffe aufstocken wolle. Außerdem wolle HHL Ende dieser Woche einen Auslandsstandort in Singapur und Ende des Jahres einen weiteren in Houston eröffnen. Die Zukunftsaussichten für die neue Schwergutreederei bewertete Iliffe zurückhaltend. "Der Markt ist schwer bis Mitte 2012, aber Oaktree plant ein langfristiges Investment", sagte er.

Zu Berichten des WESER-KURIER, nach denen Oaktree in Gesprächen Niels Stolberg um eine Rückkehr ins Unternehmen gebeten haben soll, sagte Iliffe: "Als Berater brauchen wir Herrn Stolberg nicht, auch als Mitarbeiter nicht."

Für weite Teile der weit verzweigten Reederei-Gruppe waren im März Insolvenzanträge beim Bremer Amtsgericht eingegangen. Oaktree hatte dies mit erheblichen Liquiditätsschwierigkeiten begründet und Stolberg sowie weitere Führungskräfte bei der Bremer Staatsanwaltschaft wegen Bilanzfälschung und Betruges angezeigt. Bei Beluga soll es demnach Scheingeschäfte in Millionenhöhe gegeben haben, um über die wahre wirtschaftliche Lage hinwegzutäuschen, lautete der Vorwurf. Stolberg hatte seinerseits Oaktree beschuldigt, sein Unternehmen bewusst in die Insolvenz gedrückt zu haben. Auch Schiffsfinanzierer wie der Vorstand des Emissionshauses HCI hatten den US-Finanzinvestor kritisiert und darauf verwiesen, dass aus ihrer Sicht eine Insolvenz vermeidbar gewesen sei.

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