Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Umbau der Bremer Landesbank 750 Beschäftigte werden umquartiert

Bremen. Das Gebäude der Bremer Landesbank wird abgerissen, an derselben Stelle wird bis 2016 ein Neubau entstehen. Der Betrieb soll während der Bauphase möglichst ungestört weiterlaufen. Das erfordert eine umfassende Planung.
30.01.2012, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Annemarie Struss-v. Poellnitz

Bremen. Eine Baustelle mitten in der Stadt, in unmittelbarer Nähe zum Weltkulturerbe Rathaus und Marktplatz, stellt alle Beteiligten vor besondere Herausforderungen. Das Gebäude der Bremer Landesbank wird abgerissen, an derselben Stelle zwischen Katharinenstraße und Domshof, wird bis 2016 ein Neubau entstehen. Für Kunden und Beschäftigte soll der Betrieb während der Bauphase möglichst ungestört weiterlaufen. Das erfordert eine umfassende Planung - und die läuft auf Hochtouren.

Die grundlegenden Entscheidungen sind gefallen. Das Londoner Architektenbüro Caruso St. John Architects, das siegreich aus dem Wettbewerb hervorgegangen ist, hat seine Pläne nach den Wünschen der Auftraggeber und des Denkmalpflegers angepasst. So sollte etwa ein Teil des Daches stärker Elemente des historischen Nachbargebäudes annehmen. Jetzt geht es an die Feinplanung. Dafür sind Jürgen Elbin, Geschäftsführer der BLB Immobilien, und Matthias Hellman verantwortlich. Hellmann ist bei der Bremer Landesban (BLB) zuständig für den Bereich "Operations", in dem alle Großprojekte gebündelt sind. Er vertritt damit auch die Bank als Bauherrn.

Erste Anzeichen für die bevorstehenden Veränderungen sind nicht mehr zu übersehen: Schmidt's Bar Ecke Katharinenstraße/Liebfrauenkirchhof hat geschlossen, der B&O-Laden ist umgezogen, von der Katharinenstraße an den Wall, weitere Ladenlokale in der Katharinenstraße sind ebenfalls leer. An der Ecke Katharinenstraße/Katharinenklosterhof, wo bis vor kurzem ein Schuhgeschäft war, wird bereits umgebaut. Hier entsteht der Zugang für die Kundenhalle, die bis zur Einweihung des neuen Gebäudes Anfang 2016 dort untergebracht wird.

Auszug, Umzug, Neubau: Von A nach B, C und D - das spielen Elbin und ein zehnköpfiges Team schon mal theoretisch durch. A steht für das jetzige Hauptgebäude der Bank am Domshof. Das muss bis zum Winter geräumt werden, damit der Abriss beginnen kann. Kundenhalle, Berater, Wertpapierhandelssaal, Vorstand - insgesamt 400 bis 450 Beschäftigte sind anschließend in Gebäude B untergebracht, das ebenfalls der Landesbank gehört und zum Teil heute schon selbst genutzt wird. Die Mieter aus der Ladenzeile an der Katharinenstraße sind weitgehend ausgezogen. In der Katharinen-Passage bleibt bis auf das Eckgeschäft alles beim Alten.

Rund 350 Beschäftigte, die nicht direkt mit Kunden zu tun haben, ziehen um in die Obernstraße (Gebäude D). Hier, in den fünf Etagen über Peek & Cloppenburg, wird das sogenannte Backoffice konzentriert, Tätigkeiten, die nicht direkt mit Kunden zu tun haben wie die Bearbeitung von Kreditanträgen und Kontobewegungen. Dort war früher die Adca-Bank und danach die Bremer Wertpapierbörse. Das Gebäude gehört der BLB-Immobilien und hat nach einer Modernisierung schon die nötige Ausstattung für den Bankbetrieb.

Ein zusätzliches Angebot entsteht in der Ladenzeile direkt am Liebfrauenkirchhof. Dort wo die Gastronomie vom Delano jetzt neben den Reformhaus Lichte eine Café-Bar betreibt, richtet die Landesbank ein Selbstbedienung-Center mit Automaten für Überweisungen, Kontoauszüge und zum Geldabheben her (Gebäude C).

In einer Machbarkeitsanalyse spielen Elbin und Hellmann den gesamten Bauablauf Zug um Zug möglichst genau durch. Ende Februar/Anfang März wollen sie mit ihrer Analyse fertig sein. Nächste Schritte sind dann Baugenehmigung und Ausführungsplanung. Erst dann können die Aufträge für Abriss und Neubau ausgeschrieben werden. Elbin rechnet damit, dass es etwa Mitte 2012 so weit sein wird.

Parallel dazu müsse der Umzug der Mitarbeiter abgeschlossen sein, sagt Hellmann. Schon im April wechseln die ersten Beschäftigten in die Obernstraße. Bis zum 25. Juni soll Gebäude B in der Katharinenstraße teilweise frei sein. Bis zum Oktober wird dann dort umgebaut. Ende November ist die Übergangskundenhalle fertig. Bis Ende dieses Jahres soll das Hauptgebäude am Domshof leer sein, damit der Abriss beginnen kann.

"Die Kantine geht ganz zuletzt raus", sagtMatthias Hellmann. Die Beschäftigten müssten während der Bauphase "fremdessen", es gebe Gespräche mit anderen Unternehmen in der Innenstadt. Es geht immerhin um 350 bis 400 Essen am Tag.

Anfang 2013 wird die Innenstadt zur Großbaustelle. Der Bauzaun werde sehr eng um das alte Gebäude herum entstehen, um die Beeinträchtigungen möglichst gering zu halten, so Elbin. Trotzdem erfordere ein solches Projekt im Zentrum eine Reihe von Abstimmungen. Die Feuerwehrzufahrten müssen gesichert sein, der Markt auf dem Domshof soll weiter stattfinden, ebenso der Blumenmarkt auf dem Liebfrauenkirchhof. Der Denkmalpfleger ist immer mit dabei, ebenso die Baubehörde und das Amt für Straßen und Verkehr, denn für die Baufahrzeuge soll ein Ringverkehr eingerichtet werden, um Staus zu vermeiden.

Der Abriss des alten Gebäudes wird Monate dauern. "Das geht nur nach und nach", sagt Elbin. Würde man alles auf einmal abreißen, geriete die Statik der Nachbargebäude in Gefahr. Bis Ende 2013 sollen viele Tonnen Bauschutt abgeräumt sein, erhalten bleibt nur die historische Fassade Richtung Liebenfrauen-Kirchhof und Katharinenstraße. Mit Überraschungen, etwa durch archäologische Funde, rechnet Bauherr Hellmann nicht: "Die Bremer Landesbank hat keine Leichen im Keller", lacht er.

70 Prozent weniger Bauverkehr

Geht alles nach Plan, kann Ende 2013 mit dem Neubau begonnen werden, Anfang 2016 soll das neue Domizil der Bank am alten Platz bezugsfertig sein.

Die beste Garantie dafür, dass alles reibungslos klappt, ist laut Elbin eine sorgfältige Vorbereitung. Die Logistik für eine derartige Baustelle im Stadtzentrum ist besonders kompliziert. Zudem haben sich die Planer ehrgeizige Ziele gesteckt: Sie wollen Abriss und Bau mit bis zu 70 Prozent weniger Lastwagenverkehr als üblich hinbekommen. Das verursacht weniger Kosten und weniger Umweltbelastung.

Beim Abriss wird der Bauschutt weitgehend vor Ort getrennt, denn möglichst viel Material soll recycelt werden. Da auf der Baustelle selbst kaum Material gelagert werden kann, wird es ein Logistiklager außerhalb der Innenstadt geben. "Normalerweise werden Materialien innerhalb von anderthalb Wochen verarbeitet", sagt Elbin. "Hier muss alles möglichst innerhalb eines Tages verbaut werden, vom Mörtel bis zur Kloschüssel", erklärt Elbin. Deshalb fahren volle LKWs die Baustelle dann an, wenn das Material gebraucht wird. Dann laden sie Bauschutt und fahren möglichst voll zurück zum Logistiklager. Das geht nur mit dezidierter Planung für die Taktung, für Größe sowie Be- und Entladung der Laster, je nach Bedarf der Baustelle. Pannen, wie etwa bei der Elbphilharmonie, soll es nicht geben.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)