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Fliegen mit Wasserstoffantrieb Neues Airbus-Entwicklungszentrum in Bremen

Bis 2035 will Airbus ein Flugzeug mit Wasserstoffantrieb vorstellen. Bremen soll bei der Entwicklung eine wichtige Rolle spielen, teilte der Konzern nun mit.
14.06.2021, 15:12 Uhr
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Neues Airbus-Entwicklungszentrum in Bremen
Von Peter Hanuschke

Der Bremer Airbus-Standort bekommt ein neues Forschungszentrum: Es geht dabei um die Weiterentwicklung von metallischen Wasserstofftanks. Ein weiteres dieser sogenannten Zero-Emission Development Zentren (ZEDC) entsteht außerdem in Nantes in Frankreich. Ziel des ZEDC sei es, eine kosteneffiziente Herstellung von kryogenen Tanks zu erreichen, um die erfolgreiche künftige Markteinführung des ZEROe-Konzepts zu unterstützen sowie die Entwicklung von Wasserstoff-Antriebstechnologien zu beschleunigen, teilt der Konzern mit. Kryogener Wasserstoff, kurz LH2, ist tiefgekühlter Wasserstoff bei rund minus 250 Grad Celsius, der dann flüssig ist.

Mit dem ZEROe-Konzept will Airbus verdeutlichen, wie künftig mit Wasserstoff statt mit Kerosin eine Fortbewegung am Himmel möglich sein soll. Der Flugzeugbauer will aus diesen insgesamt drei Konzepten bis 2035 ein flugfähiges Lufttransportmittel entwickeln. Die Rolle des künftigen Zentrums in Bremen ist dabei von besonderer Bedeutung: Denn das Design und die Integration von Tankstrukturen sei entscheidend für die Leistung eines künftigen Wasserstoffflugzeugs.

"Und für Bremen ist diese Entscheidung außerdem ein wichtiger Baustein in der Zukunftsstrategie des Standortes", sagte ein Airbus-Sprecher. 2023 soll das Zentrum betriebsbereit sein. "Wir bündeln jetzt sozusagen die Kompetenzen und nutzen dafür die jahrzehntelangen Erfahrungen, die die Mitarbeiter innerhalb des Konzerns bei Airbus Defence and Space und der Ariane Group mit Flüssigwasserstoff-Tanksystemen in Bremen gesammelt haben."

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 „Wir sind in der Lage, in enger Zusammenarbeit Technologien sowohl für die zivile Luftfahrt als auch für die Raumfahrt zu entwickeln", sagt Joachim Betker, Werk- und Standortleiter. Das ZEDC werde eine Schlüsselrolle für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Bremen spielen. „Die Entscheidung, diese Tankaktivitäten in Bremen zu konzentrieren, liegt auf der Hand, da wir von der jahrzehntelangen Erfahrung von Airbus Defence and Space und der Ariane Group vor Ort im Bereich Flüssigwasserstoff profitieren."

Das ZEDC in Bremen wird sich laut Airbus zunächst auf die Systeminstallation sowie auf die gesamten kryogenen Tests der Tanks konzentrieren. Darüber hinaus werde das ZEDC von dem breiten Forschungsumfeld am Standort Bremen zum Thema Wasserstoff wie dem Forschungs- und Technologiezentrum (Ecomat) und von weiteren Synergien aus der Luft- und Raumfahrt profitieren, ist der Flugzeugbauer überzeugt.

Der Bremer Senat hatte in diesem Zusammenhang im April einen Forschungsverbund auf den Weg gebracht, der die Entwicklung von LH2-Tanks aus carbonfaserverstärktem Kunststoff in den Blick nimmt. Daran beteiligt ist das Faserinstitut Bremen im Kontext des Technologiezentrums Ecomat in enger Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt.

Am Standort Nantes will der Flugzeugbauer nach eigenen Aussagen vom dortigen Wissen über metallische Strukturtechnologien im Zusammenhang mit dem Flügelmittelkasten einschließlich des sicherheitstechnisch anspruchsvollen Mitteltanks für Verkehrsflugzeuge profitieren.

Im Einklang mit den Wasserstoff-Ambitionen in Norddeutschland und der Region Pays de Loire hat sich Airbus zum Ziel gesetzt, die branchenübergreifende Zusammenarbeit zu fördern, um den allgemeinen Übergang zu Wasserstoff-Antriebstechnologien sowie die damit verbundene Infrastruktur am Boden in der Region zu unterstützen.

Zu den Projekten in Norddeutschland gehört unter anderem der Aufbau eines Instituts zur Erforschung des Einsatzes von grünem Wasserstoff in der Luftfahrt und Schifffahrt. Das Vorhaben wird vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur unterstützt. Das Projekt soll gemeinsam von Bremen, Stade und Hamburg umgesetzt werden.

Zur Sache

Sicherheitskritische Komponente

Der Tank ist eine sicherheitskritische Komponente, für die eine spezielle Systemtechnik erforderlich ist. LH2 stellt eine größere Herausforderung als Kerosin dar, da es bei mins 250 Grad Celsius
gelagert werden muss, um sich zu verflüssigen. Die Flüssigkeit wird für eine höhere Dichte benötigt. Für die kommerzielle Luftfahrt besteht die Herausforderung darin, eine Komponente zu entwickeln, welche den wiederholten Temperatur- und Druckzyklen standhält, die eine Betrieb in der zivilen Luftfahrt erfordert. Es wird erwartet, dass die LH2-Tankstrukturen für die kommerzielle Luftfahrt in naher
Zukunft metallisch sein werden, jedoch ist das mögliche Leistungspotenzial in Verbindung mit kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff noch höher. Zudem gibt es den Vorteil, dass es leichter wird.

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