Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Neue Plattform "Alles Bremen": So wollen die Stadtteile stärker kooperieren

Die Innenstadtentwicklung steht oft im Fokus. Dabei passiert auch in den Bremer Stadtteilen viel. Die Initiativen vor Ort wollen künftig stärker zusammenarbeiten. Der neue Blog "Alles Bremen" vereint sie.
24.03.2023, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Lisa Schröder

Bremen ist vielfältig. Von Huchting bis Hemelingen, von der Vahr bis Vegesack – jeder Kiez ein Unikat. Vielen Stadtteilen gelingt es oft jedoch nicht, über die eigenen Grenzen hinaus sichtbar zu sein. Das Bremer Herz, die Innenstadt, schlägt stark. Daneben pulsieren aber  die kleinen Zentren mit ihren Geschäften und Lokalen.

An der Wahrnehmung der Quartiere soll sich jetzt allerdings etwas ändern. In Zukunft wollen die Initiativen in den Stadtteilen stärker zusammenarbeiten. Unter der Überschrift "Alles Bremen" entsteht ein neuer Blog – ein gemeinsamer Auftritt im Internet. Erste Projekte sind dort bereits zu sehen aus der Neustadt, Gröpelingen und Vegesack.

Lesen Sie auch

Benthe Stolz hat bei der Aktion den Hut auf – Bremens Stadtteilkoordinatorin. Die Position, die eine Förderung des Wirtschaftsressorts möglich macht, gibt es noch nicht lange. Aus den Stadtteilen selbst kam der Wunsch nach mehr Zusammenarbeit. Der Gedanke: Zwar sind alle Stadtteile in Bremen sehr unterschiedlich, aber sie können durchaus voneinander profitieren. Außerdem gibt es gemeinsame Herausforderungen: Wie kann etwas gegen Leerstand in Geschäften unternommen werden? Womit lassen sich Menschen zum Bummeln herlocken? Und wie läuft die Logistik vor Ort?

Der neue Blog soll die "Essenz der Stadtteile" abbilden, sagt Stolz, Kultur, Gastronomie, Handel, Events oder auch besondere Orte zeigen: "Ein bunter Blumenstrauß, der immer größer wird." In der Handelskammer Bremen stellte Stolz in dieser Woche die Initiative vor. Ein Workshop zur Zukunft der Stadtteile sei dem vorausgegangen. Eine wichtige Erkenntnis sei dabei gewesen, sagte die Koordinatorin den vielen Vertretern aus den Stadtteilen im Saal: "Hey Leute, wir sind schon ein Netzwerk!" Das soll jetzt auch nach außen sichtbarer werden.

Schon seit vielen Jahren tauschen sich die Akteure aus den Stadtteilen nämlich miteinander aus. Karsten Nowak von der Handelskammer Bremen hat daran Anteil. Vor zwei Jahrzehnten versuchte der Einzelhandelsexperte, die Initiativen zusammenzubringen. Solche Formate habe es damals nicht gegeben: "Ich habe rumtelefoniert. Wer sind eigentlich die Werbegemeinschaften in Bremen? Und dann hieß es: Das wissen wir nicht." Nowak wollte sich damit nicht zufriedengeben und recherchierte.

Zunächst hatten seine Bemühungen nur mäßigen Erfolg. Einer ersten Einladung folgten im April 2001 nur wenige. Das ist heute ganz anders – wie auch der Besuch der Präsentation im Schütting zeigt. Längst werde nicht mehr nur Quartier für Quartier gedacht. Stadtteilinitiativen, Interessen- und Werbegemeinschaften seien für das Leben vor Ort wichtig. "Wo ein solcher Zusammenschluss fehlt, sagen die Menschen oft: Hier passiert ja nichts mehr", berichtet Nowak. Dabei hätten gerade die Stadtteile eine große Chance, auch ein Gefühl der Zugehörigkeit der Bewohner auszulösen. Bestenfalls werde der Stadtteil eben als echter "Kiez" der Menschen wahrgenommen.

Lesen Sie auch

Gerade in Zeiten der Pandemie, sagt Christiane Gartner, sei das vielen vor Augen geführt worden. "Wir haben gesehen, dass die Stadtteile eine Riesenbedeutung haben", so die Geschäftsführerin von Kultur vor Ort in Gröpelingen. Nun sei es an der Zeit, auch abzubilden, was die Menschen dort erlebten. Mit dem gemeinsamen Auftritt auf der Plattform könne gezeigt werden, so die Stadtteilmanagerin der Neustadt, Astrid-Verena Dietze, wie "vielfältig, divers und bunt Bremen in den Stadtteilen ist".

"Alles Bremen" soll dabei helfen, noch mehr an einem Strang zu ziehen. Der Austausch im Netzwerk sei wertvoll, findet der Chef von Vegesack Marketing, Jörn Gieschen: "Man kann viel voneinander lernen." Es sei eine tolle Sache, dass die Quartiere jetzt mehr gemeinsam nach außen gingen. Gerade in Bremens Stadtteilen gebe es noch viele inhabergeführte Läden: "Das sind nicht einfach nur Geschäfte. Das sind Gesichter."

Benthe Stolz ist neben den Initiativen auch für all diese Gesichter Ansprechpartnerin. Die könnten dabei nicht nur ihre Sorgen teilen, wie zum Beispiel wegen des Leerstands in einer Ecke, sondern auch Erfolgsgeschichten. Stadtteile seien überhaupt gute Orte zum Experimentieren. "Das ist das Schöne. Die Quartiere sind im Prinzip kleine Reallabore. Da können Dinge ausprobiert werden." Was gut funktioniere, könne weitergegeben werden. Klar sei aber auch: Was in einem Stadtteil klappt, sei nicht unbedingt auf andere einfach übertragbar.

Die Ansätze sind teils verschieden. Das ist im Netzwerk bei den Treffen zu spüren. "Wir diskutieren kontrovers. Und das ist für uns auch wichtig", sagt Gartner aus Gröpelingen. In Zeiten der Krise stand dabei etwa der öffentliche Raum im Fokus. Der habe an Qualität auch in den Stadtteilen gewonnen – ob mit dem Einsatz von Lastenfahrrädern im Handel oder auch mit der Stadtmöblierung.

Insgesamt gibt es in Bremen mehr als 20 Werbegemeinschaften. Eine befindet sich Stolz zufolge gerade in der Gründung. Der Blog mit ersten Projekten aus den Stadtteilen ist unter Allesbremen.de zu finden. Zudem gibt es Beiträge des Netzwerks auch bei Facebook und Instagram.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)