Die Organisation eines großen Festes, zu dem Mitarbeiter, ihre Familien und enge Kunden eingeladen sind, ist gar nicht so einfach. Erst recht nicht, wenn der Ausrichter eine Veranstaltungsagentur ist und mit dem Claim „creating memories“, sinngemäß übersetzt also „Wir schaffen Erinnerung“, wirbt.
Dann steigt der Druck, die Erwartungen sind hoch – schließlich verdient das Unternehmen mit solchen Veranstaltungen sein Geld. An diesem Sonntag feiert die Joke Event AG ihren 25. Geburtstag. Und die Feier soll natürlich etwas ganz Besonderes werden. Und so wird in den Tagen vor der Party in der Findorffer Herbststraße überall kräftig gewerkelt.
Dabei legen auch die Chefs selbst Hand mit an. Vorstand Peter Melms, von seinem Co-Vorstand Christian Seidenstücker liebevoll als Innenminister der Agentur bezeichnet, arbeitet in einer der Lagerhallen irgendwo versteckt zwischen einer Badewanne, einem alten Sofa, Scheinwerfern und Röhrenfernsehern.
Spontan, individuell, kreativ
Am Wochenende soll der Raum den Bremer Joke-Standort repräsentieren. Vielleicht mit einer Wand voller Impressionen aus dem vergangenen Vierteljahrhundert. Eine Idee, die aber auch jederzeit wieder verworfen werden könne, sagt die Kommunikationschefin der Agentur.
Spontan, individuell, kreativ sein – das ist das Geschäft der Joke-Macher. Das war früher so und ist bis heute so geblieben. Was sich aber verändert hat, sind die Dimensionen. An fünf deutschen Standorten mit mehr als 90 Mitarbeitern ist die Agentur für Markeninszenierung und Live-Kommunikation heute zuhause.
Ihre Kunden kommen längst nicht mehr nur aus der Hansestadt. Sie tragen Namen wie BMW, Siemens, Nintendo oder Levi‘s und werden von Joke auf der ganzen Welt inszeniert. Dabei starteten Melms und Seidenstücker einst als Zwei-Mann-Betrieb. Zunächst neben der Schule, dann neben der Uni. Seidenstücker war damals Diskjockey, es kamen die ersten Kundenanfragen.
Kunden kamen über Empfehlungen
Ein ganz früher Arbeitgeber war die Sparkasse Bremen. Nach und nach sammelten die beiden Unternehmer dann all das zusammen, was man für eine gute Feier braucht. In einer angemieteten Garage stapelten sie etwa Lautsprecher und Bierbänke. 1995 schließlich der Umzug in die Herbststraße, die bis heute Hauptsitz ist.
Schon damals ein Team: Christian Seidenstücker (links) und Peter Melms im Jahr 1993.
Die Kunden kamen damals über Empfehlungen anderer Kunden zu Joke. „Kontakte waren unser Kapital“, sagt Seidenstücker. Die Aufträge wurden immer größer. Eine Veranstaltung für 1200 Mitarbeiter einer fusionierten Zigarettenfirma auf Mallorca gehört zu den Arbeiten, an die der Vorstand sich heute gern zurückerinnert.
„Unsere Angestellten haben mich damals gefragt, ob das mein Ernst ist. Für solch einen Auftrag braucht man auf jeden Fall unternehmerischen Mut.“ Ein Mut, der sich offenbar ausgezahlt hat, mittlerweile macht Joke nach Angaben von Seidenstücker 80 Prozent des Geschäfts außerhalb Bremens.
Im vergangenen Jahr 1400 Anfragen
Vom Candle-Light-Dinner bis hin zu Veranstaltungen mit mehreren Tausend Gästen – „es gibt eigentlich nichts, was wir heute nicht machen“, sagt Seidenstücker. Die Kundenwünsche sind individuell, manchmal gibt es ganz konkrete Vorstellungen, manchmal kann sich das Joke-Kreativ-Team auch komplett austoben.
1400 Anfragen haben das Unternehmen im vergangenen Jahr erreicht, 900 konnte es umsetzen. „Eine Party allein reicht dabei heute meistens nicht mehr aus“, sagt der Firmenchef. Es gehe darum, den Moment des Ereignisses so lange wie möglich zu verlängern. Nicht nur die Kundenwünsche haben sich verändert, auch die Ansprüche an eine Dienstleistungsagentur wie Joke.
Denn die Kunden möchten genau wissen, was ihnen ein solches Event einbringt. Daher wollen sie im Vorfeld informiert werden, worauf sie sich einlassen, sagt Seidenstücker. Früher habe man seine Ideen mit Hilfe von Overhead-Präsentationen und Fotos visualisiert, heute basteln Mitarbeiter die Veranstaltungsräume am Computerbildschirm nach, sodass sich die Kunden über Virtual-Reality-Brillen ein genaues Bild machen können.
Auf einem wachsenden Markt
Wie groß der Markt für Event ist, hat zuletzt eine Umfrage des Verbandes Famab gezeigt. Demnach nutzen drei Viertel der 477 befragten Unternehmen Jubiläen, Festakte, Einweihungen und Galas, um Geschäftskunden und Mitarbeiter gezielt anzusprechen.
Neue Projekte und Produkte lassen etwa drei Viertel der Firmen durch Events begleiten. Insgesamt haben sie für Marketingveranstaltungen, Messeauftritte, Kongresse und Ausstellungen demnach 7,19 Milliarden Euro ausgegeben, für dieses Jahr rechnet der Verband mit einem Anstieg der Etats auf 7,66 Milliarden Euro.
Damit bewegt sich Joke auf einem wachsenden Markt. Der Vorteil der Findorffer: Im Gegensatz zu den meisten Wettbewerbern können sie so gut wie jede Dienstleistung aus einer Hand anbieten. Dafür sorgen die vielen Utensilien, die das Unternehmen in all den Jahren zusammengesammelt hat und auf 5000 Quadratmetern auf dem Firmengelände lagert.
Gute Leute und gute Stimmung
Dafür sorgen aber auch die Angestellten mit ihren unterschiedlichen beruflichen Biografien – Tischler und Logistikfachkräfte arbeiten genauso für Joke wie Werbefachleute oder Grafiker. „Wir haben gute Leute, eine gute Stimmung“, sagt Seidenstücker, der seinen CEO-Titel nicht etwa mit Chief Executive Officer übersetzt, sondern mit Chief Entertainment Officer.
„Meine Aufgabe ist es, dass hier alle gut arbeiten können“, sagt Seidenstücker. Dabei will er mit gutem Beispiel vorangehen. „Wenn ich Höchstleistungen einfordere, dann muss ich auch Höchstleistungen bringen.“ An diesem Wochenende sind alle gefordert. Damit die 25-Jahr-Feier für unvergessliche Erinnerungen sorgt.
