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Gesundheitsleistungen Krankenkassen in Bremen und Niedersachsen beschließen höhere Beiträge

Die Zusatzbeiträge der AOK Bremen/Bremerhaven, der HKK und der AOK Niedersachsen steigen. Die Krankenkassen begründen dies mit höheren Ausgaben für Gesundheitsleistungen.
18.12.2024, 10:47 Uhr
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Krankenkassen in Bremen und Niedersachsen beschließen höhere Beiträge
Von Peter Hanuschke

Zum Jahresende passen die meisten gesetzlichen Krankenkassen ihren Zusatzbeitrag an, der zum allgemeinen Beitragssatz von 14,6 Prozent hinzukommt und in Summe vom Bruttolohn abgezogen wird. Einige Versicherte müssen sich darüber hinaus auf eine weitere Anpassung im kommenden Jahr einstellen. Noch haben nicht alle Kassen die Richtung vorgegeben – es ist aber unwahrscheinlich, dass ein Versicherer dabei sein wird, der seinen Zusatzbeitrag senken wird. Der Verwaltungsrat der AOK Bremen/Bremerhaven hat am Dienstagabend einer Erhöhung zugestimmt. Auch die HKK, die ihren Sitz in Bremen hat, und die AOK Niedersachsen erhöhen die Zusatzbeiträge.

Wie erhöht welche Krankenkasse?

Der Verwaltungsrat der AOK Bremen/Bremerhaven hat in seiner Sitzung nach eigenen Angaben eine Erhöhung des Beitragssatzes von 1,38 auf 2,49 Prozent beschlossen. Zusammen mit dem allgemeinen Satz sind es 17,09 Prozent. Der Zusatzbeitrag der AOK Niedersachsen steigt von 1,5 Prozent auf 2,7 Prozent und liegt damit insgesamt bei 17,3 Prozent. Bei der HKK wird der Zusatzbeitrag nach eigenen Angaben 2025 bei 2,19 Prozent liegen – in diesem Jahr waren es 0,98 Prozent. Das wurde ebenfalls am Dienstagabend vom entsprechenden Gremium beschlossen. Mit dem Gesamtsatz von 16,79 Prozent gehört die HKK nach eigenen Angaben aber weiterhin zu den günstigsten Krankenkassen Deutschlands – es gibt auch Krankenkassen, die einen Zusatzbeitrag von 4,4 Prozent erheben.

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Warum gibt es den Zusatzbeitrag?

"Die Krankenkassen sind gesetzlich verpflichtet, ihre unter die vorgeschriebene Mindestreserve abgesunkene Rücklage im nächsten Jahr wieder aufzufüllen", so die HKK. Dafür dient unter anderem der Zusatzbeitrag. Die gesetzlich vorgesehene Mindestreserve liegt bei 0,2 Monatsausgaben. Für das Jahr 2025 hat das Bundesgesundheitsministerium den durchschnittlichen Zusatzbeitragssatz der gesetzlichen Krankenkassen auf 2,5 Prozent festgelegt.

Dabei handelt es sich allerdings nur um einen Orientierungswert, der die Vermögenslage der Krankenkassen nicht berücksichtigt. Insofern gibt es unterschiedliche Zusatzbeiträge – jede der 95 gesetzlichen Krankenkassen kalkuliert ihren Zusatzbeitrag selbst. Mit dem allgemeinen Beitragssatz von 14,6 Prozent, der im nächsten Jahr unverändert bleibt, können die Kassen die laufenden Kosten nicht decken.

Was sind die Gründe für die Anhebungen?

Hauptgrund dafür sei der starke Anstieg von Preisen und Löhnen in fast allen Lebensbereichen. "Deshalb sind auch die Ausgaben für Gesundheitsleistungen im laufenden Jahr deutlich gestiegen – zum Beispiel für neue und sehr teure Arzneimittel, Klinikbehandlungen und ambulante Therapien", so die AOK Bremen/Bremerhaven. Ähnlich sieht es die HKK: "Diese Erhöhungen sind das Ergebnis von Mehrkosten in Milliardenhöhe, mit denen die gesetzlichen Krankenkassen konfrontiert sind, wie etwa aufsteigende Leistungsausgaben, kostspielige Leistungsgesetze und verpasste Strukturreformen der letzten Regierungen." Gleichzeitig habe es der Gesetzgeber in den vergangenen beiden Jahren versäumt, die Kosten im Gesundheitswesen wirksam zu begrenzen, kritisieren die beiden Verwaltungsratsvorsitzenden der AOK Bremen/Bremerhaven, Annette Düring und Marcel Christmann.

Die AOK erwartet von der nächsten Bundesregierung auch, dass sie nicht weiterhin finanzielle Lasten auf die Krankenkassen verlagere, die nach AOK-Ansicht eigentlich von allen Steuerzahlern getragen werden müssten – etwa die "zu geringen Kassenbeiträge für Bürgergeldempfänger, was die Solidargemeinschaft belastet".

Wie viel Geld kann bei einer günstigen Kasse gespart werden?

Wie beim allgemeinen Beitragssatz in der gesetzlichen Krankenkasse – die eine Hälfte trägt der Arbeitnehmer, also 7,3 Prozent, die andere Hälfte der Arbeitgeber – wird bei Angestellten in der gesetzlichen Krankenkasse auch der Zusatzbeitrag geteilt. Arbeitgeber und Arbeitnehmer können bei einer günstigen Krankenkasse, im Vergleich zu einer mit einem sehr hohen Zusatzbeitrag, bis zu 700 Euro jährlich sparen. Bei Selbstständigen wäre es etwa das Doppelte. Ein Wechsel kann sich also lohnen. Erhöht eine Kasse ihren Zusatzbeitragssatz, haben Mitglieder ein Sonderkündigungsrecht. Wer einen Wechsel plant, sollte aber auf jeden Fall die Leistungen der Krankenkassen vergleichen, raten Experten. Denn die können sehr unterschiedlich sein.

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Wie bewerten die Unternehmerverbände im Land Bremen die Anhebung?

"Es ist auf den ersten Blick vielleicht nicht viel, aber es gibt ja auch noch weitere Lohnnebenkosten, die im Vergleich zu anderen Ländern schon sehr hoch sind", betonen die Unternehmerverbände im Lande Bremen. Insofern schade jede noch so kleine Erhöhung dem Wirtschaftsstandort Deutschland. Die Verbände kritisieren, dass die Regierung die gesetzlichen Krankenkassen in die Situation gebracht hätte, den Zusatzbeitrag anheben zu müssen. Man habe sich vornehmlich mit der Cannabis-Legalisierung beschäftigt, statt wirksame Gesundheitsreformen auf den Weg zu bringen. Die Kritik gelte auch der Vorgängerregierung. Auch für die Arbeitnehmer sei die Erhöhung der Zusatzgebühren eine zusätzliche Belastung.

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