Arbeiten am Fließband, Kellnern oder Regale auffüllen: Schüler und Studenten nutzen ihre Sommer- und Semesterferien oft, um Geld zu verdienen. Das macht auch Lea Albers. Die 22-jährige Studentin arbeitet in einem von insgesamt 39 Verkaufsständen des Erdbeer- und Spargelhofs Wichmann aus Bassum.
Es ist kurz vor Mittag. Albers ist schon seit mehr als vier Stunden im Dienst. Bis zum Schichtende um 13.15 Uhr bedient sie rund 100 Kunden, danach wird sie von einer Kollegin abgelöst. „Es ist kein klassischer Ferienjob, eher ein Sommerjob“, sagt Albers, die an der Universität Bremen im dritten Semester Kultur- und Rechtswissenschaften studiert.
Die Arbeit gefiel auf Anhieb
Seit April ist sie durchschnittlich einmal pro Woche für den Hof Wichmann im Einsatz. Hauptsächlich arbeitet sie am Verkaufsstand am Hulsberg in der Friedrich-Karl-Straße. Seit drei Jahren macht Albers diesen Job neben dem Studium. Während des Abiturs habe ihr eine Mitschülerin empfohlen, auf diesem Weg Geld zu verdienen. Albers gefiel die Arbeit auf Anhieb.
Vor allem, weil sie sich ihre Zeit selbst einteilen kann. „Deswegen jobbe ich beispielsweise in den Ferien nicht im Daimler-Werk. Dann müsste ich rund sechs Wochen am Stück verfügbar sein, ich könnte nicht für Klausuren lernen und hätte weniger Zeit für meine Hausarbeiten.“
Albers möchte flexibel bleiben. Sie schafft es zeitlich sogar, noch einmal in der Woche als Verkäuferin in einem Modegeschäft im Bremer Viertel zu arbeiten. Sie spart für einen Urlaub mit ihrem Freund nach dem Bachelor-Studium. Beide möchten für ein halbes Jahr nach Südamerika reisen.
Studenten sind gefragt
Hof Wichmann zahlt der Studentin 8,90 Euro pro Stunde. „Am Tag komme ich somit auf rund 50 Euro“, sagt Albers. Die Semesterferien, die am 10. Juli beginnen, möchte sie nutzen, um ihre Urlaubskasse zusätzlich aufzubessern. „Ich würde dann schon versuchen, öfter zu arbeiten.“
Jetzt, wenn die Semesterferien anstehen, sind Studenten wie sie gefragt. „Das ist die Hauptzeit des Geschäfts. Deswegen werden auch so viele Studenten eingestellt“, sagt die Bremerin. Daniela Raap bestätigt das. Sie ist Personalleiterin beim Hof Wichmann für Bremen und das Umland.
An den Verkaufsständen seien rund 70 Prozent der Verkäufer Studenten und Abiturienten. Die restlichen 30 Prozent seien Hausfrauen und Rentner, sagt sie. Rund 300 Verkäufer werden in der Hansestadt eingesetzt. Welches Kriterium ist bei der Auswahl der Kandidaten entscheidend?
Arbeitsagentur vermittelt
„Es muss zeitlich passen“, sagt die 42-Jährige. „Wenn jemand erst ab 20 Uhr Zeit hat, bringt uns das wenig. Wir arbeiten im Zwei-Schichten-System. Unser Zeitfenster geht grob von 7 bis 19 Uhr.“ Kurzentschlossenen macht Raap keine Hoffnung. „In der Regel endet die Saison Ende August. Wir suchen erst wieder für das kommende Jahr.“
Helfen kann jedoch noch die Arbeitsagentur Bremen. „Es gehen immer wieder neue Anfragen bei der Jobvermittlung ein“, sagt Sprecher Jörg Nowag. Die Agentur ist eine wichtige Schnittstelle, wenn es um Ferienjobs in Bremen geht. Unternehmen geben ihre Angebote auf, und die Arbeitsagentur sucht die passenden Schüler und Studenten.
Momentan werden Nowag zufolge noch Helfer im Lager, in der Gastronomie und Telefonisten gebraucht. Jobsuchenden rät er, eigene Werbezettel im Wohnumfeld für etwa Gartenarbeiten zu verteilen oder am Schwarzen Brett in einem Supermarkt auszuhängen. Minderjährige werden von der Agentur nicht vermittelt.
Die Studenten müssen flexibel sein
„Wir können nicht sicherstellen, dass die Tätigkeiten mit den Einschränkungen und Schutzvorschriften des Jugendarbeitsschutzgesetzes konform sind“, sagt Jörg Nowag. Bestes Beispiel ist das Mercedes-Benz-Werk in Sebaldsbrück. Das Angebot richtet sich ausschließlich an Volljährige. 2016 beschäftigte die Daimler AG rund 4500 Ferienarbeiter in Bremen.
„In diesem Jahr dürfte es eine ähnliche Größenordnung sein“, sagt ein Daimler-Sprecher. Die Zahl der Ferienjobs gehe seit einigen Jahren zurück, so Arbeitsagentur-Sprecher Nowag. „Es ist tendenziell nicht so doll.“ Dies liege auch daran, dass sich immer weniger Jobs nur auf die Ferienzeit bezögen. Die Studenten müssen flexibel sein. Das kann zu einem Problem werden, glaubt er.
„Das Bachelor-Studium hat sich über die Jahre hinweg stark verändert. Die Studenten haben zunehmend weniger Zeit, um jobben zu gehen. Von ihnen wird zum Beispiel eine stärkere Präsenz in der Uni erwartet“, sagt Nowag. Mit der Folge: „Für jemanden, der darauf angewiesen ist, sein Studium nebenbei finanzieren zu müssen, sind das eingeschränkte Möglichkeiten.“