Donald Trump ist noch nicht als US-Präsident vereidigt, aber seine künftige Politik kann Auswirkungen auf Bremen haben. Das befürchtet der Chef der Bremer Arbeitsagentur, Joachim Ossmann: „Eine Politik des Protektionismus würde sich auch auf die Bremer Konjunktur negativ auswirken.“ Denn die Bremer Wirtschaft ist traditionell exportorientiert – nicht nur durch das Mercedes-Werk. Trump macht kein Geheimnis daraus, erneut auf Strafzölle setzen zu wollen. Die würde betroffene Produkte, die in die USA exportiert werden, dort verteuern.
Das wäre weiteres Gift für Bremens Arbeitsmarkt, der sich im abgelaufenen Jahr aufgrund der konjunkturellen Situation ohnehin schon eingetrübt hat. Allein in der Stadt Bremen ist die Zahl der Arbeitslosen im Dezember verglichen mit Dezember 2023 um knapp sieben Prozent gestiegen. In Bremerhaven stieg im gleichen Zeitraum die Zahl der Arbeitslosen von einem ohnehin schon hohen Niveau nochmals um 1,3 Prozentpunkte. Vor allem in Bremen macht sich das auch in der Arbeitslosenquote bemerkbar. Verglichen mit Dezember 2023 kletterte die um 0,5 Punkte auf 10,4 Prozent.
Joachim Ossmann hatte außerdem seinen Blick noch auf eine weitere Zahl gerichtet, die zeige, wie sich die schwache Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt fortsetze: „Mit 0,8 Prozentpunkten mehr Arbeitslosen in unserem Agenturbezirk gab es von November auf Dezember den prozentual höchsten Anstieg seit acht Jahren.“ Zum Bezirk gehören neben Bremen und Bremerhaven auch der Landkreis Osterholz. Auch konnten weniger Menschen eine neue Stelle beginnen als noch im November.
Innerhalb eines Jahres 1500 offene Stellen weniger
Eine weitere Zahl macht deutlich, wie die Konjunktur auch auf dem Bremer Arbeitsmarkt derzeit schwächelt. So verzeichnete die Arbeitsagentur in ihrem Bezirk 7748 offene Stellen – ein Jahr zuvor lag die Zahl noch bei weit über 1500 mehr. Zumindest spiele derzeit die Kurzarbeit keine besondere Rolle. Hier verzeichnete die Behörde 14 Betriebe mit 169 Beschäftigten, die Kurzarbeit anzeigten. Ob diese Firmen auch tatsächlich in Kurzarbeit gehen, zeigt sich erst einige Monate später.
Im Hinblick auf das abgelaufene Jahr und das neue Jahr sieht Ossmann vor allem zwei Entwicklungen: „Da ist zum einen die konjunkturelle Schwäche der Wirtschaft und zum anderen die strukturelle Transformation hin zur E-Mobilität.“ Die betreffe ja neben der Autoproduktion auch die Zulieferindustrie. Einige der Zulieferer hier in der Region produzieren auch für Volkswagen, wo es nicht gut laufe derzeit. Im Durchschnitt lag die Arbeitslosenquote 2024 im Agenturbezirk bei zehn Prozent.
Dennoch gute Chancen für Fachkräfte
Auch trotz der momentanen wirtschaftlichen Schwäche hätten Fachkräfte, die ihren Arbeitsplatz verlieren, gute Chancen, eine neue Stelle zu finden. Denn gerade in diesem und dem kommenden Jahr werde sich auf dem Arbeitsmarkt die demografische Situation bemerkbar machen. Viele Babyboomer werden in den Ruhestand gehen, was den Fachkräftemangel noch verstärken werde. Aus diesem Grund wolle die Arbeitsagentur auch in diesem Jahr darauf dringen, dass die Unternehmen mehr einfache Arbeitskräfte einstellen, die mit finanzieller Unterstützung der Agentur im Unternehmen zur Fachkraft qualifiziert werden. „Dafür haben wir genauso viel Mittel zur Verfügung wie im vergangenen Jahr“, sagte Ossmann.