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Schiff mit Segelantrieb Ein Segelschiff für die Ariane

Statt mit Spitzengeschwindigkeiten von 35.000 Kilometern und mehr geht es beim Transport der Komponenten der Ariane-Trägerrakete gemächlich zu: Dafür wird künftig ein Schiff mit Segelantrieb eingesetzt.
01.07.2022, 05:00 Uhr
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Von Christian Eckardt

Die Trägerrakete Ariane erreicht Spitzengeschwindigkeiten von 35.000 Kilometern pro Stunde und mehr. Doch bis die Komponenten am Weltraumbahnhof Kourou zusammen gesetzt werden und die Rakete abhebt, geht es weniger um hohe Geschwindigkeiten: Der Transport von Europa zum Übersee-Département Französisch-Guayana an der Nordostküste Südamerikas erfolgt per Schiff - und demnächst sogar mit einer Art Segelschiff. Zumindest soll der Segelantrieb des neuen Raketentransporters „Canopée“ den Kraftoffverbrauch des Hybridantriebs deutlich reduzieren.

Noch ist die „Canopée“ nicht fertig, aber in dieser Woche wurde auf einer polnischen Werft in Stettin der Schiffskasko für den neuen Ariane-Raketentransporter erfolgreich zu Wasser gelassen. Demnächst wird der Kasko zur Fertigstellung in die Niederlande geschleppt.

Vor drei Jahren hatte die europäische Ariane Group das auf den Seetransport spezialisierte französische Unternehmen Alizés für dieses Projekt ausgewählt. Derzeit erfolgt der Seetransport der Raketenteile mit den beiden 116 Meter langen RoRo-Schiffen „MN Toucan“ und „MN Colibri“ der französischen Reederei Compagnie Maritime Nantaise. Ladehafen in Deutschland ist dabei auch regelmäßig der Neustädter Hafen. Denn in Bremen wird das sogenannte Herzstück für die Ariane-Trägerrakten unter industrieller Führung des Bremer Ariane-Group-Standortes entwickelt und gefertigt - die Oberstufe. Die Fahrt von Bremen über Le Havre in den guyanischen Hafen von Pariacabo in der Nähe der Raketenbasis Kourou dauert etwa 14 Tage.

Bei Alizés handelt es sich um ein Joint Venture der Unternehmen Jifmar Offshore Services und der Reederei Zéphyr & Borée, einem noch jungen Schifffahrtsunternehmen, das sich auf klimafreundlichen Seetransport spezialisiert hat. Ende 2022 soll das 121 Meter lange und 23 Meter breite RoRo-Schiff „Canopée“ mit einem offenen Ladedeck und hohen Seitenwänden zum Schutz der Ladung zum Einsatz kommen. Das Schiff mit dem kombinierten Hybrid- und Segelantrieb wurde von dem französischen Konstruktionsbüro VPLP entworfen und wird mit eigens entwickelten Flügelsegeln ausgerüstet: Vier 30 Meter hohe so genannte Oceanwings mit einer Gesamtfläche von 1.452 Quadratmetern sollen das Hauptantriebssystem des Schiffes dabei unterstützen, den Treibstoffverbrauch und die Kohlendioxidemissionen um durchschnittlich 30 Prozent zu senken. Außerdem  sollen unter anderem Solarmodule zur Deckung des Energiebedarfs an Bord zum Einsatz kommen. Die "Canopée" hat nach Angaben der Entwickler eine Reisegeschwindigkeit von 16 Knoten.

Bis auf den Kasko erfolgt der Bau des neuen Raketen-Transporters beim niederländischen Unternehmen Neptune Marine aus Hardinxveld-Giessendam in der Nähe von Rotterdam. „Die Wahl einer europäischen Werft schien uns naheliegend und passt zur DNA des Ariane-Projekts", sagt Jean-Michel Berud, geschäftsführender Vorstand von Jifmar. Die Neptune-Marine-Werft könne auf eine erfolgreiche Bilanz beim Bau von Frachtschiffen, die den höchsten Industriestandards entsprächen, zurückblicken. "Mehr als 15 Einheiten sind bereits nach unseren Spezifikationen bestellt worden."

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