Die Handwerksbetriebe auf der Hansebau wollen mit ihrem Messestand neue Kunden erreichen – aber auch künftige Auszubildende. Und so waren am Freitagvormittag scharenweise Schulklassen in den Bremer Messehallen unterwegs, um sich bei den Betrieben vor Ort zu informieren. Zum Beispiel die Zehntklässlerin Lisa Hastedt von der Integrierten Gesamtschule Osterholz-Scharmbeck. "Ich interessiere mich für Architektur", sagt die 15-Jährige. Auch dazu können ihr einige Betriebe Infos geben. Gleichzeitig hat sie einen Zettel dabei, auf den sie sich Stichwörter geschrieben hat. Denn nach dem Besuch muss sie in der Schule berichten, welche Stände sie auf der Hansebau angesteuert hat.
Ihre Freundin Celina Pilch hat ursprünglich mit dem Gedanken gespielt, etwas in Richtung Immobilienmaklerin zu machen. Doch jetzt kann sie sich eher vorstellen, eine Ausbildung in einem Bereich zu beginnen, in dem es um das Thema Reisen geht. Mehr als 40 Betriebe sprechen in diesem Jahr auf der Hansebau aktiv die jungen Menschen an und werben um eine Ausbildung. Einfach nur mit Präsenz wollen es einige nicht belassen. So hat die Bremer Schornsteinfegerinnung eine Slackline aufgebaut. Auf der können Interessierte ausprobieren, wie gut sie balancieren können. Sie soll ein bisschen den Weg auf einem Dachfirst simulieren. Schornsteinfeger Marco Gabrielli sagt: "Auf diese Art wollen wir mit den jungen Menschen ins Gespräch kommen." Wenn alles klappt, können die Menschen eine virtuelle Brille aufsetzen und damit wie ein Schornsteinfeger auf einem Dach spazieren gehen.
Immer seltener aufs Dach
Filip Gramberg kann als Schornsteinfeger-Azubi im ersten Lehrjahr auch noch aus der Praxis erzählen: "Mir macht die Vielseitigkeit Spaß, und man ist viel unterwegs." Denn Schornsteinfeger sind immer mehr als Energieberater gefragt. Die Nachfrage nach Terminen sei groß. Doch es sei schwierig, den Nachwuchs zu begeistern, stellt auch Ralf Brauner fest. Er ist Bezirksschornsteinfeger von Lesum bis Oslebshausen und sagt, wie sich der Beruf wandelt: "Das kommt eigentlich nur in ganz seltenen Fällen vor, dass wir aufs Dach gehen müssen." Als Schornsteinfeger erlebe man durchweg positive Resonanz: "Man bekommt auch manchmal einen Klaps auf die Schulter mit den Worten 'Danke, jetzt habe ich Glück.'"
Steffen Röhrs ist mit seiner Firma für Sanitär, Heizung und Klima in Halle 7 und hat bis Freitagmittag schon einige Kontakte von Schülern eingesammelt. "Wir werden uns kommende Woche mit ihnen in Verbindung setzen, um konkrete Gespräche zu führen." Er ist gleichzeitig der Bremer Innungsmeister in seinem Gewerk und lobt: "Hier sind dieses Jahr viele Schulklassen unterwegs. Das scheint richtig gut organisiert zu sein." Er steht den jungen Menschen Rede und Antwort. "Eben war hier ein Schüler, der ganz gezielt Fragen zur Wärmepumpe hatte. Der muss sich schon damit beschäftigt haben." Röhrs freut sich, wenn sich jemand so für sein Handwerk interessiert.
40 Betriebe sind vertreten
Lutz Drewes vom Bremer Raumausstatter Drewes & Klatte muss an diesem Vormittag vor allem Aufklärung betreiben: "Viele können sich nicht vorstellen, was ein Raumausstatter alles macht, und wie vielseitig der Beruf ist." Das sei eben so, wenn sich die Schüler mit dem Beruf bisher nicht beschäftigt hätten.
Mehr als 40 Betriebe werben offiziell über die Ausbildungsinitiative der Hansebau um Nachwuchs. Doch es sind noch sehr viel Betriebe mehr, die auf der Suche nach künftigen Azubis sind. Selbst Haus & Grund, mit einem Stand vertreten, wurden gefragt, in welchen Berufen man eine Ausbildung machen kann. "Auch wir suchen Nachwuchs", sagt Geschäftsführer Ingmar Vergau.
Januar guter Zeitpunkt für Suche nach Betrieb
Dass die Handwerksbetriebe auf einer Publikumsmesse wie der Hansebau junge Menschen für ihre Arbeit interessieren wollen, hat auch noch einen praktischen Grund: Wenn sich im Januar in den Messehallen interessierte junge Menschen finden, bleibt noch genug Zeit, um ein Praktikum in einem Betrieb zu absolvieren. In vielen Fällen führt dieses Praktikum sogar zu einem Ausbildungsvertrag.
Auch die Bremer Handwerkskammer ist mit einem Stand vertreten, um den Jugendlichen bei der Suche nach einer passgenauen Ausbildung zu helfen. Ausbildungsberater Günter Roes freut sich, dass er schon zu den verschiedensten offenen Ausbildungsstellen Gespräche führen konnte. Und der Hauptgeschäftsführer der Kammer, Andreas Meyer, sagt: "Auch am Sonnabend und Sonntag können sich alle Interessierten auf der Hansebau Infos zum Thema Ausbildung holen." Der Idealfall könnte dann sein: Während sich die Eltern über Ausbau und Renovierung informieren, sucht sich ihr Kind einen Ausbildungsplatz.