Sie ist 200 Kilo schwer und steht lieber draußen neben dem Wohnhaus als unten im Heizungskeller: die Wärmepumpe. Angesichts der gestiegenen Öl- und Gaspreise ist sie inzwischen zum neuen Lieblingsheizobjekt der Bremer geworden. So erlebt es zumindest Steffen Röhrs - er ist der Obermeister von Bremens Innung für Sanitär, Heizung und Klima. Er sagt, dass sich seit Februar, also seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs, die Anfragen bei den Betrieben nur noch um die Alternative zu Heizungen mit fossiler Brennenergie drehen.
So erleben es auch die Verbraucherzentrale, Bremens Schornsteinfeger und die Klimaschutzagentur Energiekonsens bei ihren Beratungen. Was sie auch erfahren: "Es hat sich inzwischen bei den Menschen so einiges falsches Wissen verfestigt, mit dem wir bei unseren Beratungen erst mal aufräumen müssen," sagt Heinfried Becker, Projektmanager bei Energiekonsens und Leiter des Büros Bremerhaven.
Zusammen mit der Handwerkskammer und dem Umweltressort haben sie eine gemeinsame Wärmepumpeninitiative auf den Weg gebracht. Ab jetzt beantwortet die Internetseite waermepumpe-in-bremen.de viele Fragen, die sich auf Wärmepumpen speziell in der Hansestadt beziehen. Auch der Geologische Dienst im Lande Bremen ist mit im Boot. Doch bei allem Interesse am Thema gilt: Wer sich eine Wärmepumpe anschaffen möchte, wartet laut Innungsmeister Röhrs derzeit zwischen acht und zwölf Monaten. Die Hersteller kommen mit der Produktion nicht hinterher. Bei der Präsentation der neuen Internetseite haben die beteiligten Expertengremien auch Antworten zu oft gestellten Fragen gegeben. Die Internetseite beantwortet gleich 70 Fragen. Hier sind einige Antworten:
Wie funktioniert eine Wärmepumpe?
Sie funktioniert so ähnlich wie ein Kühlschrank, nur andersherum: Ein Kühlschrank zieht aus dem Inneren die Wärme heraus und gibt sie nach außen ab. Eine Wärmepumpe holt von außen aus der Luft, dem Wasser oder der Erde die Wärme und pumpt sie ins Innere. Das kann auch im Winter funktionieren. Die Wärme von außen trifft auf ein Kältemittel, das bereits bei niedrigen Temperaturen verdampft. Dieser Dampf wird verdichtet und heiß und wärmt das Wasser, das zu den Heizungen im Fußboden oder den Wänden geführt wird. Nachdem das Kühlmittel die Wärme abgegeben hat, wird es wieder flüssig und alles beginnt von vorn. Für dieses Verfahren bedarf es eine gewisse Menge an Strom.
Was kostet so eine Wärmepumpe?
Das ist abhängig von der Größe der Wohnung oder des Hauses. Es geht um die Frage: Was muss alles geheizt werden? Inse Ewen, Energieexpertin der Verbraucherzentrale, nennt als Kosten für die Pumpe Summen zwischen 30.000 und 40.000 Euro. Das hänge auch davon ab, ob die Wärme aus der Luft gezogen werde oder aus der Erde. Auch spielt laut Ewen der energetische Standard von Haus oder Wohnung eine Rolle.
Die Bundesregierung fördert die Anschaffung. Ewen stellt dazu fest: "Leider ist momentan das Programm ausgelaufen, mit dem man sich eine solche Wärmepumpe über einen günstigen Kredit finanzieren könnte. Es wäre schön, wenn dies erneut aufgenommen wird." Ansonsten kann man Fördersummen von bis zu 40 Prozent vom Staat erhalten. Allerdings stellen derzeit sowohl Heinfried Becker von Energiekonsens als auch Schornsteinfeger Marco Gabrielli bei ihren Energieberatungen fest: "Für eine ganze Reihe an Kunden spielt der Preis derzeit eine eher untergeordnete Rolle." Im Vordergrund stehe, möglichst schnell von der fossilen Energie loszukommen.
Kann eine Wärmepumpe in den Keller, wo bisher die Ölheizung stand?
Steffen Röhrs, Innungsmeister für Sanitär, Heizung und Klima sagt, dass das grundsätzlich möglich sei, rät jedoch aufgrund der Geräuschentwicklung und anderer Faktoren davon ab. Besser sei es, die Wärmepumpe an einem Ort im Freien zu installieren. Weil eine Wärmepumpe Lärm verursacht, sollte ein Ort gefunden werden, wo dieser Lärm nach Möglichkeit wenig Menschen stört - schon gar nicht die Nachbarn. Schornsteinfeger Gabrielli sagt: "Bei freistehenden Häusern mit Garten geht das. Ich bin allerdings viel im Viertel unterwegs, wo die Häuser eng stehen. Und wenn da im Hinterhof gleich mehrere Wärmepumpen nah beieinanderstehen, erzeugt das einen gewissen Lärmpegel." Allerdings versuchen Hersteller bereits, diesen zu senken. Röhrs hatte am Dienstag in der Handwerkskammer eine Anlage vorgeführt mit einem Lärmpegel, der bei 55 Dezibel lag. Das ist etwa so laut wie ein Regenschauer oder das Rumoren eines Kühlschranks.
Kann man für die Wärmepumpe überall in Bremen die Erdwärme nutzen?
Bei Erdwärmepumpen wird eine kalte Flüssigkeit durch im Erdreich verlegte Rohrleitungen gepumpt und dabei von der wärmeren Umgebung erwärmt. Um die Erdwärme zu nutzen, werden Löcher bis in eine Tiefe von 100 Metern gebohrt. Nach Angaben des Geologischen Dienstes für Bremen befindet sich dort ein Mix aus Ton, Sand, Schluff und Steinen. Lediglich in Bremen-Nord im Bereich von Trinkwasserschutzzonen ist Erdwärme nur mit zusätzlichen Auflagen möglich. Im Osten und im Süden der Stadt gibt es Tiefenbegrenzungen aufgrund von Salzstrukturen. Außerdem ist eine Altlastenprüfung erforderlich.
Geht die Wärmepumpe nur mit Fußbodenheizung?
Nein, sie funktioniert auch mit Heizkörpern an der Wand. Aber da stecke der Teufel wieder im Detail, heißt es: Es muss geschaut werden, ob die Dimensionen zusammenpassen.
Wie sieht es mit Terminen für Energieberatungen aus?
Die Anfragen bei der Verbraucherzentrale sind laut Inse Ewen etwas weniger geworden. Inzwischen sind Erstberatungen auch online möglich. Außerdem arbeitet man inzwischen mit Bremens Schornsteinfegern zusammen.