Allein in Bremen gibt es für dieses Jahr noch gut 2600 Ausbildungsplätze. Mit dieser Botschaft sind Handwerkskammer und Handelskammer am Donnerstagnachmittag in die Fußgängerzone mit einer Art "Pop-up-Store" gegangen. Am Ansgarikirchhof wollten sie den jungen Menschen die fast 350 verschiedenen Berufe näherbringen. Bei vielen davon ist der Start noch in diesem Jahr möglich. So sprachen Berater der Jugendberufsagentur spontan junge Menschen auf der Obernstraße an – mit Erfolg. Eine davon ist Julia. Die 22-Jährige überlegt, Erzieherin zu werden. Sie ist seit drei Jahren in Deutschland, ihre Familie hat afrikanische Wurzeln, und sie spricht sieben Sprachen, darunter Deutsch, Englisch und Portugiesisch. In der Handwerkskammer konnte sie sich erste weitere Infos holen und ihre Daten hinterlassen. Aber sie will schauen, welche anderen Berufe auch etwas für sie wären. Vom Angebot war sie begeistert: "Ich bin hier spontan vorbeigelaufen, und finde das gut, dass ich mich informieren kann."

Julia wusste nichts von der Azubi-Veranstaltung in der Handwerkskammer und freute sich, als sie spontan von den Berufsberatern angesprochen. Sie spricht sieben Sprachen und möchte vielleicht Erzieherin werden.
Reine trockene Infos sollten es nicht sein. Inzwischen informiert die Jugendberufsagentur mit einer virtuellen Brille. Damit fühlt sich der Nutzer plötzlich so, als ob er sich mit einem 360-Grad-Rundum-Blick zum Beispiel in einer Kfz-Werkstatt befindet und den Schraubenzieher in der Hand hält. So diente das Glücksrad auf dem Ansgarikirchhof als erster Kontakt, und die Brille mit ihren virtuellen Berufswelten entpuppte sich schnell als Hit.
Von dem Termin für die Azubi-Beratung erfuhren die Jugendlichen ebenso über ihre Schulen. Unter ihnen waren die beiden 16-Jährigen Sipan und Levent aus Huchting von der Oberschule an der Hermannsburg. Sipan sagt: "Wir haben uns mal etwas herumgehört und interessieren uns für den Beruf des Anlagenmechanikers." In der Kammer konnte ihnen Berufsberater Günter Roes mit Infos weiterhelfen. Auch ihnen gefiel diese zwanglose Möglichkeit, sich mitten in der Innenstadt über die Ausbildung zu informieren.
Jetzt guter Zeitpunkt für Suche nach Ausbildung
Möglichst viele Jugendliche sollen noch vor dem Start der Sommerferien ihren Ausbildungsplatz finden. Jetzt, zwei Monate vor dem Ausbildungsstart, sei der ideale Zeitpunkt: "Da können die Jugendlichen vielleicht auch mal in den Betrieb schauen", sagt Oliver Kriebel, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Bremer Handwerkskammer. Bremens Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) freut sich über Formate wie diese: "Gerade auch vor dem Hintergrund des sich verstärkenden Fach- und Arbeitskräftemangels, der zu mehr Chancen auf dem Ausbildungsmarkt führen wird, ist es wichtig, mit leicht zugänglichen Angeboten wie dem Pop-up-Store der Jugendberufsagentur und Kammern Jugendlichen umfassende Information und Beratung zu bieten.“
Kriebel wiederum würde sich freuen, wenn später einige Jugendliche sagen werden: "Meinen Ausbildungsplatz habe ich in der Fußgängerzone gefunden." Am kommenden Dienstag, also am 6. Juni von 13 bis 17 Uhr, wird auf dem Bremer Marktplatz vor und in der Handelskammer dieses Format wiederholt. Sipan und Levent können da nicht, weil sie auf Abschlussfahrt sind. Ihre Suche werden sie aber fortsetzen und im August vielleicht Azubis für Anlagenmechanik sein.