New York. Ein neuer Porsche, ein schickes Appartement im angesagten New Yorker Stadtteil Soho oder zumindest ein ausgedehnter Urlaub in der Karibik - diese Träume können sich viele Banker jetzt locker erfüllen. Es ist Zahltag an der Wall Street. Und weil die Großbanken im vergangenen Jahr gute Geschäfte machten, dürfte der Gehaltsscheck üppig ausfallen.
Nach einer Erhebung des "Wall Street Journal" zahlen die 25 größten US-Finanzfirmen ihren Mitarbeitern für 2010 insgesamt 135 Milliarden Dollar und damit so viel wie noch nie. Im Vorjahr flossen 128 Milliarden Dollar. Die schwere Finanzkrise, die vor zweieinhalb Jahren mit dem Kollaps der Investmentbank Lehman Brothers ihren traurigen Höhepunkt erreichte, scheint vollkommen vergessen.
"Die Dinge entwickeln sich dahin, wo sie vorher waren", kommentiert Juraprofessor und Gehaltsexperte J. Robert Brown von der Universität Denver die Zahlen. Im Schnitt bekommt jeder Banker für das vergangene Jahr 141000 Dollar und damit drei Prozent mehr. Die viel kritisierten Boni gehen zwar etwas zurück, doch dafür steigt das Festgehalt. Oder die Boni werden in Aktien gezahlt, die mehrere Jahre gehalten werden müssen. Das soll das Denken in kurzfristigen Gewinnen ausmerzen.
Lediglich 2008 hatten die Banker angesichts milliardenschwerer Verluste Einschnitte hinnehmen müssen, seitdem geht es aufwärts. Die großen Banken stellen wieder ein, was sich in vor allem in den guten Gegenden von Manhattan bemerkbar macht: Der Wohnungsleerstand nimmt ab, die Mieten steigen. Eine 50-Quadratmeter-Wohnung kostet im Monat schnell 2000 Dollar und mehr (umgerechnet 1450 Euro).
Für einen gut verdienenden Banker, und von denen gibt es nicht wenige in der Finanzhauptstadt New York, sind derlei Immobilien durchaus erschwinglich. Nach einer Auflistung des Finanzdienstleisters Bloomberg kann ein erfahrener Spezialist für Firmenzusammenschlüsse durchaus zwei Millionen Dollar im Jahr nach Hause tragen, ein Wertpapier- oder Ölhändler bringt es auf eine Million Dollar.
Selbst die Durchschnittsverdienste bei den ganz großen Häusern sehen noch beeindruckend aus: Die Investmentbanker der Geldmaschine Goldman Sachs bekommen für das abgelaufene Jahr 431000 Dollar, die von JPMorgan Chase 370000 Dollar und selbst die Mitarbeiter der zwischenzeitlich Verluste schreibenden Investmentbank Morgan Stanley kommen auf knapp 257000 Dollar.
Während der Krisenzeit hatte sich vor allem das Geschäft mit Anleihen als äußerst lukrativ erwiesen, angefeuert von billigem Geld der Notenbanken. Mittlerweile läuft auch das lange verlustreiche Kreditgeschäft wieder besser. Die Bankchefs merken es am eigenen Leibe: Der Lenker der fast pleitegegangenen Citigroup bekommt nun statt einem Dollar Grundgehalt 1,75 Millionen Dollar im Jahr plus Boni. Der Chef der verlustreichen Bank of America erhält für das vergangene Jahr zusätzlich zu seinem Grundgehalt von 950000 Dollar noch einen Aktienbonus von über neun Millionen Dollar. Beide Banken waren mit Steuerzahler-Milliarden gerettet worden.