Der aktuelle Milchpreis bringt die Bauern in Rage und viele in ernste finanzielle Nöte. Daher wollen rund 500 Landwirte das Milchkontor verlassen. Das Unternehmen setzt indes verstärkt aufs Exportgeschäft.
Der aktuelle Milchpreis bringt die Bauern in Rage und viele in ernste finanzielle Nöte. 20,8 Cent pro Liter zahlt Deutschlands größte Molkereigenossenschaft Deutsches Milchkontor (DMK) aktuell an ihre rund 8300 Mitglieder aus. Aus Unzufriedenheit mit den anhaltenden Tiefpreisen wollen rund 500 Landwirte das Milchkontor verlassen.
Für Ende 2017 seien fristgerecht rund 550 Millionen Liter Milch in Kündigung, bestätigte das Unternehmen. Normalerweise liege die Fluktuation bei den Landwirten zwischen drei und vier Prozent, aktuell seien es sieben Prozent, hieß es am Dienstag bei der Bilanzpressekonferenz.
Das zeuge tatsächlich nicht nur von vermehrten Betriebsaufgaben sondern auch von einer gewissen Unzufriedenheit. Es werde alles versucht, um die Mitglieder zum Bleiben zu bewegen. Im Falle der Kündigung müssen sich die Bauern einen anderen Abnehmer suchen. Insgesamt zählt das Unternehmen derzeit 8300 Genossenschaftsbauern.

Käseproduktion beim Deutschen Milchkontor. Zum Unternehmen gehören unter anderem die Marken Milram, Humana, Casarelli und Oldenburger.
„DMK lebt, die Bauern sterben"
Kritik am Kurs des DMK kam von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und dem Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM), die vor dem Veranstaltungsort protestierten. „DMK lebt, die Bauern sterben“, stand auf einem Plakat. Die AbL-Vertreter werfen dem Deutschen Milchkontor vor, der Molkerei auf Kosten der Milchbauern mit Billigangeboten Marktanteile zu sichern. „Die Molkerei bedient sich nach Gutsherrenart bei den Milchbauern. Das ist das Gegenteil von solidarischem Handeln im Sinne der Genossenschaftsmitglieder“ sagt Georg Janßen, Bundesgeschäftsführer der AbL.
DMK-Geschäftsführer Josef Schwaiger verwies dagegen darauf, dass das Deutsche Milchkontor mit dem Ziel, jeden möglichen Cent auf die Höfe zu bringen, bereits im Verlauf des Vorjahres 30 Millionen Euro Gewinn über das Milchgeld an die Genossenschaftsmitglieder, also die Landwirte ausgezahlt habe. Der Jahresüberschuss liege deshalb mit 13 Millionen Euro „bewusst“ unter dem Vorjahresergebnis (2014: 42 Millionen Euro).
Der Umsatz von DMK ging von 5,3 Milliarden Euro im Vorjahr auf 4,6 Milliarden Euro in 2015 zurück. Die Gründe für die lange Talfahrt sieht Josef Schwaiger, Sprecher der Geschäftsführung der DMK Group, nicht nur in der stark gestiegenen Milchmenge, die vom Markt nicht vollständig aufgenommen und verarbeitet werden kann. Hinzu kämen auch der aufgrund der Sanktionen weggefallene Absatzmarkt Russland, das schwächere Wirtschaftswachstum in China und der geringe Ölpreis, der Staaten wie Venezuela oder Nigeria die dort Kaufkraft für Nahrungsmittelimporte entzöge.

Der Geschäftsführer des Deutschen Milchkontors (DMK), Josef Schwaiger (Archivbild).
DMK will Internationalisierung vorantreiben
Doch „Export muss stattfinden“, sagte Schwaiger in Anspielung auf den gesättigten europäischen Markt. Wann die Sanktionen aufgehoben werden, ist derzeit nicht absehbar, dennoch erwartet Schwaiger schon im Verlauf dieses Jahres eine allgemeine Marktverbesserung. Einzelne Faktoren, wie etwa der Käseexport bewegten sich bereits wieder auf dem Vorkrisenniveau von 2014.
Die DMK Group spricht sich daher klar gegen eine neuerliche Marktregulierung aus und setzt stattdessen darauf, seine Marken wie Milram, Osterland, Oldenburger und Humana weiter zu stärken, die Internationalisierung voranzutreiben und Kosten einzusparen. Gegen eine Marktregulierung spricht aus Sicht der DMK auch, dass die Bauern bereits freiwillig reagiert hätten, die gelieferte Milchmenge sei um fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken.
Um sich für die Zukunft besser aufzustellen, fusionierte die DMK Group zum 1. April mit dem zweitgrößten Käsehersteller der Niederlande, DOC Kaas. DMK will sich so einen besseren internationalen Marktzugang verschaffen und mit neuen Produkten die Wertschöpfung erhöhen. Den größten Rückschlag im Berichtsjahr gab es in der Eiscreme-Sparte, als sich Großabnehmer Lidl dazu entschloss, eine eigene Eisproduktion aufzubauen. DMK sah sich daraufhin gezwungen, ein Eiswerk zu schließen. Ein weiteres wird nach jetzigem Stand im kommenden Jahr aufgegeben.