Weiter steigende Immobilienpreise und höhere Bauzinsen: Die Finanzierung von Wohneigentum wird teurer. Nach Angaben des bundesweit tätigen Baufinanzierungsvermittlers Interhyp sind die Zinsen bei einer zehnjährigen Bindung von durchschnittlich 1,38 Prozent im Januar auf derzeit 2,05 Prozent gestiegen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Zinsen weiter steigen.
„Mit Blick auf den Ukraine-Krieg, die steigende Inflation, die eingetrübte Konjunkturerwartung und die Ankündigung der Europäischen Zentralbank, die Geldpolitik in den nächsten Monaten zu straffen, rechnen wir mit weiter steigenden Zinsen“, sagt Ralf Lucht, Leiter der Interhyp-Niederlassung Bremen. Die Sparkasse Bremen geht davon aus, „dass die Zinsen weiterhin auf diesem Niveau rangieren – mit einer leicht steigenden Tendenz“.
„Für viele Menschen bedeutet der Zinsanstieg eine finanzielle Herausforderung“, sagt Lucht. „Entscheidender sind jedoch die massiv steigenden Immobilienpreise, allein im vergangenen Jahr um weitere zehn Prozent.“ Wer kein ausreichendes Eigenkapital zur Verfügung habe, für den werde der Traum von der eigenen Immobilie schwieriger. Ähnlich sieht es die Sparkasse: „Wir müssen leider feststellen, dass das steigende Zinsumfeld dazu führt, dem ein oder anderen Kunden den Traum der eigenen Immobilie nicht zu ermöglichen.“
Ralf Lucht erwartet angesichts weiter steigender Bauzinsen eine leicht nachlassende Nachfrage, „aber wir rechnen nicht mit sinkenden Immobilienpreisen“, sagt der Interhyp-Experte. „Dazu ist die Nachfrage immer noch zu groß und das Angebot vorerst zu gering.“ In wirtschaftlich unsicheren Zeiten hätten die Menschen zudem wenig Anlagealternativen zu Immobilien.
Niedrigere Immobilienpreise erwartet angesichts des unsicheren Marktumfeldes, das durch Inflation, Krieg und Wohnungsmangel gekennzeichnet sei, auch die Sparkasse nicht. Es bestehe aktuell auch weiterhin eine hohe Nachfrage nach Wohnimmobilien. „Festzustellen ist, dass die Wohnimmobilienpreise weiterhin, trotz leicht steigender Zinsen, zumindest im Jahr 2021 gestiegen sind.“ Die Steigerung der Preise sei jedoch deutlich niedriger als in den vorherigen fünf Jahren.
Höhere monatliche Rate
Zur Veranschaulichung einige Beispiele: Bei einer 80 Quadratmeter großen Wohnung in Bremen, die im Durchschnitt etwa 270.000 Euro kostet, liegt die monatliche Belastung aufgrund dieser Zinsentwicklung nun bei 1020 statt bei 870 Euro. Diese Zahlen ermittelte das Portal Immowelt. Die monatliche Rate wurde für eine 100-Prozent-Finanzierung auf zehn Jahre mit einer anfänglichen Tilgungsrate von 2,5 Prozent berechnet. Die Kaufnebenkosten zahlt der Käufer mit eigenem Geld.
Für Hannover hat das Portal bei identischen Ausgangsdaten eine Steigerung von 190 Euro auf eine Monatsrate von 1260 Euro (Kaufpreis 332.000 Euro) ermittelt. In Hamburg gibt es demzufolge eine doppelt so hohe Steigerung bei der Monatsrate wie in Bremen: um 300 Euro auf 2030 Euro (Kaufpreis 535.000 Euro).
Zukunftsszenario mit drei Prozent
Beim Zukunftsszenario mit den gleichen Werten hat Immowelt einen Zinssatz von drei Prozent zugrunde gelegt, und es wurde der Unterschied der monatlichen Rate im Vergleich zum Januarzinssatz von 1,38 Prozent ermittelt. Für das Bremer Beispiel fallen 1240 Euro an, also 370 Euro mehr. In Hannover müssten 450 Euro und in Hamburg 720 Euro mehr bezahlt werden.
„Wir empfehlen unseren Kundinnen und Kunden, sich rechtzeitig mit ihrer Bank in Verbindung zu setzen und sich Angebote einzuholen“, heißt es von der Sparkasse. Sie bietet unter anderem eine sogenannte Prolongation ab 60 Monate vor Zinsbindungsablauf an, also die Verlängerung des Kreditvertrages, in der Regel mit den bestehenden Konditionen.
Bei Interhyp ist nach eigenen Angaben der Anteil der Anschlussfinanzierungen über alle Finanzierungen hinweg seit Jahresbeginn um sechs Prozentpunkte auf 31 Prozent im Vergleich zum Vorjahresdurchschnitt gestiegen, der Anteil von Finanzierungen mit Forward-Darlehen unter den Anschlussfinanzierungen um vier Punkte auf 49 Prozent. „Dies ist ein deutliches Zeichen, dass es einem großen Teil unserer Kundinnen und Kunden wichtig ist, sich die aktuell noch niedrigen Zinsen langfristig zu sichern“, so Lucht.