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Proteste in Achim Belegschaft demonstriert gegen Lieken-Schließung

Bremen/Achim. So schnell wollen die Mitarbeiter der Achimer Bäckerei Lieken die Hoffnung nicht aufgeben. Zusammen mit Beschäftigten anderer Betriebe der Region zogen sie am Donnerstag vor das Achimer Rathaus, um gegen die angekündigte Schließung ihres Werkes zu protestieren.
18.03.2011, 05:00 Uhr
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Belegschaft demonstriert gegen Lieken-Schließung
Von Petra Sigge

Bremen/Achim. So schnell wollen die Mitarbeiter der Achimer Bäckerei Lieken die Hoffnung nicht aufgeben. Zusammen mit Beschäftigten anderer Betriebe der Region zogen sie gestern vor das Achimer Rathaus, um gegen die angekündigte Schließung ihres Werkes zu protestieren. Zum 30. September will der Konzern das traditionsreiche Achimer Stammhaus stilllegen. Den 144 Mitarbeitern in der Produktion droht damit die Arbeitslosigkeit. Der Vertrieb mit 49 Beschäftigten soll an einen anderen, noch unbestimmten Standort im Großraum Bremen verlegt werden.

Die Produktionsanlagen seien veraltet und die Kapazitäten nicht mal zur Hälfte ausgelastet, begründet das Unternehmen die Schließung. "Die Anlagen sind schon über 20 Jahre alt", weiß auch der Betriebsratsvorsitzende Gerd Meinke. Seit Jahren sei schon nicht mehr nachhaltig in den Standort investiert worden. Schon lange leben die Beschäftigten der Brotfabrik in Angst um ihre Arbeitsplätze. Bereits vor fünf Jahren waren rund 100 Stellen in ihrem Werk gestrichen worden. Schon damals befürchtete die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) eine "Werksschließung nach Salami-Taktik". 2002 wurde das Unternehmen dann vom italienischen Nudelhersteller Barilla geschluckt.

Allein in den letzten zehn Jahren, so bestätigt Lieken-Sprecherin Daniela Lützeler, seien deutschlandweit elf Werke geschlossen worden. Achim wäre als nächstes an der Reihe. Doch so schnell, wie die Geschäftsleitung es sich vorgestellt hat, geht es offenbar nicht. Nach Darstellung der Gewerkschaft könnten die Öfen in der Großbäckerei frühestens zum Jahresende abgeschaltet werden und damit drei Monate später als von Unternehmensseite geplant. Grund sind die langen Kündigungsfristen der Beschäftigten.

"Mehr als ein Viertel der Belegschaft ist schon seit 20 Jahren oder länger im Betrieb", sagt NGG-Sekretär Thorsten Zierdt. Um den Zeitplan für fristgerechte Kündigungen einhalten zu können, hätten die Verhandlungen über einen Sozialplan und Interessensausgleich noch im Februar beendet sein müssen. "Solange die nicht abgeschlossen sind, dürfen auch keine Kündigungen ausgesprochen werden", betont Zierdt.

Unterdessen arbeitet die Gewerkschaft fieberhaft an eigenen Lösungsvorschlägen, wie sich eine Schließung vielleicht noch vermeiden ließe. Das Angebot der Arbeitnehmer, im Falle einer Weiterführung auf einen Teil des Lohns zu verzichten, sei vom Unternehmen kategorisch abgelehnt worden, berichtet Zierdt.

Ins Gespräch gebracht hat die Gewerkschaft aber auch den Vorschlag eines management-buy-outs. Dabei würde die Belegschaft den Betrieb übernehmen und auf eigene Rechnung fortführen - mit Lieken als Großkunde. Als Startkapital könnten laut Zierdt die 15 bis 20 Millionen Euro dienen, die nach seinen Berechnungen ansonsten für die Finanzierung des Sozialplans und Abfindungen an die Mitarbeiter anfallen würden.

Für Lieken könnte sich dieses Modell durchaus rechnen, meint der Gewerkschafter. Fakt sei, dass die Produktion der in Achim hergestellten Backspezialitäten nicht ohne Weiteres an andere Standorte verlagert werden könne. Dazu gehören laut Zierdt neben Bio- und Rosinenbrot etwa auch Tortenböden, die bislang ausschließlich in Achim gebacken würden. Um dieses Sortiment weiter anbieten zu können, will Lieken nach Zierdts Informationen einen Fremdbäcker beauftragen.

"Wenn das so gewollt ist, dann können ja auch diejenigen diese Backwaren produzieren, die das bisher schon gemacht haben", meint Zierdt. Lieken könne die Ware in bewährter Qualität zukaufen ohne selbst ins Risiko zu gehen - und die Belegschaft hätte eine berufliche Perspektive.

Was der Konzern von diesem Vorschlag hält, wird die Gewerkschaft voraussichtlich bei einem für heute vereinbarten Treffen erfahren. In den vergangenen Wochen allerdings hatte die Geschäftsleitung nie einen Zweifel daran gelassen, dass eine Schließung des Achimer Werks aus ihrer Sicht alternativlos ist.

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