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Belladonna Gründerinnenpreis "Drei Leben in einem": Osteopathin wird Bremer Gründerin des Jahres

Der "Belladonna Gründerinnenpreis" geht dieses Jahr an Sabrina Bojazian mit ihrer Praxis für Osteopathie und Naturheilkunde. Überzeugen konnte sie die Jury unter anderem mit ihrer außergewöhnlichen Biografie.
14.11.2024, 20:44 Uhr
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Von Teresa Benke

Den Ursachen auf den Grund gehen und nicht nur die Symptome behandeln – dieses Versprechen gibt Sabrina Bojazian ihren Patienten. Im Tabakquartier in Woltmershausen führt sie seit 2021 eine eigene Praxis für Osteopathie und Naturheilkunde. Dabei hat sie sich besonders auf die Neurologie fokussiert. Menschen mit verschiedensten Problemen finden in ihrer Praxis Hilfe – ob bei chronischen und akuten Schmerzen, Migräne, Tinnitus, Long Covid, Verdauungsbeschwerden, Schwindel oder Gleichgewichtsstörungen.

Für ihre Praxis und ihr Engagement außerhalb der Praxis hat Bojazian am Donnerstag den diesjährigen "Belladonna Gründerinnenpreis" erhalten. Der Preis wird in diesem Jahr zum 14. Mal verliehen. Ziel der Verleihung ist es, die Arbeit von Frauen in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen. "Ihre Praxis hat eine vielfältige Angebotspalette. Außerdem hat sie eine bemerkenswerte Biografie – es ist fast, als hätte sie drei Leben in einem gelebt", erklärt Maren Bock, Geschäftsführerin des Bildungszentrums, die Wahl der Siegerin.

Zunächst Wirtschaft statt Medizin

Ein Interesse für Medizin und Biologie hatte Sabrina Bojazian schon immer. "Tatsächlich wollte ich als junges Mädchen Medizin studieren", erinnert sich die heute 45-Jährige zurück. Aus finanziellen Gründen konnte sie diesen Plan aber nicht umsetzen. Statt in der Medizin begann ihre berufliche Laufbahn dann in der Wirtschaft mit einer Ausbildung im Außendienst bei einer Versicherung. Nach Abschluss der Ausbildung arbeite sie weiter im Außendienst und studierte berufsbegleitend BWL.

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Gerade das Coaching und die Beratung wurden dabei immer mehr zur Bojazians Spezialität – und später Grundlage für ihre erste Selbstständigkeit. "2010 bin ich zum ersten Mal schwanger geworden. Da musste ich mir überlegen, wie ich weiter mache. Im Außendienst bin ich an die 90.000 Kilometer im Jahr gefahren, das ist schwer vereinbar mit einem Kind", erzählt die 45-Jährige. Nach der Geburt ihrer ersten Tochter arbeitete Bojazian deshalb einige Jahre selbstständig im Coaching und Vertrieb. "Privat war es dann so, dass wir gerne noch mehr Kinder haben wollten. Da bin ich ins Grübeln gekommen, ob der Job wirklich das Richtige für mich ist", erinnert sie sich. In der Versicherungs- und Finanzierungsbranche habe sie sich zunehmend unwohler gefühlt: "Ich hatte das Gefühl, die Leute waren dort oft nur irgendeine Nummer."

Schwanger mit ihrem zweiten Kind traf sie dann die Entscheidung, die Branche zu verlassen. "Das war sehr schwer für mich. Mir kam es so vor, als würde ich mein Leben wegwerfen", erzählt Bojazian. Nach der Geburt ihrer zweiten und dritten Tochter entschloss sie sich schließlich "den Schritt in die Richtung zu machen, in die ich schon immer gehen wollte": zur Medizin. Ein Medizinstudium kam aufgrund ihres Alters und dem fehlenden Angebot nicht in Frage. "Ich bin dann bei der Naturheilkunde gelandet und habe die Ausbildung innerhalb von zwei Jahren fertiggemacht", erinnert sie sich. "Das war eine sehr anstrengende Zeit, ich hatte ja auch noch die drei Kinder". Nach einem halben Jahr begann sie außerdem die Zusatzausbildung zur Osteopathin.

Im Sommer 2021 eröffnete sie schließlich ihre heutige Praxis – mit null offiziellen Patienten. Gleichzeitig entschied sie sich dazu, ein Corona-Testzentrum aufzumachen, welches sie bis 2023 führte. Den Gewinn nutzte sie für eine Erweiterung der Praxis. "Ich habe damals über Werbung meine ersten Patienten gewonnen. Das Testzentrum hat auch geholfen", erklärt die 45-Jährige. Außerdem gäbe es in Woltmershausen kein bestehendes Angebot an Osteopathen, was ihrer Praxis zu Gute kam. Sorge vor den Risiken der Selbstständigkeit hätte sie nie gehabt: "Ich war ja vorher auch schon selbstständig und hatte keine Schwierigkeiten. Ich war mir einfach sicher, dass das gut laufen wird."

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Mittlerweile hat die Heilpraktikerin über 600 Patienten, pro Woche sind es meist zwischen 20 und 25. Die Praxis führt Bojazian aber weiterhin allein. Schon in ihren Anfängen war sie auf den Gründerinnenpreis aufmerksam geworden, das Unternehmen war aber noch zu klein um sich zu bewerben. Als sie dann in diesem Jahr die Informationsmail zu dem Preis bekam, entschied sie sich, es zu versuchen: "Ich habe nicht damit gerechnet, zu gewinnen, aber freue mich natürlich umso mehr."

Lebenslanges Lernen

Nicht nur ihre berufliche Laufbahn, sondern auch ihr Engagement außerhalb der Arbeit überzeugte die Jury von ihr. Bojazian ist ehrenamtlich Teil der Gemeindevertretung und Novizin der Habenhauser Schaffergesellschaft. Außerdem gibt sie seit April in der Gruppe "Boxing Princess" Boxtraining für junge Mädchen ab zehn Jahren. "Boxen stärkt das Selbstbewusstsein, das ist gerade für Mädchen in dem Alter sehr wichtig", erklärt sie.

Ein weiterer Grund war laut Maren Bock ihre unternehmerische Entwicklung. "Seit 2021 haben sich ihre Einnahmen verzehnfacht. Das ist beeindruckend", sagt die Belladonna-Gründerin. Außerdem sei ein weiteres Argument gewesen, dass Bojazian ihr Angebot immer weiter ausbaut. "Bei ihr trifft lebenslanges Lernen wirklich zu", meint Bock. Die Gewinnsumme von 5.000 Euro wird Sabrina Bojazian zum Großteil in eine weitere Zusatzausbildung – die sogenannte "Reflex-Integrations-Therapie" – investieren.

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