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Nach Krise von Bremer Reederei Beluga-Gründer Niels Stolberg macht weiter

Bremen. Lange ist Beluga die erfolgreichste Reederei Bremens und ihr Gründer Niels Stolberg gilt als Vorzeigeunternehmer der Stadt. Die Beluga-Krise übersteht er nicht. Heute, ein Jahr später, gibt es Beluga nicht mehr - Stolberg aber macht weiter.
01.03.2012, 12:32 Uhr
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Von Krischan Förster

Bremen. Der 1. März 2011 ist ein freundlicher Wintertag, ein Dienstag, der so normal begann, wie so viele Tage zuvor. Doch am späten Nachmittag beginnen dramatische Ereignisse, die das Ende der Bremer Beluga-Reederei besiegeln werden. An jenem Dienstag wird Niels Stolberg, der Firmengründer, vom US-Finanzinvestor und Mitgesellschafter Oaktree entmachtet und des Hauses verwiesen, einen Tag später bei der Staatsanwaltschaft angezeigt.

Noch viele Monate nach seinem Rausschmiss ist der Niedersachse jeden Morgen weiter nach Bremen gefahren. Eine kleine Innenstadt-Wohnung, einst gedacht als Notquartier nach langen Geschäftsabenden, wird sein Krisen-Büro. Von dort aus versucht er, seine neue Situation und seine Verteidigung zu organisieren.

Er sieht sich nicht nur mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, nachdem ihn sein ehemaliger Beluga-Mitgesellschafter Oaktree wegen Betrugs und Bilanzfälschung bei der Staatsanwaltschaft angezeigt hat. Die Anwälte des US-Investors haben zudem Arrestbescheide gegen Stolbergs Privatvermögen in Höhe von 130 Millionen Euro erwirkt. Der Widerspruch wird vor Gericht abgewiesen. Stolberg muss Privatinsolvenz anmelden, das Verfahren läuft noch.

Im Sommer vergangenen Jahres hält es den Reeder nicht länger in der Stadt und so nahe bei seiner ehemaligen Reederei. Stolberg zieht um nach Oldenburg und mietet Büroräume nahe dem Schloss, direkt über der Kanzlei seines privaten Insolvenzverwalters. Dort wird er sogar wieder unternehmerisch aktiv und gründet zwei neue Firmen: „Best Ship Consult“ und „Best Building and Property Consult“. „Ich will weiter neue, spannende Sachen machen“, sagte er jüngst dieser Zeitung.

Als Gesellschafterin ist laut Handelsregister seine Frau ausgewiesen, Stolberg ist in beiden Fällen Geschäftsführer. Weder die staatsanwaltlichen Ermittlungen noch die beantragte Privatinsolvenz stehen dem im Weg. Im Gegenteil: Stolberg erzielt Einkünfte, die der Insolvenzmasse zugutekommen. Sein eigenes Einkommen ist auf den gesetzlichen Mindestbetrag im Monat begrenzt.

Stolberg wird mit seinen beiden Firmen zum Berater. Der Schifffahrtsbranche will er unter anderem bei Neubauprojekten seine Expertise anbieten. Das andere Unternehmen soll Immobilienvorhaben und Tourismuskonzepte entwickeln. Unter anderem muss das ehemalige Spiekeroog-Imperium verkauft werden. Auf seiner Lieblingsinsel hatte Stolberg etwa 16 Millionen Euro investiert und war mit rund 300 Ferienbetten zum größten Hotelier aufgestiegen. Nach 16 Beluga-Jahren fällt der Oldenburger Neuanfang mit lediglich einer Handvoll Mitarbeitern eher bescheiden aus.

Der mittlerweile 51-Jährige pflegt aber auch eine andere Leidenschaft weiter – die Gastronomie. Nach dem Verlust des Restaurants „Outer Roads“ auf dem Dach des Beluga-Gebäudes betreibt Stolberg in Bad Zwischenahn das kleine, aber feine „Eshramo“ mit mediterraner Küche. Und in der Oldenburger Innenstadt eröffnet er im Herbst 2011 das Fischrestaurant „Latitude 53°“.

Die meiste Zeit aber arbeitet er an seiner Verteidigung, sollte es wie erwartet zu einer Anklage und einem Gerichtsverfahren kommen. Mit Hanns W. Feigen hat er einen der renommiertesten Wirtschaftsstrafrechtler des Landes engagiert, der zuvor schon Ex-Post-Chef Klaus Zumwinkel (Steuerhinterziehung), Ex-Infineon-Vorstandschef Ulrich Schumacher (Schmiergeldaffäre) und Ex-Vulkan-Chef Friedrich Hennemann (Untreue) verteidigt hatte. Stolberg ist bereit zu kämpfen. „Wichtig ist, dass ich gesund bleibe, um diese harte Zeit zu überstehen.“

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