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Mitarbeiter bemängeln Informationspolitik Beluga-Neustart löst geteiltes Echo aus

Bremen. Mitarbeiter reagieren skeptisch auf die Neustart-Ankündigungen bei der Reederei Beluga und kritisieren die schlechte Informationspolitik des Managements. Bei Vertretern aus Politik und Wirtschaft macht sich jedoch Erleichterung breit
02.04.2011, 05:00 Uhr
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Von Tobias Langenbach

Bremen. itarbeiter reagieren skeptisch auf die Neustart-Ankündigungen bei der Reederei Beluga und kritisieren die schlechte Informationspolitik des Managements. Bei Vertretern aus Politik und Wirtschaft macht sich jedoch Erleichterung breit - und die Hoffnung, dass die einstioge Bremer Vorzeige-Reederei doch noch eine Zukunft haben könnte.

Die Beluga-Mitarbeiterin im beigen Mantel schaut für einige Sekunden betreten nach unten. Eigentlich wollte sie nur raus aus der Firmenzentrale am Teerhof, durch das gläserne Eingangsportal und dann weiter die Treppe hinunter. Dann entschließt sie sich aber doch, etwas zu sagen: Mitarbeiter des Finanzinvestors Oaktree, nach dem Rauswurf von Niels Stolberg die neuen Mächtigen bei der angeschlagenen Reederei, hätten Beluga-Mitarbeiter zu "Interviews geladen".

So wolle Oaktree vielleicht herausfinden, wer im Zuge des Neuanfangs übernommen werden soll. Nur ein geringer Teil von jetzt noch knapp 600 Beschäftigten werden es wohl sein, die Flotte wird voraussichtlich auf 18 Schiffe von vormals mehr als 70 Schiffen verkleinert. Spaß mache die Arbeit nicht mehr, sagt die Mitarbeiterin. Vor allem vermisse sie Informationen aus der Führungsetage.

Eine Mitarbeitergruppe - fünf Männer, eine Frau - verlässt die Firmenzentrale durch eine Seitentür. Auf die Situation der Reederei angesprochen, werden ihre Mienen ernst. Dann machen sie ihrem Ärger Luft: Keiner bekomme etwas mit, bei dem momentanen Führungsvakuum gebe es für die Beschäftigten absolut keine Informationen. "Was wir wissen, haben wir aus den Medien", regt sich einer der Männer auf. E-Mails seien an die Unternehmensführung und an den Insolvenzverwalter Edgar Grönda von Beschäftigten geschickt worden, sogar einen Fragenkatalog von Mitarbeitern gebe es - geantwortet habe aber noch keiner. Die Frau zuckt mit den Schultern: " Es ist schwierig gerade, wir haben ja auch keinen Betriebsrat."

Erleichterung bei Wiertschaftsvertretern

Vertreter der Wirtschaft scheinen den Beluga-Neubeginn dagegen erleichtert aufzunehmen. Wenn es dem Insolvenzverwalter gelinge, eine auf das Kerngeschäft konzentrierte Lösung zu finden, wäre das positiv für den Standort Bremen, sagt Matthias Fonger, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Bremen. Zumindest ein Teil der Wirtschaftskraft und der Arbeitsplätze könnten so erhalten bleiben. Der Bremer Rhederverein habe das Beluga-Drama "mit Schrecken verfolgt", so Vorsitzer Thorsten Mackenthun. "Bei den Informationen, die bisher bekannt waren, musste ja fast von einem Verschwinden des Unternehmens ausgegangen werden", sagt Mackenthun. Dass überhaupt wieder 18 Schiffe zur Verfügung stehen, sei ein erster Erfolg. "Es ist gut, dass Oaktree wieder in die Reederei investiert."

Erleichterung auch bei Bremens Politikern. Die verkleinerte Reederei ist für Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD) "eine gute Botschaft". Die "Einschränkungen", die mit einer Weiterführung verbunden seien und konkret einen massiven Arbeitsplatz-Abbau bedeuten, seien aber bitter. Frank Willmann, Hafen-Sprecher der Grünen, erkennt im Beluga-Neubeginn "ein positives Zeichen". "Dann hat man nicht die totale Ungewissheit, was passiert", so Willmann. Und auch bei der CDU ist man froh, dass es mit der Reederei erst einmal weitergehen soll: Jörg Kastendiek, wirtschaftspolitischer Sprecher der Christdemokraten und ehemaliger Wirtschaftssenator: "Es war wichtig, dass Oaktree wieder ins operative Geschäft eingestiegen ist." Nun hofft er, dass möglichst viele Arbeitsplätze in Bremen erhalten bleiben: "Das sollte nur der erste Schritt sein", sagt Kastendiek.

Nur die unmittelbar Betroffenen stehen der jetzigen Situation eher skeptisch gegenüber. Einer aus der Mitarbeiter-Gruppe vor dem Eingang versucht es mit Galgenhumor: "Keiner weiß, wie es hier weitergeht. Paul, das Kraken-Orakel von der Weltmeisterschaft, ist ja leider tot."

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