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Stuhrer entwickelt mobile Schankanlagen Bier auf Rädern

Für Kohltouren oder Vatertags-Ausflüge ist Norbert Wudicks Schankanlagen-Aufbau für Lastenräder sicher gut geeignet. Der Stuhrer ist gerade dabei, seine Idee weiterzuentwickeln.
06.01.2018, 19:07 Uhr
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Von Sebastian Kelm

Folgendes Szenario: Bei der Grünkohltour wird pausiert, doch angesichts der milden Temperaturen steht niemandem so wirklich der Sinn nach Glühwein. Der gut gelaunten Gruppe ist nach dem bisherigen Marsch eher nach einem erfrischenden Bier. Ein Wunsch, der so auf weiter Flur meist unerfüllt bleiben muss. Es sei denn, jemand schleppt Flaschen im Rucksack mit. Oder: Ein Teilnehmer radelt mit einem bei Norbert Wudick gemieteten Bier-Lastenräder nebenher.

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Der Stuhrer, der im Ortsteil Seckenhausen direkt an der Bundesstraße 51 ein Geschäft für Ausrüstung in den Bereichen Triathlon, Radfahren und Schwimmen betreibt, hat diese originelle Idee umgesetzt. Seit acht Jahren schon handelt er auch – im Wesentlichen online auf seiner Seite www.bullitt-bike.de – mit Lastenrädern dieser Marke, die in Kürze ihr zehnjähriges Bestehen feiert. In Hamburg bei der Gastro-Messe Internorga stieß er dann auf eine passende Zapfanlage. „Mein Sohn und ich haben uns das dann ausgedacht. Wir trinken gern mal ein Bier“, erzählt der 55-Jährige lächelnd. Während sich der Filius um die Elektrik kümmerte, plante und baute Wudick die Aufsätze, die nicht nur auf besagte Bullitts passen, sondern prinzipiell für alle Lastenräder möglich sein sollen. Das Gehäuse ist die Box einer Berliner Firma. Sie wiegt 30 Kilogramm, hinzu kommt das 30-Liter-Fass. Aber so ein Bullitt kann immerhin insgesamt 180 Kilogramm transportieren. Und Wudick versichert: „Das ist noch gut händelbar.“ Schwieriger werde das Fahren erst dann, wenn das Fass nicht mehr ganz voll ist, obwohl weniger Gewicht bewegt werden muss. „Da schunkelt es mehr“, erklärt Wudick.

Kosten: 200 Euro ohne Mehrwertsteuer pro Tag

Er kooperiert zwar mit der Union Brauerei Bremen, war auf deren Einladung auch schon bei Craft-Beer-Tagen vertreten, Vorgaben bei der Wahl der Biersorte macht er jedoch nicht. Er besorgt auch bei Bedarf ein Fass, die Kunden können sich aber auch einfach selbst ein handelsübliches aus dem Getränkemarkt holen. In jedem Fall stellt der Vermieter aber die Gasflasche. Reinigung und Anlieferung sowie Abholung in einem Umkreis von 50 Kilometern um seinen Standort Stuhr sind im Preis ebenfalls mit inbegriffen.

Und der liegt bei? „200 Euro kostet das Rad mit allem pro Tag ohne Mehrwertsteuer, übers Wochenende wären wir bei 300 Euro“, sagt Wudick. Die passenden Becher gibt es allerdings auch gleich gratis dazu. Die braucht es aber auch, schließlich setzt er auf eine Zapftechnik aus dem Hause Bottoms Up. Und dabei kommt das Bier von unten. So funktioniert’s: Im Becherboden befindet sich ein Magnet, der von einem Befüllstutzen an der Box auf dem Rad nach oben gedrückt wird. So strömt der Gerstensaft hinein. Wird der Becher angehoben, verschließt der Magnet das Loch wieder. Und dabei geht nichts daneben? Laut Norbert Wudick ist der Schankverlust minimal: „Bei herkömmlichen Zapfanlagen liegt der bei ungefähr fünf Prozent, hier bei gerade einmal zwei.“

Einen Zapfhahn werden die Mieter bei seinen Konstruktionen daher vergeblich suchen. „Der würde beim Fahren nur stören“, meint der Erbauer. Der hat jetzt auch einen Aufsatz im Angebot, in den gleich eine Kühlvorrichtung integriert ist. Ein Kompressor sorgt dabei für den Strom. „Bis auf sechs Grad lässt sich das Bier so herunterkühlen“, sagt er.

Ikea erkundigt sich nach Anhänger

Im März will Norbert Wudick zudem fertig sein mit einem von ihm konzipierten Anhänger. Der könnte bei jedem beliebigen Fahrrad an der Sattelstütze angebracht werden, nicht nur an speziellen Lastenrädern. 120 Kilogramm könnten damit durch die Gegend gefahren, somit gleich zwei Bierfässer mit unterschiedlichen Sorten mitgenommen werden. Klingt nach ziemlichem Gestrampel. Ist es aber nicht, wie der Entwickler betont. Denn der elektrische Anhänger schiebt und bremst ihm zufolge automatisch mit.

Seine einfache Erklärung, warum er bei seinen Eigenbauten bislang davon abgesehen hat, sie patentieren zu lassen: „Zu kostspielig.“ Das Interesse sei aber auch so schon groß: Wie er berichtet, sind seine Bullitts „das Highlight“ bei einer Unternehmensveranstaltung von Mars in der Verdener Stadthalle gewesen. Und nach dem geplanten Anhänger soll sich laut Wudick auch schon Ikea erkundigt haben.

Die Rückmeldungen der bisherigen Nutzer sollen auch durchweg positiv sein. „Die wollen alle nochmal“, berichtet er. Eine Auflage hat Wudick aber, die vor allem bei Kohlfahrten zu beachten ist: Der Fahrer muss bei der Anmietung dafür unterschreiben, nüchtern zu bleiben. Für sie hat er aber eine gute Nachricht: Wenn sie den Rest der Gesellschaft davon überzeugen, könnte er den Aufbau auch mit einem Fass alkoholfreiem Malzbier ausstatten, das er extra vom Niederrhein bezieht.

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