Einer legt vor und die anderen ziehen nach – so läuft es oft mit den Preisanpassungen in der Nahrungs- und Genussmittelindustrie. Und so wie es jetzt aussieht, können sich Verbraucher darauf einstellen, dass Bier zum Ende des Jahres teurer wird. Den Anfang macht nun Anheuser-Busch (AB) Inbev mit Deutschlandsitz in Bremen. Der Konzern will zum 1. November die Abgabepreise in Deutschland für all seine Biermarken mit Ausnahme von Franziskaner erhöhen. Das berichtet das Fachblatt „Lebensmittel-Zeitung“. Demnach werden die Marken Beck‘s, Diebels, Hasseröder, Haake-Beck, Löwenbräu und Spaten teurer.
Die „Lebensmittelzeitung“ zitiert in ihrem Bericht aus einem Schreiben von AB Inbev an seine Geschäftspartner. Daraus gehe hervor, dass die Preisanpassungen für Flaschen, Mehrwegfässer und das Fünf-Liter-Partyfass gelten. Die Kosten für eine Kiste Beck‘s mit 0,5-Liter-Flaschen steigen damit um 6,60 Euro pro Hektoliter, also 0,66 Euro pro Kasten. Bei Hasseröder schlägt der Konzern demnach für das gleiche Gebinde 6,90 Euro, bei Diebels und Haake-Beck 5,90 Euro, bei Löwenbräu bis zu 6,90 Euro und bei Spaten 6,20 Euro pro Hektoliter auf. AB Inbev war am Mittwoch nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Auch der „Lebensmittel-Zeitung“ gegenüber hat sich der Konzern nach Angaben des Fachblatts noch nicht geäußert.
Vorsichtiges Vorgehen
Bislang zeigten sich die Brauereien bei Preiserhöhungen vorsichtig. Der Pils-Marktführer Krombacher hatte vor gut zwei Wochen bekannt gegeben, seine geplante Preiserhöhung für Flaschenbier auf unbestimmte Zeit zu verschieben. „Wir haben Chancen und Risiken abgewogen und sind zu der Entscheidung gekommen, die Preiserhöhung zunächst zu verschieben“, sagte ein Sprecher. Ursprünglich sollte die Preiserhöhung zum 1. Oktober alle in Flaschen abgefüllten Biersorten der Brauerei sowie einige weitere Produkte betreffen.
Nach Einschätzung des Getränke-Fachmagazins „Inside“ stehen dennoch zahlreiche Bierhersteller in den Startlöchern für eine Preiserhöhung. „Auch wenn Krombacher im Pils-Bereich die größere Bedeutung hat, kann mit der Entscheidung von AB Inbev nun Bewegung in den Markt kommen. Alle lauern“, sagt „Inside“-Herausgeber Niklas Other. „Und die Branche braucht dringend eine Preiserhöhung.“
Absatz geht zurück
Die Brauer haben seit gut vier Jahren ihre Preise nicht mehr spürbar angezogen. Zuletzt ging der Absatz vor allem auf dem deutschen Markt immer weiter zurück. Im ersten Halbjahr 2017 verzeichneten die Produzenten nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ein erneutes Minus von 1,2 Prozent. Aber auch weltweit sank der Bierabsatz der deutschen Brauer zuletzt um 2,1 Prozent auf 46,8 Millionen Hektoliter. Gleichzeitig sind die Herstellungskosten, aber auch die Kosten für Transport und Vertrieb in den vergangenen Jahren stetig gestiegen.
Ob sich die nun angekündigten Preiserhöhungen tatsächlich auch beim Verbraucher bemerkbar machen werden, steht nach Angaben von Other indes noch nicht fest. Da komme es auf „das Nadelöhr Handel“ an: Dieser verändere die Einkaufskonditionen immer wieder zu seinen Gunsten. „Bier ist ein beliebter Eck-Artikel, über den der Einzelhandel sein Preis-Leistungs-Verhältnis zeigen kann“, begründet der Experte.
Was Other meint, ist, dass viele Kunden den durchschnittlichen Preis für eine Kiste Bier meist kennen. Daher nutzt der Einzelhandel den Bierkasten gern als Angebotsposten, um sich gegenüber der Konkurrenz als besonders preisgünstig darstellen zu können. Aber auch die Produzenten profitieren nach Angaben Others von solchen Angeboten: „Sie sorgen für höheren Absatz.“ Gleichzeitig könne über lange Sicht jedoch eine als Premiumprodukt platzierte Marke einen Imageschaden erleiden.
Fokus auf Premiumstrategie
Vor allem AB Inbev setzt seit einiger Zeit auf eine Premiumstrategie. Im vergangenen Jahr konnte der Konzern den Absatz seiner Marken Beck‘s, Franziskaner und Corona trotz des weltweit stagnierenden Marktes steigern. „Gerade die 25- bis 35-Jährigen möchten sich Qualität leisten und sind bereit, dafür etwas tiefer in die Tasche zu greifen“, hatte AB-Inbev-Deutschlandchef Harm van Esterik im Januar im Gespräch mit dem WESER-KURIER gesagt.
Bei Hasseröder, das ebenfalls zum AB-Inbev-Kosmos gehört, wird derzeit die Markenstrategie überdacht. Die fünftgrößte deutsche Biermarke habe immer wieder mit Rabattaktionen des Einzelhandels zu kämpfen, sagte ein Unternehmenssprecher im Juni. Zuletzt seien 70 Prozent der Biere über Angebote verkauft worden. „Unsere Hausaufgabe ist, zu prüfen, wo die Marke preislich angesiedelt werden kann und wo ihr Platz im Markt ist“, sagte der Sprecher. Zwar seien Kunden bereit, höhere Preise für Bier zu zahlen. Der Aufstieg ins Premiumsegment sei angesichts der angesprochenen Rabattpolitik allerdings schwer. Auch einen Verkauf der Marke, die aus Wernigerode (Sachsen-Anhalt) kommt, schließt der Konzern mittlerweile nicht mehr aus.