Der Chef der Arbeitsagentur Bremen und Bremerhaven, Joachim Ossmann, zeigte sich am Donnerstag positiv gestimmt. Denn zum einen sinkt die Arbeitslosenquote so langsam wieder auf das Niveau von März 2020 – also vor den ersten Auswirkungen der Pandemie. Zum anderen ist die Zahl der Auszubildenden leicht gestiegen.
In der Stadt Bremen sank die Arbeitslosenquote verglichen mit September um 0,2 Punkte auf 9,6 Prozent. Gegenüber dem Vorjahr sind das 1,6 Prozent weniger. In Bremerhaven sank die Arbeitslosenquote im Oktober auf 12,5 Prozent. Das sind 0,3 Prozent weniger als im September und 1,3 Prozent weniger als im Oktober 2020. In Niedersachsen verbesserte sich die Arbeitslosenquote um 0,1 Punkte auf 5,1 Prozent. Das sind 0,7 Prozent weniger als vor einem Jahr.
Als Grund für den Rückgang sieht Joachim Ossmann die Herbstbelebung: "Neben der fortgesetzt positiven Arbeitsmarktentwicklung hat der Beginn weiterer schulischer, betrieblicher Ausbildungen zum Rückgang beigetragen." Der Bremer Arge-Chef betonte, dass im Bezirk der Arbeitsagentur die Jugendarbeitslosigkeit um fünf Prozent zurückging und dabei besser dastehe als der allgemeine Rückgang bei zwei Prozent.
Auch andere Indikatoren deuten auf eine weitere Entspannung hin: Zwar hatten die Anzeigen von Kurzarbeit im Oktober leicht zugenommen und lagen bei 27 gegenüber 22 im Vormonat. Betroffen sind davon 705 Beschäftigte. Auf der anderen Seite verzeichnete die Arbeitsagentur in diesem Monat knapp 2000 neue Stellenzugänge. Nachfrage gab es hier besonders vom Baugewerbe, dem Verarbeitenden Gewerbe und der Leiharbeit. Ebenso steigt die Zahl der offenen Stellen. Mit 8403 Arbeitsangeboten liegt dieser Wert knapp 40 Prozent über dem vom Vorjahr. Entsprechend nimmt auch stetig die Zahl der Stellen zu, die länger als drei Monate unbesetzt sind. Ossmann hofft, dass sich dieser positive Trend im November fortsetzen wird.
Bei der Bilanz zum abgelaufenen Ausbildungsjahr vermeldeten die Arbeitsagentur, die Handelskammer und die Handwerkskammer eine leicht gestiegene Zahl an Auszubildenden verglichen mit dem Vorjahr. Dabei liegen unterschiedliche Zahlen vor, weil kein Unternehmen verpflichtet ist, der Arbeitsagentur ihre offenen Ausbildungsplätze mitzuteilen. Die Handelskammer registrierte für das Land Bremen 3307 neue Ausbildungsverträge. "Die Anzahl der abgeschlossenen Verträge liegt damit leicht über dem Niveau des Vorjahres", stellte Michael Zeimet als Geschäftsführer Ausbildung von der Kammer fest. Es seien 1,6 Prozent mehr als 2020. Besonders bei den Metall- und Elektroberufen habe es eine Zunahme gegeben wie auch bei den Kaufleuten für Büromanagement. Die Auswirkungen der Pandemie hätten sich auch in diesem Jahr gezeigt: "Ein Drittel der Verträge traten erst nach dem 1. August in Kraft, zu dem die Ausbildung normalerweise beginnt."
Die Handwerkskammer Bremen zählte zum 30. September 1004 geschlossene Ausbildungsverträge. Angesichts von 930 Verträgen vor einem Jahr entspricht das einem Plus von acht Prozent. Auch jetzt sei noch Bewegung im Ausbildungsmarkt, wie der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, Andreas Meyer, sagte: "Die aktuelle Zahl vom Mittwoch lag inzwischen bei 1085 Ausbildungsverträgen." Es sei auch noch bis Jahresende weiterhin Bewegung im Ausbildungsmarkt. Allerdings werde es für die Jugendlichen mit fortschreitender Zeit schwieriger, den Anschluss an das Verpasste im Betrieb und in der Berufsschule zu finden.
101 junge Menschen haben eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker begonnen. Das waren 26 mehr als im Vorjahr, was Meyer als ein starkes Zeichen sieht: "Gerade das Kfz-Gewerbe in Bremen ist infolge der Pandemie stark verunsichert." An die Politik wandte sich Meyer mit dem Appell: "Wir wünschen uns, dass die allgemeine Ausbildungsfähigkeit der jungen Menschen besser wird." Joachim Ossmann warb hier bei den Betrieben für das Mittel der Einstiegsqualifizierung mit entsprechender finanzieller Unterstützung. Nimmt man die Zahlen der Arbeitsagentur, standen in der Hansestadt 4250 gemeldeten Ausbildungsstellen 3347 gemeldete Bewerber gegenüber. 323 Stellen blieben unbesetzt, 335 Bewerber gehen als unversorgt in die Statistik ein. Ossmann und sein Team wollen nichts unversucht lassen, dass auch diese jungen Menschen noch eine Chance bekommen werden.