Was die Kapazität betrifft, gehört das neue Containerschiff des dänischen Logistikdienstleisters Maersk mit Platz für 2.100 Standardcontainer (TEU) zu den Kleinen innerhalb der Containerflotte, deren größte Schiffe 24.000 TEU und mehr laden können. Dennoch soll das 172 Meter lange Feederschiff, das sich gerade auf Jungfernfahrt befindet und später regelmäßig Bremerhaven anlaufen wird, großes bewirken: Es ist das weltweit erste Containerschiff, das mit grünem Methanol als Brennstoff fährt. Das Schiff, das am 14. September in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen getauft wird, ist quasi die klimaneutrale Keimzelle für die gesamte Maersk-Flotte. Das weltweit tätige Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, mit neuen Technologien und Schiffen sowie grünen Brennstoffen in allen Geschäftsfeldern bis 2040 Null-Treibhausgasemissionen zu erreichen.
Das neue Feederschiff soll vor allem auch den Maersk-Seeleuten erste echte Erfahrungen im Umgang mit den neuen Motoren und dem grünen Methanol als Brennstoff bringen. Diese seien wichtig, weil Maersk ab 2024 eine Serie von großen, hochseetauglichen Schiffen mit Methanol-Motoren einsetzen werde, so Rainer Horn, Sprecher für Maersk-Deutschland. Die etwa 21.500 Kilometer lange Jungfernfahrt von Ulsan in Südkorea – dort wurde das Schiff auf Hyundai Mipo-Werft gebaut – nach Kopenhagen ist bald abgeschlossen. Im niederländischen Rotterdam hatte das Schiff in dieser Woche grünes Methanol gebunkert. Nach der Taufe soll es eine Woche lang im Bereich Toldboden des Kopenhagener Hafens direkt vor dem Maersk-Hauptquartier liegen. Die Reederei will dann die Öffentlichkeit im Rahmen von Veranstaltungen informieren, wie Schifffahrt klimaneutral betrieben werden kann.
Produktion für grünes Methanol
"Wir sind dabei, mit verschiedenen Partnern Produktionslinien für grünes Methanol aufzubauen", so Horn. Das passiere momentan in der Nähe von Apenrade in Dänemark in Kooperation mit European Energy. Grünes Methanol gebe es bislang nur in kleinen Mengen. "Wir brauchen aber sehr viel davon. Wir schaffen den Markt für diesen Brennstoff. Wir wollen dem Markt zeigen, dass dieser Weg funktioniert." In Rotterdam habe man das grüne Methanol vom niederländischen Hersteller OCI Global bekommen. OCI Global produziert sein grünes Methanol laut Solarify – ein Informationsportal für erneuerbare Energien – derzeit in einer Anlage in den USA unter Verwendung von aufgefangenem Biogas aus der Zersetzung organischer Abfälle auf Mülldeponien.
Maersk hat nach eigenen Angaben inzwischen 24 weitere methanol-fähige Schiffe im Orderbuch, die allesamt alte Schiffe in der Flotte ersetzen sollen. Zwölf bestellte 16.000-TEU-Schiffe sollen demnach 2024 und 2025 in Fahrt gehen, und zwölf 17.000-TEU-Schiffe sind geordert. Sechs davon sollen 2025 abgeliefert werden, die andere Hälfte soll zwischen 2026 bis März 2027 einsatzbereit sein. Maersk investiere zusammen mit bislang sieben Partnern von China über Europa bis in die USA in entsprechende Produktionsstätten für grünes Methanol, um das Henne-Ei-Problem bei dem noch neuen Brennstoff auszuhebeln, so Horn. In der gesamten Containerschifffahrtsbranche seien inzwischen mehr als 100 Einheiten mit Methanol-Antrieben bestellt. Um das Ziel von Null-Treibhausgasemissionen bis 2040 zu erreichen, strebt Maersk an, bis 2030 mindestens 25 Prozent seines Seefrachtvolumens mit grünen Brennstoffen über die Meere zu transportieren, verglichen mit dem Basisjahr 2020.
"Noch vor wenigen Jahren war dieses Schiff nur eine Vision", sagt Vincent Clerc, Vorstand bei Maersk. "Jetzt ist es Realität geworden, und wir fühlen uns sehr geehrt, dass Ursula von der Leyen sich bereit erklärt hat, seine Taufpatin zu sein." Die Europäische Kommission und insbesondere ihre Präsidentin hätten maßgeblich dazu beigetragen, den europäischen Kontinent in eine ehrgeizige, grüne Zukunft zu führen. "Unser neues Schiff ist ein konkretes Beispiel für diese Transformationen, die von der EU-Politik unterstützt werden." Das Schiff verkörpere damit auch ein Stück weit den Green Deal.
Das neue 2100-TEU-Schiff wird Maersk nach eigenen Angaben zwischen Nordeuropa und dem Bottnischen Meerbusen einsetzen - dem nördlichen Ausläufer der Ostsee zwischen Schweden und Finnland. "Und dann wir es regelmäßig durch den Nord-Ostsee-Kanal zu unseren beiden Knotenpunkten Bremerhaven und Rotterdam fahren, um unsere großen Schiffe zu erreichen", sagt Horn.