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Netzausbau der Telekom Bremen bekommt schnelleres Internet

Bremen. Die Deutsche Telekom will das sogenannte LTE-Netz ausbauen. Auch Bremen soll davon profitieren und künftig mit schnellerem Internet ausgestattet werden. Wie sich die Strahlen auf den Menschen auswirken, ist allerdings umstritten.
01.02.2012, 13:43 Uhr
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Von Julia Basic

Bremen. Die Deutsche Telekom und weitere Anbieter wollen in diesem Jahr das sogenannte LTE-Netz weiter ausbauen. Auch Bremen soll davon profitieren und künftig mit schnellerem Internet ausgestattet werden. Die LTE-Technik kann Internetdaten besonders schnell auf Computer und Smartphones übertragen. Auch Nutzer, die in ihrer Wohnung noch keinen kabellosen Internetzugang haben, können die Frequenz mit einem speziellen Empfangsgerät, dem LTE-Router, empfangen, sagt Telekom-Sprecher Lorenz Steinke. „Die Daten werden praktisch durch die Luft übertragen."

LTE (Long Term Evolution) ist, kurz gesagt, eine Nachfolgeversion von UMTS und soll Internetdaten wie Videos, Fotos und Musik deutlich schneller übertragen als bisher. Während das bekannte VDSL eine Übertragungsrate von 50 Megabit hat, kann LTE in den Städten nach Angaben der Telekom Daten doppelt so schnell übermitteln. In den ländlicheren Gebieten, die bisher nicht mit einem Breitband-Anschluss ausgestattet seien, könne man über LTE immerhin etwa 7,2 Megabit pro Sekunde empfangen, sagt Telekom-Sprecher Lorenz Steinke.

Die schnelle Internet-Versorgung wird in zwei Versionen verfügbar sein. „Für den ländlichen Raum ist das LTE 800 geeignet, weil es eine große Reichweite hat“, so Steinke. Diese Variante ist besonders für Haushalte gedacht, die bisher keinen Breitband-Internetanschluss besitzen. "Eine andere Version, das LTE 1800, sendet eine besonders hohe Datenrate." Es habe aber eine niedrigere Reichweite. Deshalb würden vor allem die Städte damit versorgt werden. Das passe gut, denn in den Städten liege der Schwerpunkt auf dem schnellen Surfen mit Smartphones, erklärt Steinke.

Allerdings können bisher nur wenige Geräte Daten über den LTE-Standard empfangen. „Telekom-Kunden benötigen einen speziellen Router oder einen neuen Surf-Stick, mit dem Internetdaten überall über den Laptop empfangen werden können“, sagt Lorenz Steinke. Mit herkömmlichen Smartphones könne man nach seinen Worten noch kein LTE empfangen. „Die älteren Modelle können auch nicht umgerüstet werden. Allerdings wird es in diesem Jahr eine Reihe neuer Smartphones auf dem Markt geben, die LTE-fähig sind.“ Laut René Henn von der Bundesnetzagentur haben außer der Telekom auch O2 und Vodafone LTE-Frequenzen ersteigert. Auch die beiden Mobilfunkanbieter verkaufen die entsprechende Technik und planen einen weiteren Ausbau der LTE-Versorgung.

Der Schwerpunkt des Netzausbaus der Telekom wird auf dem Nordwesten der Hansestadt liegen, vor allem zwischen Horn-Lehe und dem Oberblockland. Aber auch die Versorgung der Bereiche Neustadt, Huckelriede, Walle, Strom und Kirchweyhe ist geplant. Die Deutsche Telekom hatte im Jahr 2010 Frequenzen von der Bundesregierung ersteigert, die durch die Umstellung auf digitalen Fernseh- und Radioempfang frei geworden waren. „Wir benutzen also keine neuen Frequenzen oder Sendeanlagen, sondern bereits vorhandene, die frei geworden sind“, so Steinke. Seit 2010 sei der LTE-Ausbau bereits im Gange.

Der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) betrachtet das Vorgehen kritisch. „Die Belastung für den menschlichen Organismus durch Mobilfunkstrahlen ist einfach zu hoch“, sagt Elisabeth Jeß-Knecht, ehrenamtliche Mitarbeiterin beim Arbeitskreis Strahlenschutz in Bremen. Der BUND befürworte deshalb, Internet- und Telefonverbindungen zu verkabeln und nicht über die Luft zu übertragen. „Die Telekom richtet sich nach den gesetzlich vorgegebenen Richtwerten von zehn Millionen Mikrowatt. Wir vom BUND fordern aber maximal 100 Mikrowatt. Experten empfehlen sogar eine Grenze von 0,1 Mikrowatt. Alles was darüber liegt, ist gesundheitsgefährdend.“ Jeß-Knecht vermutet, dass LTE später auch für Verkehrssysteme genutzt werde und deshalb weiter Sendemasten gebaut und die vorhandenen aufgerüstet werden müssten. „Damit steigt am Ende auch die Strahlenbelastung.“

Laut Lorenz Steinke liegen die Strahlenwerte der LTE-Technik unter den gesetzlich vorgegebenen Werten. „Die Gefährdung der menschlichen Gesundheit durch Mobilfunkwellen konnte bisher nicht wissenschaftlich bestätigt werden. Deshalb richten wir uns nach den gesetzlichen Grenzwerten. Die von uns genutzten Sendeanlagen unterschreiten diese aber deutlich.“ Das LTE strahle nicht mehr als die vorherigen Technologien, wie etwa der UMTS-Standard.

Das bestätigt Anja Lutz-Schulte vom Bundesamt für Strahlenschutz: "Die Bundesnetzagentur überwacht die Einhaltung der Grenzwerte und verkauft die freien Frequenzen." Die Daten der Sendemasten, die für die neue LTE-Technik genutzt werden, liegen unter den gesetzlich vorgegebenen Grenzwerten, versichert Lutz-Schulte. „Jeder Sendemast benötigt eine Standortbescheinigung von der Bundesnetzagentur. Diese prüft die gesundheitlichen Risiken der Anlagen und gibt sie zur Nutzung frei.“ Nach Informationen des Bundesamtes sei die Gewebeerwärmung, wie zum Beispiel ein warmes, rotes Ohr beim Telefonieren, eine wissenschaftlich bestätigte Folge der Mobilfunkstrahlung. „Wir raten deshalb, Kindern kein Handy zu geben. Außerdem ist es besser, mit Festnetztelefon oder Headset zu telefonieren“, betont Lutz-Schulte.

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