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Aufbau-Bank zieht Bilanz Bremen setzt weitere Hilfsprogramme auf

Die Bremer Aufbau-Bank erreichten wegen der Pandemie Tausende Anträge auf Unterstützung. Es soll nun für den Weg aus der Krise heraus weitere Programme geben.
13.07.2021, 19:27 Uhr
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Bremen setzt weitere Hilfsprogramme auf
Von Lisa Schröder

Tausende Anträge auf Unterstützung haben die Bremer Aufbau-Bank (BAB) seit Beginn der Krise erreicht – von der Soforthilfe bis zu den Überbrückungshilfen. Insgesamt kommt die Förderbank für die Stadt Bremen bis Anfang Juli dieses Jahres auf mehr als 25.000 Anträge und Bewilligungen in Höhe von 322 Millionen Euro.

Allmählich rückt jetzt nach der Schadensbegrenzung der Wiederaufbau in den Fokus – Post-Corona-Hilfe. Einen Beitrag dazu sollen unter anderem Beteiligungen der BAB an Unternehmen leisten. Das Instrument soll verstärkt eingesetzt werden.

Wann die Krise in der Wirtschaft beendet sein wird? Dazu mochte bei der Vorstellung des Geschäftsberichts der BAB am Dienstag keiner eine genauere Aussage treffen – zu viele Unbekannte in der Rechnung. Kommt eine vierte Welle im Herbst? Gibt es erneut einen Lockdown? "Wir müssen uns auf alle Eventualitäten einstellen", sagte der Geschäftsführer der Förderbank Ralf Stapp. Das Auf-Sicht-Fahren sei zwar nicht mehr ganz so akut. "Aber wir sind noch nicht weit davon entfernt."

Stapp zog zusammen mit seinem Kollegen Kai Sander und Wirtschaftsstaatsrat Sven Wiebe Bilanz. Von gigantischen Herausforderungen für die Förderinstitute in Bremen, neben der BAB die Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung, sprach der Aufsichtsratschef der Förderbank Wiebe. Es handle sich eben nicht nur um einen einmaligen Kraftakt im Frühjahr 2020, sondern eine dauerhafte Anstrengung. Aktuell ließen sich bis Ende September Anträge auf die Überbrückungshilfe III stellen. Selbst wenn die Hilfsprogramme irgendwann ausliefen, spiele die Aufbau-Bank weiter eine wichtige Rolle in der "Post-Corona-Zeit", sagte Staatsrat Wiebe: "Wir müssen natürlich unabhängig von den Nothilfen unsere Wirtschaft hier regional unterstützen."

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Bremen will dafür zwei Programme auf den Weg bringen. Eines heißt "Restart" und soll Unternehmen bei der Digitalisierung helfen. Daneben ist ein Corona-Mittelstandsfonds geplant, aufgelegt mit einem Volumen von zunächst 12,5 Millionen Euro. Die Höhe ist nicht in Stein gemeißelt. Staatsrat Wiebe erklärte, die weitere Entwicklung sei derzeit noch unklar, der tatsächliche Unterstützungsbedarf der bremischen Wirtschaft nicht konkret abzusehen. "Wir müssen da einigermaßen flexibel agieren." Wenn die Wirtschaft stärker ohne staatliche Unterstützung auskomme, werde das Geld wieder dem Haushalt zugeführt. Und wenn die Nachfrage groß sei, werde die Summe aufgestockt. Es müsse zugleich geschaut werden, welche Angebote der Bund bereitstelle. "Es gilt immer der Grundsatz, Bundesprogramme haben Vorrang. Landesprogramme kommen subsidiär zum Einsatz, wo Bundesprogramme nicht greifen."

Die BAB wünscht sich, beim Mittelstandsfonds Beteiligungen von bis zu fünf Millionen Euro zu ermöglichen. Der Corona-Zusammenhang sei dabei notwendig, sagte Stapp. Hier gehe es auch darum, weitere Ausfälle von Betrieben zu vermeiden. Immer wieder sei eine Welle an Insolvenzen erwartet worden. "Sie ist – Gott sei Dank! – noch ausgeblieben." Das sei eine positive Botschaft, dass die Sofort- und Hilfsprogramme den hohen Liquiditätsbedarf deckten. Eine weitere Mutmaßung sei, dass einige Branchen weniger stark von der Pandemie betroffen seien als befürchtet.

Anfangs gab es Kritik, weil die Bearbeitung von Anträgen dauerte. Bremen liegt Stapp zufolge heute im Bundesländervergleich bei der Umsetzung der Überbrückungshilfen III vorne. "Wir sind auf Platz zwei der schnellsten Bewilligungsstellen. Nordrhein-Westfalen ist mit 94 Prozent knapp vor uns mit 93 Prozent. Der Bundesdurchschnitt ist bei 87 Prozent." Die Prozentzahl zeigt an, wie viele Anträge im Verhältnis zur Gesamtsumme schon zur Auszahlung gebracht wurden. Sein Kollege Kai Sander betonte: "Wir wünschen uns natürlich, dass die Pandemie so schnell wie möglich vorbei ist." Dann könne man wieder, sagte der Geschäftsführer, andere Dinge fördern. Zukunftsträchtiges. Innovationen.

Die Bank selbst digitalisierte sich im Zuge der Pandemie, baute das mobile Arbeiten aus. "Wir waren früher 100 Prozent analog", sagte Stapp. Hier musste bei der Ausstattung und Anbindung nachgerüstet werden. Die Arbeit aus der Entfernung soll in Zukunft auch die Einführung einer E-Akte der Kundinnen und Kunden erleichtern. Das Homeoffice sieht der Geschäftsführer als Ansatzpunkt, um Arbeitswege zu sparen und damit einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten – gerade bezogen auf Pendler aus dem Umland. "Wir kommen tatsächlich auf 375.000 Kilometer pro Jahr nur an Dienstweg von Zuhause zum Büro", verwies Stapp auf eine Befragung im Haus. Im Keller gebe es eine Garage, die nur noch für Fahrräder da sein solle, ein Signal an die Belegschaft.

Zur Sache

Gründer im Schnitt 40 Jahre alt

Viele Gründerinnen und Gründer suchten beim Starthaus der Bremer Aufbau-Bank (BAB) Unterstützung. Insgesamt verzeichnete die Förderbank bei ihrer Anlaufstelle 2020 fast 1800 Beratungsgespräche. "Es wird weiterhin trotz Krise gegründet", sagte der Geschäftsführer der BAB Ralf Stapp. Es suchten dabei mehr Frauen als Männer das Gespräch im Starthaus. Für Gründerinnen gebe es eine "eigene Mannschaft", die sich auf die Bedürfnisse der Frauen besonders konzentriere.

Die BAB erstellte im vergangenen Jahr erstmalig einen eigenen Start-up-Monitor. Demnach lag das Durchschnittsalter der Gründer bei 40,5 Jahren. Fast die Hälfte gründete aus dem Angestelltenverhältnis heraus. Das zeige den Zusammenhang zwischen Gründungsgeschehen und der Wirtschaftssituation auf. "Je schwieriger sie ist, je mehr eventuell Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter freigesetzt werden, umso höher auch die Motivation, die Alternative bei der Gründung zu suchen."

Befragungen soll es auch künftig regelmäßig geben. Für das Starthaus arbeiten 15 Mitarbeiter. Die BAB beschäftigt insgesamt knapp 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im vergangenen Jahr ist die Bank an den Domshof gezogen und befindet sich nun über dem Geschäft "Unterwegs."

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