Die Geschichte des Bremer Unternehmens Emin Usta beginnt 1983 in der Türkei auf einem Basar mit einem fahrbaren Getränkestand. Auf einem Foto aus der Zeit ist ein junger Mann mit weiß-roter Schürze und Kochmütze zu sehen, der in die Kamera grinst. Wer genau hinschaut, erkennt das Wort Usta bereits auf dem großen Handkarren, den der Mann anschiebt. Usta ist türkisch und bedeutet Meister, das Bremer Unternehmen heißt also Meister Emin.
Es war 1989, als dieser Meister Emin, der eigentlich Emin Celik heißt, entschied, nach Deutschland einzureisen und sein Geschäft hier fortzuführen. Allerdings nicht als Getränkeverkäufer. Das Unternehmen Emin Usta betreibt inzwischen vier türkische Restaurants und hat nach eigenen Angaben die einzige Dönerproduktion Bremens aufgebaut. Aus dem einstigen Ein-Mann-Betrieb vom türkischen Basar ist heute ein Familienunternehmen mit rund 70 Mitarbeitern geworden.

Mohamed Celik ist Junior-Chef des Bremer Unternehmens für Dönerproduktion Emin Usta.
Dreh- und Angelpunkt ist ein unscheinbares Fabrikgebäude nahe der Rolandmühle in Bremen-Walle. Während in einer kleinen Halle die Dönerproduktion läuft, bei der Mitarbeiter das Fleisch zerlegen, würzen und anschließend auf Spieße schichten, empfängt in einem Büro nebenan nicht der Senior selbst, sondern sein Sohn Muhammed Celik, der das Geschäft vor zwei Jahren von seinem Vater übernommen hat.
Emin Usta beliefert Dönerladen in ganz Deutschland
Ohne lange zu überlegen, zählt er die Meilensteine auf, die sein Vater erreicht hat. Das erste Restaurant 2002 in Walle: Alles aus eigener Herstellung, weil „Papa“, wie Muhammed Celik ihn stets respektvoll nennt, die Qualität schon immer wichtig gewesen sei. Dann der Rückschlag 2004 mit der Schließung des Geschäfts, weil es nicht lief.
Schließlich 2007 der zweite Anlauf in Bremen-Nord: ein Erfolg. Ein zweites Restaurant 2010 in Oldenburg, ein drittes 2014 in der Neustadt und schließlich das vierte 2017 in Gröpelingen. Der Ansatz, auf eigene Herstellung zu setzen, scheint sich für Emin Celik zum Ende seines Berufslebens doch noch auszuzahlen. Wohl auch, weil er sich 2016 dazu entschied, nicht nur für den eigenen Bedarf zu produzieren, sondern in Walle eine eigene Produktion samt Vertrieb zu gründen. Seitdem beliefert Emin Usta zahlreiche Dönerläden in Bremen und ganz Deutschland. Wie viele genau, will der 24-jährige Geschäftsführer nicht verraten. Nur so viel: Man bewege sich pro Monat „im Tonnenbereich“.
Und während sich der Senior inzwischen langsam aus dem Geschäft zurückzieht, übernimmt die nächste Generation. Die Schwester von Muhammed Celik arbeitet wie die Mutter auch im Büro, der Junior-Chef selbst ist viel unterwegs und packt überall da mit an, wo Hilfe benötigt wird. Und das ist oft der Fall, denn das Unternehmen hat sich mit dem Generationenwechsel einer Frischekur unterzogen. Die Entscheidung, den Firmengründer und damit die Geschichte des Unternehmens in den Mittelpunkt zu stellen, fiel ebenfalls im Jahr 2022. Seitdem wird an allen Ecken und Enden des Betriebs rumgeschraubt und erneuert.
Emin Usta will neue Geschäftsfelder erschließen
Der Name Emin Usta samt Logo soll in Zukunft an allen Restaurants prangen. Aus dem täglich von einer Berliner Schlachterei frisch angelieferten und halal geschlachtetem Fleisch werden seit Kurzem nicht nur Dönerspieße, sondern auch eigene Burger hergestellt. In Gröpelingen will das Unternehmen zudem im Patisserie-Bereich Fuß fassen und noch in diesem Jahr ein Geschäft für Süßspeisen direkt neben dem bereits vorhandenen Restaurant eröffnen. Und als wäre das nicht schon genug, gibt Muhammed Celik an, dass er sich nicht nur vorstellen könne, auch die Schlachtung künftig nach Bremen zu holen. Eine Expansion ins benachbarte Ausland sei ebenso eine Überlegung.
Zu diesem hat die Döner-Branche in Deutschland nämlich eine ganze besondere Verbindung, wie sich im Gespräch schließlich herausstellt. Ein Großteil des hiesigen Dönerfleisches, vor allem das von geringer Qualität, komme aus Nachbarländern wie Polen, so Muhammed Celik. Dies sei mit ein Grund gewesen, warum sein Vater damals lieber auf die eigene Produktion gesetzt habe. Dass es in letzter Zeit an vielen Stellen ein Umdenken unter Döner-Fans gegeben hat, merkt auch Emin Usta. Steakdöner, der aus ganzen Fleischscheiben und nicht aus gewolftem Fleisch besteht, geht in Walle inzwischen auch häufig über die Ladentheke. Dass der Döner dann am Ende auch mal mehr kosten muss, ist für Muhammed Celik selbstverständlich. Er findet sogar, dass der Kebab in Bremen mit im Schnitt sieben Euro noch recht preiswert sei im Vergleich etwa zu denen in der „Dönerhauptstadt“ Berlin.

Mitarbeiter Ghadir Najafi fertigt einen Hähnchenspieß.
Celik gibt jedoch auch zu, dass das Geschäft mit dem Döner ein knapp kalkuliertes ist. Große Margen werfe die Produktion nicht ab, auch wenn zumindest die eigenen Restaurants durch die Produktion im Haus geringere Einkaufspreise hätten. Ob er dadurch am Ende mit seinen Restaurants nicht mit den eigenen Kunden konkurriere? Muhammed Celik grinst. Das sei vielleicht so, nehme ihnen aber auch keiner übel. Im Gegenteil: Viele Kunden von Emin Usta würden zwar stark unter dem allgemeinen Preisdruck leiden, blieben allerdings dem Bremer Unternehmen am Ende nicht nur Dank langer Geschäftsbeziehungen treu, sondern auch, weil Emin Usta ebenfalls in der Gastronomie aktiv und damit „einer von ihnen“ sei, so Celik. Von den Grundsteinen, die Meister Emin vor langer Zeit gelegt hat, profitiert das Unternehmen somit auch noch in Zeiten von Rebranding, Burger-Patties und großen Expansionszielen.