Die im Februar dieses Jahres gegründete Bremer Airline Evia Aero geht den nächsten Schritt hin zum Flugbetrieb: Die Fluggesellschaft, deren Geschäftsmodell auf emissionsfreien, regionalen Flugverbindungen in Europa basiert, hat mit dem britischen Unternehmen Cranfield Aerospace Solutions (CAS) eine Absichtserklärung über die Lieferung von zehn mit Wasserstoff-Brennstoffzellen angetriebenen Britten Norman Islander unterzeichnet. Der Umbau des neunsitzigen, zweimotorigen Propeller-Flugzeugs wird derzeit von CAS entwickelt. Für 2025 erwartet CAS nach eigenen Angaben die Zertifizierung und Zulassung für dieses Produkt für emissionsfreie Passagierflüge.
"Die Britten Norman Islander mit Wasserstoff-Brennstoffzellen sind das ideale Fluggerät für die Küstenregionen in Deutschland, den Niederlanden und Dänemark", sagt Florian Kruse, Gründer und geschäftsführender Vorstand von Evia Aero. "Hier gibt es eine starke Nachfrage der Wirtschaft für nachhaltigen Luftverkehr.“ Am eigentlichen Plan, in fünf Jahren mit Flugzeugen mit voll-elektrischem Antrieb und einem europäischen Streckennetz mit etwa 15 Flughäfen an den Start gehen zu wollen, werde Evia Aero festhalten, so Kruse. Die modifizierte Norman Islander stehe aber einfach eher zur Verfügung und ermögliche einen schnelleren Markteintritt in einem Teilsegment. "Und wer voll-elektrisch denkt, sollte trotzdem Wasserstoff-Antriebe einbeziehen."
Die Flugzeuge, die für das eigentliche Geschäftsmodell gedacht seien, sollten mit 20 Passagieren für Reichweiten bis zu 800 Kilometer ausgelegt sein. Das eine oder andere dafür geeignete Modell – vielleicht auch mit einer anderen revolutionären Technologie ausgestattet – sei bereits angekündigt. Zum Aufbau des europäischen Streckennetzes sagte Kruse, dass es bereits konkrete Kooperationen mit Flughäfen im zweistelligen Bereich gebe. Hinter Evia Aero steht nach eigenen Angaben ein Expertengremium mit Vertretern aus den Bereichen erneuerbare Energien, Batterietechnik und Luftfahrtgesellschaften.
Evia Aero ziele darauf ab, die Entwicklung regionaler Wirtschaftsräume zu stärken, indem Passagieren die Möglichkeit gegeben wird, "kostengünstig, zeitsparend und nachhaltig zu reisen", so Kruse. Verlorene Märkte sollen in einer nachhaltigen und wirtschaftlich effizienten Kombination mit einem neuen Luftverkehrsprodukt reaktiviert werden. Heimatbasis der Airline soll Bremen sein.
"In einer Welt, die intensiv versucht, ihre Kohlenstoffemissionen zu reduzieren, und angesichts der geringeren Betriebskosten, die diese neue Technologie verspricht, bietet der emissionsfreie Flug mit kleinen Flugzeugen wie dem Islander eine weitere Lösung für den subregionalen Verkehr", sagte Paul Hutton, geschäftsführender Vorstand von Cranfield Aerospace Solutions. "Diese Lösung, die Teil eines vernetzten Verkehrssystems sein könnte, ist ein ergänzender Dienst zu den bestehenden Bodennetzen, der jene Strecken abdeckt, die entweder von der Straße oder der Schiene schlecht bedient werden oder stark überlastet sind.“
CAS gehöre zu den wenigen kleinen und mittleren Unternehmen der Luft- und Raumfahrtindustrie, die sowohl über die Fähigkeit zur Entwicklung ganzer Flugzeuge als auch über eine Reihe von behördlichen Genehmigungen für die Entwicklung und Herstellung von Änderungen an bestehenden Flugzeugen verfüge, so Hutton. Man arbeite für einige der größten Luft- und Raumfahrtunternehmen der Welt. CAS hat mehr als 90 Mitarbeiter, und das Unternehmen gibt es seit über 25 Jahren. CAS hat seinen Sitz am Flughafen Cranfield, "wo das Unternehmen Zugang zu einigen der modernsten Test- und Forschungseinrichtungen für die Luftfahrt im Vereinigten Königreich hat", so Hutton.
Neben der Modifizierung der Britten Norman Islander liegt das Hauptaugenmerk von CAS nach eigenen Angaben auf dem Projekt Fresson: Dabei geht es um eine komplette Flugzeug-Neuentwicklung mit Wasserstoff-Brennstoffzellentechnologie für den Passagierflugdienst.