An diesem Sonnabend feiert die Bremer Bäckerinnung ihr 150-jähriges Jubiläum. Doch angesichts der aktuellen Situation wird es laut Innungsmeister Peter Büser eher eine kleine Veranstaltung. Denn bei den momentanen Energiekosten ist den Handwerksbäckern momentan alles andere als nach Feiern zumute.
In Büsers eigener Bäckerei an der Osterholzer Landstraße haben zumindest die Stammkunden Verständnis dafür, dass er die Energiekosten irgendwie weitergeben muss. „Bei den Kunden, die kommen, ist das Verständnis da. Wir merken aber momentan, dass weniger Kunden kommen“, stellt der Innungsmeister fest. Die Menschen halten derzeit lieber ihr Geld zusammen und warten erstmal ab, bis die großen Rechnungen ins Haus flattern, ist sich Büser sicher.
Er geht davon aus, dass einige daher Brot und Brötchen beim Discounter holen. Die locken auch noch mit Angeboten, dass zeitweise vier Weltmeisterbrötchen für einen Euro zu haben sind. Das ist zum Teil also ein Drittel von dem, was es beim Handwerksbäcker kostet.
Andere Kalkulation bei Discounter-Brötchen

Bäckerei-Innungsmeister Peter Büser.
Die Discounter haben da eine etwas andere Kalkulation. Die SB-Backwaren sollen die Kunden möglichst oft zum Besuch im Supermarkt animieren, um dabei noch andere Artikel zu kaufen. So hatte Niedersachsens Landesinnungsmeister Dietmar Baalk bereits in der Vergangenheit erläutert, wie da die Strategie der Discounter aussieht.
Die Situation, mit der Peter Büser und sein Familienteam derzeit zu kämpfen hat, sei nicht nur bei ihm im Handwerk so. Von der Politik erwartet er da nicht viel: "Ich glaube, dass das alles wieder im Sande verläuft." Dabei haben Bäckereien sowohl regional als auch bundesweit auf ihre Lage aufmerksam gemacht. Anfang des Monats forderte das Bäckerhandwerk in Niedersachsen und Bremen Zuschüsse von der Bundesregierung im Zuge der Programme, die die Energiekosten dämpfen sollen.
Eine Benachteiligung bei Staatshilfen für energieintensive Handwerksbetriebe, nur weil deren Produkte nicht international vertrieben werden könnten, sei nicht verständlich, kritisierte Landesinnungsmeister Dietmar Baalk. Er sitzt mit seinem Unternehmen "Baalk Backbord" in Verden und hat entsprechend auch einige Filialen in Bremen und umzu.
Landesinnungsmeister sieht viele Bäckereien in Gefahr
Die Branche leidet laut Baalk unter starken Preissteigerungen, die mittlerweile nicht mehr an die Kunden weitergegeben werden könnten. „Wenn diese Entwicklung, wie es derzeit aussieht, anhält oder sich weiter verschärft, sind flächendeckend eine Vielzahl der Betriebe und Arbeitsplätze in Gefahr“, sagte Dietmar Baalk. Während der Sommerferien musste die Bremer Bäckerei Otten Insolvenz beantragen und führte als einen der Gründe auch die gestiegenen Energiekosten an. Der Verkauf geht in den Filialen derzeit wie für die Kundschaft gewohnt weiter.
Baalk wies darauf hin, dass von den rund 800 Bäckereien und den fast 50 000 Beschäftigten in beiden Bundesländern jedes Jahr mehr als 445 Millionen Euro an Steuern und Sozialabgaben erwirtschaftet werden. Bei Betriebsschließungen wegen Gasknappheit fehlten diese im Staatshaushalt. Die Handwerksbäckereien könnten im Krisenfall bis zu fünf Millionen Stück Brot pro Tag produzieren, seien also systemrelevant.
Erst vergangene Woche ließ ein Bäcker in Düsseldorf für einen Tag das Licht in seinem Laden aus. Eine ganze Reihe von Kollegen folgten seinem Beispiel, um auf diese Weise auf ihre Situation aufmerksam zu machen. In Berlin wendet sich der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks an die Bundestagsabgeordneten unter dem Motto "Kein Ofen, kein Brot". Der Verband stehe in intensivem Austausch mit der Politik. Hauptgeschäftsführer Daniel Schneider sagt: "Im Gegensatz zu anderen Branchen und Privathaushalten kann das Bäckerhandwerk kaum Energie sparen. Wir fordern daher eindringlich konkrete Hilfen der Bundesregierung – ohne ein Rettungspaket für unsere Betriebe wird es mit der Gasumlage ab Herbst nicht gehen!“
Innungsmeister Peter Büser sieht bei sich nicht viele Möglichkeiten bei der Energie: "Vielleicht kann ich die Heizung etwas runterdrehen. Aber die Backöfen und die Kühlhäuser müssen ja laufen. Und ich kann ja schlecht meinen Kneter nur im ersten Gang laufen lassen." Der Bremer Innungsmeister hofft, dass schon bald die Kunden den Weg zurück in seine Backstube finden.
Nachdem sie die Preisschocks von überall verarbeitet haben, wollen sie sich dann wenigstens vielleicht ein gutes Brötchen gönnen. Da gibt Büser als gebürtiger Rheinländer die Hoffnung nicht auf - denn so wie viele Rheinländer auch trägt er die Mundwinkel trotz allem tendenziell eher nach oben getreu dem rheinischen Motto: "Et hätt noch immer jot jejange. - Es ist noch immer gut ausgegangen."