Japan ist immer eine Reise wert. Das gilt nicht nur für Reiselustige, sondern auch für die Delegationsreise mit Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung unter Leitung der Handelskammer Bremen, die die touristischen Highlights des Landes höchstens am Rande mitbekommen haben. Denn die einwöchige Reise, die am Sonntag endete und von Bremens Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) begleitet wurde, war von morgens bis abends mit Geschäftsterminen durchgetaktet. Einer der Erkenntnisse des Besuchs: Es gebe zahlreiche Ansätze für eine noch engere Zusammenarbeit zwischen Japan und Deutschland, die für die Wirtschaft in Norddeutschland interessant seien, sagte Handelskammer-Präses und Delegationsleiter Eduard Dubbers-Albrecht am Mittwoch.
Schnittmengen zwischen Japan und der norddeutschen Wirtschaft gebe es insbesondere in den Bereichen Raumfahrt, Gewinnung und Transport von Wasserstoff, künstliche Intelligenz sowie Recycling, sagte der Präses. Es gebe auch viele weitere Parallelen und gemeinsame Herausforderungen: Japan habe auch das Problem der Rohstoffknappheit. Wie Deutschland sei Japan damit konfrontiert, eine immer ältere Bevölkerung zu haben. Zudem habe es Japan noch schwerer mit einer gezielten qualifizierten Zuwanderung. Deshalb sei die japanische Gesellschaft insgesamt sehr offen gegenüber Veränderungen – etwa im Bereich Automatisierung.
Warum Japan pragmatisch vorgeht
Japan gehe sehr pragmatisch vor – etwa wenn es darum gehe, zu testen, wie Wasserstoff am sinnvollsten transportiert werden könne, sagte Teilnehmer Peter Hoffmeyer, Aufsichtsratsvorsitzender der Nehlsen AG und 1. Vorsitzender der Metropolregion Nordwest. "Sie testen das egal mit welcher Art des Wasserstoffs." Letztlich sei es Ziel, irgendwann Wasserstoff in ausreichender Menge zu haben, der mit erneuerbarer Energie erzeugt wurde. Bis dahin könne aber mit herkömmlichem Wasserstoff getestet werden. "Genauso gehen die Japaner vor." Eine Kooperation kann sich Hoffmeyer auch im Bereich Recycling vorstellen, besonders vor dem Hintergrund der Rohstoffknappheit. Da könne man gemeinsam nach Lösungen suchen, wie Autos wesentlich effizienter recycelt werden.
Was die Entwicklung von Technologien für die Gewinnung von grünem Wasserstoff angehe, gebe es bereits enge Partnerschaften mit Unternehmen vor allem aus Kobe, sagte Senatorin Vogt. Eine japanische Delegation komme deshalb nächste Woche nach Bremen. Auch in den Bereichen Raumfahrt und künstliche Intelligenz gebe es viel Potenzial für einen noch intensiveren Austausch.
Der Einstieg als Unternehmen in den japanischen Markt dauere oftmals länger als in anderen Ländern, sagte Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Matthias Fonger. Wichtig sei dabei, Vertrauen aufzubauen. Das gelinge in der Regel nicht einfach nur mit einem Besuch. Der Einsatz lohne sich aber, weil japanische Unternehmen Wert auf langfristige Beziehungen legten. Der japanische Markt sei für deutsche Unternehmen vor allem interessant, weil die japanische Kundschaft hochwertige Güter bevorzugt, und "Qualität ist ja ein Merkmal unserer Produkte". Positiv sei zudem, dass Japan ein funktionierendes Rechtssystem habe.