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Energieversorgung SWB erhöht Gaspreise Mitte des Jahres

Der Ukraine-Krieg und die Wirtschaftssanktionen gegen Russland treffen auch die Verbraucher in Bremen: Der Energieversorger SWB kündigt an, was viele schon befürchtet haben.
09.03.2022, 16:44 Uhr
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SWB erhöht Gaspreise Mitte des Jahres
Von Christoph Barth

Die Bremer Haushalte müssen ab Mitte des Jahres mit höheren Gaspreisen rechnen. Wie teuer das Erdgas dann werden wird, steht nach Angaben des Bremer Energieversorgers SWB noch nicht fest. Grund für die zu erwartende Erhöhung seien die enormen Preissprünge auf den Energiemärkten nach der russischen Invasion in der Ukraine.

Ist die Versorgung mit Erdgas in Bremen sicher?

"Für diesen Winter reicht es", versichert SWB-Sprecher Friedhelm Behrens. Für die nächste Heizperiode im Winter 2022/23 komme es darauf an, die Speicher im Sommer ausreichend zu füllen. Ob das gelingt, hängt auch von der weiteren Entwicklung im Ukraine-Krieg ab. Wenn der Westen russische Erdgaslieferungen blockiert oder Russland von sich aus die Belieferung einstellt, wird es eng. "Einen Teil wird man kompensieren können, etwa durch Flüssigerdgas, aber wie viel das sein wird, können wir im Moment nicht beantworten", räumt Behrens ein.

Wann wird das Erdgas teurer?

Die Preissprünge an den Energiebörsen seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine sind enorm. Wer jetzt eine Megawattstunde Erdgas kaufen möchte, zahlt das Zehn- bis Fünfzehnfache des langjährigen Durchschnittspreises. Allerdings haben sich Versorger wie SWB mit dem Erdgas, das jetzt durch ihre Leitungen strömt, zum großen Teil schon vor zwei bis drei Jahren eingedeckt - zu wesentlich günstigeren Preisen. "Im Moment profitieren wir von unserer guten Beschaffung aus der Zeit vor der Krise", erklärt Behrens. Doch das günstig eingekaufte Gas geht allmählich zur Neige. Die Großhandelspreise sind bereits im vergangenen Jahr kräftig gestiegen. Und einen Teil des Gases kauft SWB auch kurzfristig ein - wenn es sein muss, zu den jetzigen Höchstpreisen. Das wird sich in den Rechnungen an die Verbraucher bald bemerkbar machen: "Mitte des Jahres wird es eine Preiskommunikation geben", kündigt Behrens an. Das bedeutet: SWB wird den Kunden mitteilen, dass das Gas teurer wird. Beim Strom ist die Preistendenz noch unklar.

Wie hoch steigen die Preise?

Die gute Nachricht ist: Anders als an der Tankstelle, wo sich die steigenden Rohölpreise gerade eins zu eins auf den Anzeigetafeln abbilden, schlagen hohe Gaspreise an den Energiebörsen nicht direkt auf die Verbraucherpreise durch. "Wenn der Preis an der Börse um das Fünffache steigt, heißt das nicht, dass auch die Verbraucher fünfmal mehr zahlen müssen", erklärt Behrens. Allerdings sei die Kalkulation angesichts der turbulenten Lage auf den Märkten zurzeit schwierig. "Wir können also noch nicht sagen, wie groß die Erhöhung ausfallen wird", sagt der SWB-Sprecher. "Wir rechnen das mit spitzem Bleistift und sind uns darüber im Klaren, dass die Energiepreise für viele Haushalte eine extreme Belastung darstellen." Zuletzt hatte SWB die Gaspreise im Februar auf 7,57 Cent pro Kilowattstunde im Basistarif erhöht.

Muss das letzte Bremer Steinkohlekraftwerk in Hastedt länger laufen?

SWB baut zurzeit in Hastedt ein Gaskraftwerk, das Mitte nächsten Jahres in Betrieb gehen und den letzten Kohlekraftwerksblock ersetzen soll. "Bis auf Weiteres halten wir daran fest", sagt Behrens. Es gibt allerdings ein großes Aber: Denn Hastedt erzeugt nicht nur Strom, sondern auch Fernwärme für 25.000 Haushalte und die Industrie, unter anderem das Mercedes-Werk in Sebaldsbrück. "Und die Versorgungssicherheit steht für uns ganz oben", betont Behrens. Das heißt: Bei anhaltend hohen Preisen könnte es passieren, dass das Gaskraftwerk nicht, wie geplant, Mitte 2023 in Betrieb geht und das Kohlekraftwerk am Netz bleibt. "Wir müssen eine Laufzeitverlängerung zumindest mitdenken", sagt Behrens.

Ist denn die Kohleversorgung sichergestellt?

Die Kohle für Hastedt kommt tatsächlich dort her, wo gerade keiner mehr Kohle kaufen möchte: aus Russland. Aber Kohle ist auf dem Weltmarkt leichter zu ersetzen als Gas. Zwar steigen auch hier die Preise, aber Nordamerika, Australien oder China verfügen über große Reserven.

Könnte auch das stillgelegte Steinkohlekraftwerk in den Industriehäfen wieder in Betrieb genommen werden?

Das ist so gut wie ausgeschlossen. Die Anlagen seien zum Teil bereits demontiert - eine Wiederinbetriebnahme müsste aufwendige technische Abnahmeverfahren durchlaufen, erklärt Behrens. "Das würde Monate dauern." Ziel der SWB bleibe der Umstieg auf erneuerbare Energien, der angesichts der neuen politischen Lage in Europa sogar forciert werden soll. Dazu müssten die Genehmigungsverfahren "deutlich straffer" laufen.  Allein die Planung der neuen Fernwärmeleitung von der Uni in die Vahr hat vier Jahre gedauert.

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