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EU-Kanada-Pakt Bremer Firmen begrüßen Ceta-Abkommen

Seit einigen Tagen dürfen die wesentlichen Teile des Abkommens angewandt werden. Das hat auch große Auswirkungen auf die Bremer Wirtschaft.
05.10.2017, 22:07 Uhr
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Von Patrick Reichelt

Kanada ist ein wichtiger Handelspartner – auch für die hiesige Wirtschaft. Knapp 100 Bremer Firmen betreiben laut der Handelskammer Warenaustausch mit kanadischen Firmen.

Torsten Grünewald, Referent für internationale Themen bei der Handelskammer, geht sogar von einem Anstieg der Zahlen aus. „Wir spüren ein gewachsenes Interesse seitens der bremischen Wirtschaft am Ceta-Abkommen.“ Denn seit dem 21. September wird das Handelsabkommen in seinen wesentlichen Teilen angewendet. Mit dem Pakt sollen Zölle und andere Handelsschranken zwischen Kanada und Deutschland abgebaut werden. Der Vertrag war im vergangenen Jahr nach mehrjährigen Verhandlungen unterzeichnet worden.

Grünewald ist sich sicher, dass auch die bremische Wirtschaft von dem Abkommen profitieren wird. „Offene Märkte sind für einen international agierenden Handelsstandort wie Bremen von existenzieller Bedeutung.“ Auch aus Kanada kämen jetzt Signale zur verstärkten Zusammenarbeit. „Es melden sich Firmen aus Kanada bei bremischen Unternehmen“. Mit dem Abkommen sollen 99 Prozent aller Industriezölle und 92 Prozent aller Agrarzölle wegfallen. „Bremer Unternehmen profitieren dementsprechend auch“, sagt Grünewald. 2016 betrug das Handelsvolumen zwischen Firmen aus ­Kanada und Bremen knapp 360 Millionen Euro.

Visa-Erleichterungen in Aussicht

Der Windanlagenhersteller Enercon hat Standorte in Bremen und Kanada. Vom Abkommen verspricht sich das Unternehmen einen leichteren Austausch von Mitarbeitern zwischen den internationalen ­Niederlassungen. „Das Abkommen stellt Visa-Erleichterungen hinsichtlich aktueller Arbeitsmarkteinschränkungen in Aussicht“, sagt Enercon-Sprecher Felix Rehwald. Bei dem Export von kompletten Windkraftanlagen würde sich hingegen wenig ändern, da Kanada hier ohnehin keine Zölle erhebe.

Das Luftfahrtunternehmen Airbus hält sich bedeckter: „Generell sind Freihandelsabkommen positiv für die sehr internationale Luft- und Raumfahrtindustrie“, sagt ein Airbus-Sprecher. Zu einzelnen Verträgen möchte man sich aber nicht äußern. Für das Bremer Logistikunternehmen Ipsen Logistics könnte das Abkommen laut Niederlassungsleiter Holger Neutschel kurzfristig einen positiven Effekt bedeuten. „Die Anfragen für Exporte Richtung Kanada könnten ansteigen, das kann sich aber auch schnell wieder ändern.“

Kritiker warnen seit den ersten Verhandlungen hingegen vor einem Abbau europäischer Standards, Nachteilen für die hiesige Wirtschaft und undurchsichtigen Regeln für den Investorenschutz. Thorsten Grünewald von der Handelskammer sieht die Kritik als unbegründet an. „Ich denke, das Abkommen ist – auch unter Berücksichtigung der öffentlichen Diskussionen – sehr gründlich und gewissenhaft ausgehandelt worden.“ Themen wie Investitionsschutz, Finanzdienstleistungen, Steuern und geistiges Eigentum seien ohnehin von der vorläufigen Anwendung ausgenommen und müssten erst noch von den einzelnen EU-Mitgliedern abgesegnet werden.

Bedingungen des Warenaustausches

Der unbeschränkte Warenaustausch ist an einige Bedingungen geknüpft: Eine der Kernvoraussetzungen für die zollfreie Einfuhr ist der Ursprung der Erzeugnisse in der EU oder Kanada. Um bei Exporten im Wert von mehr als 6000 Euro von den neuen Zollerleichterungen zu profitieren, müssen sich die Unternehmen außerdem als „Registrierter Ausführer“ anmelden.

Kanada ist einer der wichtigsten Wirtschaftspartner von Europa. Das jährliche Handelsvolumen mit der EU beträgt nach Angaben des Deutschen Industrie- und Handelskammertags mehr als 63 Milliarden Euro. Allein der Außenhandel mit Deutschland liege bei 14 Milliarden Euro.

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