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Vorsicht bei Büros und Hotels Stimmung in Bremer Immobilienwirtschaft hellt sich auf

In Deutschland muss mehr Wohnraum geschaffen werden. Doch wie schaut die Immobilienbranche selbst derzeit in die Zukunft? Bremer Experten sehen zumindest etwas Licht.
16.10.2024, 05:00 Uhr
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Stimmung in Bremer Immobilienwirtschaft hellt sich auf
Von Lisa Schröder

In der Immobilienwelt spielt ein Faktor eine solche Rolle, dass er gleich dreifach ausgerufen werden muss. "Lage, Lage, Lage" besagt die alte Maklerweisheit. Für die Entwicklung am Markt selbst ist die Lage dabei ebenfalls von Bedeutung – die der Stimmung in der Branche. Das gilt aktuell besonders. Es sind schwierige Zeiten für die Immobilienwirtschaft. Die Herausforderungen reichen von A wie Auflagen bis Z wie Zinsen.

Die Aussichten hellen sich immerhin etwas auf. Das berichten Experten aus Bremen im Gespräch mit dem WESER-KURIER. In der vergangenen Woche traf sich die Branche bei der Expo Real in München. Europas führende Immobilienmesse ist ein Stimmungsbarometer – und damit auch ein Blick in die Zukunft. Bremen ist seit vielen Jahren mit einem eigenen Stand dabei.

Wie ist die Stimmung?

Projekte gerieten nach Ausbruch des Kriegs in der Ukraine angesichts steigender Baukosten und Zinsen ins Stocken. Plötzlich waren Vorhaben nicht mehr finanzierbar. Es folgte nach Jahren des Booms die Ernüchterung in der Branche. Und heute? Der Chef des Bremer Immobilienunternehmens Robert C. Spies hat in München einen sehr "realistischen" Blick aufs Geschehen wahrgenommen. "Die Stimmung war weder depressiv noch euphorisch", sagt Jens Lütjen. Aus seiner Sicht muss dringend etwas bei der Regulatorik passieren, um das Bauen leichter zu machen.

Ein anderer Branchenvertreter aus Bremen nimmt wahr, dass sich die Stimmung bei den Immobilienakteuren "etwas aufhellt". Klar sei aber auch: "Wir können nicht von einer Trendwende sprechen." Zur Messe seien einige gar nicht gekommen, die sich den Besuch sonst nicht entgehen ließen. Die Lage verbessere sich zwar. Das Niveau von vor der Pandemie und vor dem Krieg werde allerdings noch nicht wieder erreicht. Gerade auf dem Wohnungsmarkt sei das zu beobachten: "Für die Projektentwickler sind es im Moment keine rosigen Zeiten. Die Verkäufe sind massiv zurückgegangen."

"Wir erleben Zeiten, in denen sich die Rahmenbedingungen rasant geändert haben. Das bremst die Risiko- und Investitionsfreudigkeit im ganzen Land – auch auf dem Bremer Immobilienmarkt", sagt der Vorsitzende der Geschäftsführung der Wirtschaftsförderung Bremen Andreas Heyer. Der Report der WFB für den Immobilienmarkt in Bremen gebe jedoch Anlass zur Zuversicht: Die Märkte seien dabei, die neuen Rahmenbedingungen zu antizipieren. Über alle Anlageklassen hinweg stehe man an der Weser "bemerkenswert robust da".

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Was ist am Markt zu beobachten?

Die Mieten sind zuletzt vielerorts gestiegen, was Projekte interessanter macht – oder überhaupt erst umsetzbar. Der Anstieg sei Ausdruck der "unglaublichen Verknappung von Wohnraum" und der Zurückstellung von Projekten in den vergangenen Jahren. "Das macht Sorge", sagt der geschäftsführende Gesellschafter von Robert C. Spies Lütjen. Aktuell gebe es jedoch positive Entwicklungen. "Wir sehen, dass das Vertrauen in die wohnwirtschaftlichen Märkte zurückkehrt", so der Immobilienexperte. "Wir verkaufen durchaus gut wieder Eigentumswohnungen in Bremen." Von privaten Anlegern gebe es kontinuierlich Interesse an Wohnimmobilien. Erstmals sieht das Haus wieder, dass sich gleich zwei oder drei Kunden um ein Objekt bemühen.

Welche Märkte haben es schwerer?

Eine gewisse Vorsicht der Banken beobachtet Lütjen, wenn es um Hotels und Büros geht. Zurückhaltung im Segment Büro gibt es ebenfalls in der Immobilienbranche selbst. Im Fokus steht wegen des Homeoffice vermehrt die Frage: Wie viele Arbeitsplätze werden in Zukunft benötigt? Robert C. Spies ist laut Lütjen Marktführer im Segment. Die Skepsis bei den Büros bedauert Lütjen. Dabei seien moderne und zentrale Flächen sehr gefragt – und aus seiner Sicht die Voraussetzung für Innovation, Kommunikation und Kreativität in einem Unternehmen.

Wofür dient das Branchentreffen?

Bremen wirbt in München für den Standort. Am Gemeinschaftsstand werden herausragende Projekte präsentiert. Dazu zählt etwa das Tabakquartier. Justus Grosse konnte hier gerade einen "Meilenstein" erreichen: Von den fast 200 Eigentumswohnungen des Projekts „TQ Studios“ sind 185 verkauft. Die Vertriebsziele seien erlangt worden – trotz "einer der herausforderndsten Marktphasen der letzten Jahrzehnte". Für viele Wohnungen gibt es bereits Mieter ab dem Sommer 2025.

Heyer von der WFB freut sich über solche Leuchttürme in der Stadt: "Über alle Branchenbereiche treiben den Standort zukunftsweisende Projekte voran und wir verzeichnen Interesse von Projektentwickelnden und Investorinnen und Investoren."

Die Messe bietet daneben für Firmen Aussicht auf Geschäft. Allein fürs Team von Robert C. Spies standen auf der Immobilienfachmesse mehr als 300 Termine im Kalender. "Es ist nicht untypisch, alle 30 Minuten einen neuen Gesprächspartner zu treffen", sagt Jens Lütjen, der kaum eine Expo Real verpasst hat. Sein Haus werbe dabei für Bremen. "Wir sind eigentlich zufrieden zurückgekommen – auch mit Erkenntnis, wo wir im Markt stehen", sagt Lütjen. "Ich will aber nicht verhehlen, dass auch Bremen sich anstrengen muss im Wettbewerb letztlich mit Städten wie Leipzig, Mainz, Münster und auch Oldenburg mitzuhalten."

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