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Industriehafen Bremen DHL baut für 22 Millionen Euro neues Express-Zentrum

DHL Express will im Bremer Industriehafen ein neues Verteilzentrum bauen. Dadurch sollen mehr Kunden in der Stadt ihre Sendung per Elektrofahrzeug erhalten. Der neue Standort hat noch weitere Vorteile.
10.12.2021, 18:20 Uhr
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DHL baut für 22 Millionen Euro neues Express-Zentrum
Von Florian Schwiegershausen

Kann eine Sendung aus Bremen schon am nächsten Tag in New York erreichen? Es soll darum gehen, dass die Kunden noch schneller ihre Express-Lieferungen erhalten. Dafür reicht DHL der Express-Standort an der Hüttenstraße beim Bremer Industriehafen nicht mehr aus. Deshalb plant das Unternehmen einen Neubau drei Kilometer weiter in der Louis-Krages-Straße. Das Logistikunternehmen investiert dort 22 Millionen Euro. Ende des kommenden Jahres soll das Zentrum in Betrieb gehen.

Markus Reckling, Deutschland-Chef von DHL Express, stellte am Donnerstagnachmittag die Pläne vor und erläuterte die Strategie des Konzerns für mehr Nachhaltigkeit bei dem Projekt: "Durch Wärmepumpen-Technik, Photovoltaik und LED-Technik erreichen wir in Bremen für den Neubau eine deutlich verbesserte CO2-Bilanz.“ Die Solarpanels auf dem Dach der Sortierhalle schaffen in der Spitze eine Leistung von bis zu 250 Kilowatt. Für den Strom, der nicht benötigt wird, baut das Unternehmen einen Batteriespeicher. Denn wenn die Panels den Strom tagsüber produzieren, sind die E-Lieferfahrzeuge unterwegs. Erst in der Nacht werden sie aufgeladen. Außen wird das Gebäude dafür bereits an 80 Parkpositionen für E-Fahrzeuge vorgerüstet. Im ersten Schritt erhalten 30 Prozent davon eine Wallbox. Auch die 230 Beschäftigten sollen von Ladesäulen auf den Mitarbeiterparkplätzen profitieren.

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6000 Pakete pro Stunde

Die neue Sortieranlage schafft 6000 Pakete pro Stunde, um alle nationalen und internationalen DHL Express-Sendungen schnell und effizient bearbeitet zu können. Durch den Einsatz moderner Technik werden mit dem Neubau die Kapazitäten des bisherigen Standortes fast verdreifacht. „Wir erreichen durch die operativen Neuerungen kürzere Bearbeitungszeitfenster in der Sendungsabwicklung sowie deutlich verbesserte Prozesse“, erläutert Reckling weiter. „Die Investitionen ermöglichen es, unsere Kunden in der Region noch besser mit unserem globalen Netzwerk zu verbinden.“ Die Region, für die das Bremer Express-Zentrum zuständig ist, umfasst auch die Ostfriesischen Inseln. Zu 60 Prozent sind es Firmenkunden, die auf den Service von DHL Express setzen - in Bremen zum Beispiel Unternehmen aus der Automobilindustrie.

Auf einem knapp 18.000 Quadratmeter großen Areals entstehen Büro- und Arbeitsflächen von rund 5000 Quadratmetern. Die internationalen Sendungen gehen per Lkw von Bremen zum Umschlagzentrum am Flughafen Leipzig.

Dem Ziel, bis 2050 klimaneutral zu agieren, kommt das Unternehmen mit dem Neubau ein Stück näher. "Wir werden hier unseren CO2-Ausstoß um gut 60 Prozent reduzieren", ergänzt Reckling. In der neuen Station kommt dafür eine Wärmepumpe zum Einsatz. Die Tore, an denen die Fahrzeuge andocken, werden höhenverstellbare Kissenabdichtungen haben, um sich direkt an die Autos zu schmiegen. "Dadurch entweicht im Winter weniger Wärme und im Sommer weniger gekühlte Luft", nennt Reckling den Grund.

Die eigenen 250 Frachtmaschinen reichen nicht

Der neue Standort wird die Zertifizierung für die höchste Sicherheitsstufe im Lufttransport erhalten. Bei dem Thema kommt Reckling auch auf die momentane Situation bei den Lieferketten. Er hofft, dass der Hersteller der Sortieranlage genug Halbleiter zur Verfügung haben wird. Beim eigenen Geschäft profitiere DHL Express an der einen Stelle von der momentanen Situation, müsse an der anderen Stelle aber schauen, ob man die zeitlichen Lieferversprechen einhalten könne. Auch wenn DHL Express 250 eigene Flugzeuge hat, sei es so: "Etwa 50 Prozent der globalen Luftfracht wird ja in normalen Passagiermaschinen transportiert, und davon ist ein Drittel nicht aktiv."

DHL Express selbst nutzt für zehn Prozent des Volumens Passagierflieger. "Das ist insbesondere bei kleineren Destinationen der Fall, oder wenn sich für die Menge kein eigener Flieger lohnt", erläutert Reckling. DHL Express müsse derzeit mehr eigene Maschinen einsetzen, was die Kosten nach oben treibe. Das habe dazu geführt, dass das Unternehmen seine Fracht auch in ehemaligen Airberlin-Maschinen transportierte, bei denen die Sitze weggeklappt wurden. "Eigentlich ist das ineffizient, aber bevor die Maschinen herumstehen und die Piloten ihre Lizenz verlieren, weil sie nicht genug Flugstunden machen, war es trotzdem ein sinnvolles Unterfangen, um die Lieferketten aufrecht zu erhalten", stellt Reckling fest. Bei einigen meist entlegeneren Zielen brauche DHL Express momentan doch ein oder zwei Tage länger als in normalen Zeiten.

Wegen der durcheinandergeratenen Lieferketten transportiere man derzeit auch viel schwerere Sendungen als sonst. Reckling beschreibt es so: "Wir haben anspruchsvolle Zeiten hinter uns, konnten unsere Lieferketten aber immer noch intakt halten - teilweise durch Gewichtsbegrenzungen in einzelnen Regionen." Auf der anderen Seite sehe man schon mit einem gewissen Stolz, wie DHL Express an der Auslieferung des Corona-Impfstoffs beteiligt ist - und das auch bis nach Afrika.

Zur Sache

DHL-Verteilzentrum in Hastedt

Unabhängig vom neuen neuen DHL-Express-Zentrum im Bremer Industriehafen verfolgt DHL seine Pläne für ein neues Verteilzentrum in Bremen-Hastedt an der Stresemannstraße auf dem ehemaligen Gelände des Bahr-Baumarkts weiter. Das geplante Zustellzentrum soll mittelfristig die bisherigen sechs Zustellstandorte rechts der Weser ersetzen, so ist zu hören, weil manches Gebäude in die Jahre gekommen sei und sich im Rahmen der Unternehmensoffensive zur Elektromobilität nicht mehr eigne. Die Zustellpunkte, die schließen sollen, sind der an der Kürfürstenallee, an der Lilienthaler Heerstraße, der Berliner Freiheit und der Hastedter Heerstraße sowie nahe dem Stahlwerk in der Hüttenstraße. Vom Zustellpunkt an der Domsheide sollen zunächst 35 von 71 Bezirken an die Stresemannstraße verlagert werden. Langfristig sollen aber auch von hier alle Bezirke nach Hastedt umziehen.

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