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BLG im Umbruch Bremer Logistiker braucht neues Spitzenpersonal

Bremen. Das Bremer Logistikunternehmen BLG Logistics Group steht vor einem Umbruch. Im Mai hört Aufsichtsratschef Josef Hattig auf, bis 2015 gehen vier Vorstände. Das Personalkarussell wirft die Frage auf, wie es geschäftlich weiter gehen wird.
25.02.2012, 11:20 Uhr
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Von Günther Hörbst

Bremen. Das Bremer Logistikunternehmen BLG Logistics Group steht vor einem Umbruch. 2013 scheiden drei von sechs Vorständen aus Altersgründen aus. Zwei Jahre später folgen zwei weitere. Und bereits in diesem Mai legt BLG-Aufsichtsratschef Josef Hattig sein Mandat ein Jahr vorzeitig nieder. Das Personalkarussell wirft auch die Frage auf, wie es mit dem mehrheitlich im Landesbesitz befindlichen Unternehmen geschäftlich weitergehen wird.

„Ich werde mein Mandat auf der nächsten Hauptversammlung im Mai 2012 vorzeitig niederlegen“, sagte Josef Hattig, der Aufsichtsratsvorsitzende der BLGLogistics Group, dieser Zeitung. Damit scheidet der frühere Bremer Wirtschaftssenator und Ex-Vorstandsvorsitzende der Brauerei Beck & Co. ein Jahr früher als geplant aus dem Unternehmen aus. Gewählt war Hattig bis zur Hauptversammlung 2013.

Der Grund dafür ist laut Hattig, dass mit der Hauptversammlung 2013 auch BLG-Chef Detthold Aden zum Ende seiner Vertragszeit seinen Abschied geben wird. Und die beiden wichtigsten Führungspersönlichkeiten eines Unternehmens könnten nicht gleichzeitig gehen. Die Suche nach einem Nachfolger für den bisherigen Vorstandsvorsitzenden sei jedoch die Aufgabe des neuen Aufsichtsratschefs. „Damit mein Nachfolger an dem Prozess beteiligt werden kann, halte ich mein vorzeitiges Ausscheiden für sachdienlich“, sagte er. „Mit meinem vorzeitigen Rückzug wird dazu der notwendige Zeitrahmen gegeben.“

All dies hat Hattig dem Mehrheitsgesellschafter der BLG, der Stadt Bremen (50,4 Prozent der Anteile), im September 2011 mitgeteilt. Seither wird eifrig darüber spekuliert, wer als Nachfolger für den erfahrenen Manager und Aufseher Hattig auserkoren wird. Der Ex-Senator war nicht nur mehr als zwölf Jahre im Aufsichtsrat der BLG, von 1996 bis 2006 war er auch Aufsichtsratschef der Deutschen Post.

Fragt man Hattig, wer seiner Meinung nach für den Posten geeignet sei, erntet man ein feinsinniges Lächeln. Und die Antwort: „Das zu bestimmen ist einzig und allein die Sache der Mehrheitseignerin.“ Kurzum: es ist die Sache Bremens. Das Land ist im Aufsichtsratsgremium durch Finanzsenatorin Karoline Linnert (Grüne) und Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD) vertreten. Nach Informationen dieser Zeitung favorisiert Linnert den Chef der Bremer Landesbank, Stephan-Andreas Kaulvers als neuen Oberaufseher. Linnert wollte sich dazu gestern mit dem Verweis auf das laufende Auswahlverfahren nicht äußern. „Sie können aber davon ausgehen, dass der Aufsichtsrat zum geeigneten Zeitpunkt einen neuen Vorsitzenden wählen wird“, sagte sie.

Für die BLGwerden die nächsten drei Jahre entscheidend. Denn mit Vorstandschef Aden, Finanzchef Hillert Onnen und Logistikvorstand Manfred Kuhr gehen allein drei Vorstände im Mai 2013. 2015 hören dann Personalchef Hartmut Mekelburg sowie Eurogate-Chef Emmanuel Schiffer auf. Bis dahin muss das Unternehmen jedoch so aufgestellt werden, dass es weiter erfolgreich sein kann – was durch den Wechsel an der Unternehmensspitze nicht einfacher werden dürfte.

Denn wenn die Krise 2008/2009 eins gezeigt hat, dann dass die BLGbislang zu sehr auf konjunkturabhängigen Feldern gewirkt hat – im Auto- und Containergeschäft. Beide Geschäftsfelder sind 2009 brutal eingebrochen. 2008 hat das Unternehmen noch 84 Millionen Euro Gewinn gemacht. Bis 2010 ist der Gewinn auf 34 Millionen Euro zurückgegangen. Im vergangenen Jahr wurde der Ertrag wieder auf 40 Millionen Euro gesteigert.

Auto- und Containergeschäfte laufen inzwischen dank der brummenden Wirtschaft wieder ziemlich gut. Sie sind aber weiter konjunkturanfällig. Das will die BLGändern, indem sie mit der sogenannten Kontraktlogisitk ein drittes starkes Standbein aufbaut. Dazu gehört, für Autobauer Teile in Kisten zu verpacken, in Werke zu liefern oder Elemente zusammenzubauen. Aber auch, für Handelsunternehmen Waren zu lagern, zu verpacken und versandfertig zu machen.

In dem Bereich gehört die BLGnach eigenen Angaben zu den führenden Anbietern in Deutschland. „Dieses Geschäft muss die BLGweiter ausbauen“, sagte Hattig. „Sie wird damit weniger abhängig von der Konjunktur.“ Der Bremer Logistiker hat dabei kürzlich gleich zwei große Aufträge im Umfeld des Daimler-Werks in Tuscaloosa in den USA an Land gezogen.

Vom US-Konkurrenten Syncreon übernahm die BLGdas Autoteilegeschäft direkt vor Ort für das Mercedes-Werk. „Wir montieren in unmittelbarer Nähe des Werks Teile von Daimler und Zulieferern“, sagte ein BLG-Sprecher. „Diese vormontierten Teile liefern wir dann just in time in die Fabrik.“ Insgesamt arbeiten im „Parts Consolidation Center 1“ rund 280 Menschen.

Noch größer ist das Geschäft, das die BLGnach Informationen dieser Zeitung von Daimler in den USA bekommen hat. Es handelt sich dabei um den Auftrag, Modelle des Geländewagens M-Klasse komplett zerlegt in Kisten zu verpacken und in die Zielländer Indonesien, Indien und Thailand zu verschicken. Dort werden sie dann in Fabriken zusammengebaut. Dieses Geschäft nennen die Experten CKD.

Die BLGkann dazu zum derzeitigen Zeitpunkt keine Stellung nehmen. Branchenkenner gehen aber davon aus, dass die BLGEnde 2012 in Tuscaloosa mit allen Dienstleistungen für Mercedes rund 450 Mitarbeiter beschäftigen wird. 2011 waren es unter 100.

Es sind Geschäftserfolge wie diese, die die BLGbrauchen kann. Zeigen sie doch, dass das im Branchenvergleich mittelständische Unternehmen reif ist für den großen globalen Auftritt. Wer den Logistiker jedoch in die nähere Zukunft führen wird, ist noch völlig offen. Derzeit sichtet eine sechsköpfige Findungskommission unter Vorsitz Hattigs die Bewerber für den BLG-Vorstandsposten. Eine Personalberaterin ist beauftragt, die Kandidaten zu begutachten. Und die Zeit drängt. Denn wenn bis Mai kein neuer Vorstandschef gefunden ist, wird sich Hattig an der Suche auch nicht mehr beteiligen. „Wenn ich nicht mehr Aufsichtsratschef bin, findet die Kandidatensuche ohne mich statt“, stellt er klar.

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