Kostendruck und Fachkräftemangel sind die beiden Faktoren, die die Geschäfte der überwiegend maritim geprägten Logistikbranche in Bremen und Bremerhaven derzeit am stärksten negativ beeinträchtigen. Das ist das Ergebnis einer Blitzumfrage, die die Bremische Hafen- und Logistikvertretung (BHV) bei ihren Mitgliedsunternehmen gemacht hat. „75 Prozent der von uns Befragten klagen über allgemeine Preissteigerungen und den damit verbundenen Kostendruck, 60 Prozent leiden unter dem Mangel an Fachkräften“, sagte Patric Drewes, geschäftsführendes Vorstands- und Präsidiumsmitglied der BHV, an diesem Mittwoch bei der Präsentation der Umfrage. „Das Thema Personal bewegt uns umso mehr, als dass über ein Drittel der Unternehmen plant, die Beschäftigtenzahl 2023 gegenüber dem Vorjahr zu erhöhen.“ Auf der anderen Seite hätten die Unternehmen 30 Prozent ihrer Ausbildungsplätze nicht besetzen können.
Die Hälfte der befragten Betriebe blickt laut Umfrage auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2022 zurück, in dem die Umsätze gegenüber 2021 gestiegen sind. Nur 24 Prozent klagen über gesunkene Umsätze. Zwar erwartet die Branche für das laufende Jahr mehrheitlich (zu 54 Prozent) sinkende Umsätze gegenüber dem Vorjahr, „doch dieser Wert ist differenziert zu betrachten“, so Werner Pöser, ebenfalls geschäftsführendes Vorstands- und Präsidiumsmitglied der BHV, denn „die hohen Umsätze aus den Vorjahren sind im Wesentlichen auf Preissteigerungen durch ein niedriges Angebot und eine hohe Nachfrage zurückzuführen. Aktuell normalisieren sich die Preise wieder und damit sinken auch die Umsätze. Die Geschäftsaussichten sind weiterhin durchaus positiv, was wir ja auch an der Bereitschaft der Unternehmen erkennen, neue Mitarbeiter einzustellen.“
Um die Personalsituation der Mitgliedsunternehmen zu verbessern, hat die Bremische Hafen- und Logistikvertretung nach eigenen Angaben eine Vielzahl von Initiativen angeschoben. „Wir arbeiten daran, das Image für Berufe in der Logistik aufzuwerten, um Ein- und Umsteiger für die Branche zu begeistern", sagte Geschäftsführerin Petra Lüdeke. Ein Stammtisch für Personalverantwortliche sowie eine Stellen- und Ausbildungsplatzbörse auf der Website der BHV würden den Austausch innerhalb des Netzwerks und die Sichtbarkeit für Karrieremöglichkeiten in der Logistik erhöhen. Man könne in der Logistik inzwischen gutes Geld verdienen und gerade in mittelständischen Unternehmen gebe es sehr gute Aufstiegschancen, so Drewes. Zudem biete die BHV vor allem kleineren und hoch spezialisierten Mitgliedsunternehmen die Vermittlung von Partnerunternehmen für eine Verbundausbildung an: „Azubis können so zwischen verschiedenen Unternehmen wechseln, um einen möglichst umfassenden Einblick in die unterschiedlichsten Logistiksparten zu erhalten“, so Lüdeke.
Im Rahmen der Blitzumfrage wollte die BHV von ihren Mitgliedern auch wissen, welche Aufgaben der neue Bremer Senat mit Priorität umsetzen sollte. Ganz oben für mehr als die Hälfte der Befragten auf der Wunschliste: Der Einsatz Bremens im Verbund mit den anderen norddeutschen Ländern für wichtige Hafen-Hinterland-Anbindungen sowie für die Ertüchtigung und Ersatzplanung der Weserbrücken. Das Geld dafür müsse aus Berlin kommen, so Pöser.