Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Stadtentwicklung Bremen Berufsschule auf altem Bahnhofsgelände in der Neustadt

Peper & Söhne entwickeln das ehemalige Gelände des Neustadtsgüterbahnhofs zu einem neuen Entree für die Stadt. Nun kommt für ihre Pläne eine neue Idee ins Spiel: Hier soll auch eine Berufsschule entstehen.
18.07.2022, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Berufsschule auf altem Bahnhofsgelände in der Neustadt
Von Florian Schwiegershausen

Wer morgens oder abends auf der B6 im Stau steht, soll wenigstens etwas Schönes zum Anschauen haben, wenn er auf die Fläche des ehemaligen Güterbahnhofs in der Bremer Neustadt blickt. So in etwa lassen sich die Pläne von Christoph Peper und seinem Vater Lutz beschreiben. Sie wollen einen früheren Schandfleck in ein schönes Entree für die Stadt verwandeln und entwickeln diese Fläche. Bei der Präsentation des auf den Namen „Spurwerk“ getauften Projekts war im vergangenen November neben Büro und Gewerbe unter anderem von Handwerksbetrieben und einem Supermarkt die Rede.

Nun könnte hier auch ein Berufsschulzentrum entstehen. „Wir haben die entsprechende Anfrage vonseiten der Stadt erhalten“, sagt Lutz Peper und freut sich über diese Idee, die er und sein Sohn Christoph so noch nicht auf dem Schirm hatten. „Wir würden das gern tun.“ Das Ziel der Projektentwickler von Peper & Söhne: ein Gewerbequartier der kurzen Wege, in dem die Berufsschüler eine moderne Infrastruktur für ihre schulische Ausbildung vorfinden und zugleich schon frühzeitig Kontakte zu potenziellen Arbeitgebern ganz in ihrer Nähe knüpfen können.

Berufsschule soll 2024 in Betrieb gehen

Im ersten Abschnitt, dem südlichen Teil in Richtung Güterverkehrszentrum, haben die Arbeiten für das erste von insgesamt acht Gebäuden begonnen. Hier gibt es seit Dezember Bauplanungsrecht, die Baugenehmigungen zum Teil aber erst seit einigen Wochen. Die Berufsschule würde im nördlichen Teil in Richtung Weser entstehen. Für Pepers könnte es am liebsten sofort losgehen, bisher ist aber weder der Bauantrag genehmigt noch der Bebauungsplan. „Nach dem Willen der Stadt soll die Berufsschule hier in Teilen bereits 2024 zum neuen Schuljahr in Betrieb gehen. Damit kann sich die Stadt also selbst benchmarken, ob sie die Genehmigung entsprechend hinbekommt“, gibt Christoph Peper zu bedenken.

Lesen Sie auch

Er verweist auf den Bebauungsplan für den ersten Teil, der drei Jahre brauchte. Gerade jetzt gehe jede Verzögerung ins Geld: „Dass die Stadt da nicht schneller in die Puschen kommt, hat uns circa 15 Millionen Euro gekostet: Hätten wir ein halbes Jahr eher Baurecht bekommen, hätten wir unter anderem die KfW-Förderung noch erhalten. Inzwischen haben wir ein ganz anderes Niveau bei den Baukosten und bei den Zinsen.“ Es gehe um zehn bis 15 Prozent der Investitionssumme.

Langer Atem für Projekte dieser Art erforderlich

Für Pepers scheint es ambivalent zu sein, hier in der Stadt etwas zu bauen, wofür man einen langen Atem haben muss. Christoph Peper beschreibt es so: „Das Spurwerk kann man wohl nur als Bremer machen, weil da schon eine Portion Lokalpatriotismus dabei ist.“ Er gibt aber zu, dass bei dem Projekt auch Arbeitgebermarketing mitspiele, um wahrnehmbar zu sein. Lutz Peper, inzwischen 68 Jahre alt, ergänzt: „Wir können uns das Spurwerk nur leisten, weil wir woanders auch bauen.“ Inzwischen entwickeln sie einen Großteil ihrer Projekte außerhalb der Hansestadt: in Niedersachsen, Schleswig-Holstein oder auch momentan in Sachsen. Mit 40 Beschäftigten hätten sie jetzt die richtige Größe erreicht – zwei bis drei Stellen kommen noch hinzu.

Mit Kritik gegen die Stadt spart Christoph Peper nicht an den Stellen, wo es sein müsse. Aus diesem Grund hat er sich auch ins Plenum der Handelskammer wählen lassen. Sein Vater Lutz Peper war bereits Präses der Handelskammer und viele Jahre Geschäftsführer von Willenbrock Fördertechnik. Wenn er die Stadt kritisierte, kam es vor, dass Christoph, damals noch Schüler, sich einen Tag später gegenüber einem Lehrer mit anderer Meinung für diese Kritik rechtfertigen musste.

Nicht immer einer Meinung

Das heißt aber nicht, dass Vater und Sohn im Unternehmen immer einer Meinung sind. Bei unterschiedlichen Ansichten könne es auch mal alles andere als einfach für beide sein. Mit einer gesunden Portion Selbstironie beschrieb sich Lutz Peper bei der Präsentation des „Spurwerks“ so: „Wer mich kennt, weiß doch, was ich für ein unkomplizierter Mensch bin.“ Auch wenn er und Christoph Peper anfangs skeptisch waren, ob es mit einer gemeinsamen Firma gelingen könne, sehen sie längst, dass es funktioniert. Es gab aber auch Phasen, in denen sie aneinandergerieten. „Wir sind uns da sehr ähnlich“, stellen beide fest. „Reibung erzeugt Wärme“, sagt Lutz Peper und lacht. Dabei habe der eine den anderen auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.

Bisher zogen die beiden an einem Strang. „Wir haben viel mit der Stadt zu tun und lassen uns nicht die Laune verderben“, sagt Lutz Peper. Über die Jahre hat Sohn Christoph gelernt, dass es Geduld brauche beim Entwickeln von Projekten. „Am Anfang stand ich an der Seitenlinie und habe zugeschaut, wie Papa die Sachen angeht“, sagt er. Sein Vater hat sich in den vergangenen drei Jahren dezent aus dem operativen Geschäft zurückgezogen. In Zukunft wird Christoph Peper die Aufgaben gemeinsam mit dem Team angehen mit dem Motto "Projektentwicklung. Bremisch". "Damit wollen wir für die klassischen Bremer Tugenden des hanseatischen Kaufmannstums stehen. Leider führt der Begriff `bremisch‘ mitunter zu Irritationen. Hier mussten wir uns auf Nachfrage schon abgrenzen, wofür mitunter der Senat und die Verwaltung stehen.“ Dabei will der 32-Jährige weiterhin "wagen un winnen" – so, wie es eben über dem Eingang der Bremer Handelskammer steht.

Info

Was alles an der B6 in der Neustadt entstehen soll

Das Quartier "Spurwerk" soll ein Anziehungspunkt für die Menschen aus dem Stadtteil sein. Außerdem geht es um die Verbindung der Airportstadt mit Woltmershausens Tabakquartier. Auf 90.000 Quadratmetern ist viel angedacht: In die geplanten Gebäude sollen Büros und Betriebe einziehen mit Flächen zwischen 400 und knapp 2000 Quadratmetern. Es soll ein „Mobilitätshaus“ entstehen mit 400 Stellplätzen für Autos – mit E-Ladestationen, Carsharing, E-Bikes, Mietfahrrädern und einer Paketstation. Es soll Platz sein für Handwerk, Manufakturen oder Start-ups.

Für Peper & Söhne ist es das bisher größte Projekt in der jungen Firmengeschichte, wie Christoph Peper sagt: „Die einzelnen Gebäude sind von ihren Volumina her etwas, was wir schon jetzt im Alltag handhaben, allerdings hat man da in einem ersten Bauabschnitt direkt acht Objekte.“ Hier mussten Pepers zum ersten Mal selbst einen Bebauungsplan aufstellen. „Das war eine Herausforderung sowohl für die Behörde als auch für uns“, umschreibt es sein Vater Lutz Peper im Nachhinein.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)