Bei der Holding der Bremer Reederei Zeamarine geht es für Insolvenzverwalter Hendrik Heerma nun um die Bestandsaufnahme. Daneben gibt es eine Reihe weiterer Gesellschaften der Reederei, die entweder eine Zukunft haben oder abzuwickeln sind. So hat das Amtsgericht mit Heerma Insolvenzverwalter von vier verschiedenen Kanzleien aus Bremen und Hamburg bestellt. Dabei treffen auch Kräfte aufeinander, die bereits im Rahmen der Beluga-Insolvenz miteinander zu tun hatten. So gehörte der Bremer Anwalt Tim Beyer bereits zum Team der Kanzlei Schultze & Braun, das mit der Abwicklung der früheren Reederei von Niels Stolberg betraut war. Beyer sagt aber, dass das Ausmaß der Zeamarine-Insolvenz nicht mit der von Beluga zu vergleichen sei: "Bei Beluga ging es um gut 250 Gesellschaften, von denen unsere Kanzlei mit etwa 50 zu tun hatte."
Bei Zeamarine geht es derzeit um die Insolvenz von mindestens 13 Gesellschaften. Dazu gehört auch die Zeamarine Schifffahrt Verwaltung GmbH, für die noch am Montag Insolvenzantrag gestellt wurde. Als vorläufiger Verwalter fungiert hier der Hamburger Anwalt Christoph Morgen von der Kanzlei Brinkmann und Partner.
Geschäftsführer bei der Zeamarine Holding und weiteren Gesellschaften ist Sven Lundehn. Er fungierte bereits als Liquidator bei der Beluga-Reederei und hatte den Posten bei Zeamarine erst Ende des vergangenen Jahres übernommen. Von den einst 94 Mehrzweck-Schwergutschiffen mit Tragfähigkeiten zwischen 6300 und 30.000 Tonnen konnte Lundehn mindestens 17 Schiffe an ihre ursprünglichen Besitzer zurückgeben. Außerdem hat Zeamarine das US-Geschäft abgegeben, das jetzt wieder unter dem ursprünglichen Namen Intermarine agiert.
Marktwert von etwa 30 Millionen US-Dollar
Unter den 13 Insolvenzen befinden sich auch sechs Gesellschaften, bei denen es speziell jeweils um ein Schiff ging. Bei den Gesellschaften der „Zea Dalian“, der „Zea Hamburg“ und der „Zea Jakarta“ ist Malter Köster von der Bremer Kanzlei Willmer Köster der vorläufige Insolvenzverwalter. Hier geht es nur noch um die Abwicklung, denn die Schiffe gehen nach Indien zur Abwrackung. Das hat der Branchendienst „Hansa Online“ berichtet. Die Schiffe gehören zum Paket, das Zeaborn vor knapp drei Jahren von der insolventen Rickmers-Holding in Hamburg übernommen hatte. Laut Vessels-Value-Portal wurde der Marktwert für die insgesamt sechs Schiffe damals mit etwa 30 Millionen US-Dollar (umgerechnet 27,6 Millionen Euro) angegeben.
Die Rickmers-Linie war Teil von Zeamarine, das vor zwei Jahren als Joint Venture zwischen der Reederei des Bremer Investors Kurt Zech, Zeaborn, und dem US-Unternehmen Intermarine entstand. Dazu vereinbarten der US-amerikanische Fonds New Mountain Capital und Zechs Reederei, die Aktivitäten der Mehrzweckschiffe von Zeaborn Chartering, der Rickmers-Linie in Hamburg sowie Intermarine zusammenzuführen und eine der größten Multipurpose-Flotten der Welt zu schaffen. New Mountain Capital war zehn Jahre lang an der Firma beteiligt. Im April 2019 übernahm die Zeaborn-Gruppe dann aber schließlich die restlichen 25,1 Prozent an Zeamarine.
Insolvenzverwalter Tim Beyer betonte am Dienstag, dass von der Zeamarine-Insolvenz die bestehenden Zeaborn-Gesellschaften nicht betroffen sind. Mit Zeaborn stieg Kurt Zech 2014 ins Reederei-Geschäft ein. Das Unternehmen betrieb eine antizyklische Geschäftspolitik und kaufte weltweit zu guten Preisen günstig Mehrzweck-Schiffe (MPP-Schiffe) ein. Diese Frachter können Schwergut und Massengut aller Art transportieren. Fast jedes Jahr wurde die Übernahme einer weiteren Reederei verkündet.
Das Unternehmen hoffte auf steigende Frachtraten, doch unter anderem der Handelskrieg zwischen China und den USA führte zu einem Umsatzrückgang bei Zeamarine. Die zusätzlichen Auswirkungen der Corona-Krise hätten am Ende zur Insolvenz der Zeamarine-Holding geführt.