Der Umzug der Sparkasse Bremen in den Technologiepark zum Jahresende schreitet voran. Aus diesem Grund wird allen Kunden, die ihr Schließfach im Finanzzentrum am Brill haben, der Mietvertrag gekündigt. Für einen Leser des WESER-KURIER kam das etwas überraschend. Er erhielt vor Weihnachten ein Schreiben, in dem ihm als Alternative ein Schließfach in Obervieland, in der Neustadt oder in Horn-Lehe angeboten wurde. Zum 15. Januar 2020 werde ihm das Fach am Brill gekündigt. „Die Standorte, die mir angeboten werden, sind für mich keine Alternative“, sagt er. Am liebsten würde er ein Schließfach in der Filiale an der Bahnhofstraße nehmen. „Doch da wird bis Herbst 2020 umgebaut. Das ist doch keine kundengerechte Vorplanung.“
Dass es allerdings Vorplanungen gegeben habe, erläutert Sparkassen-Sprecherin Elke Heussler: „Am Brill ist derzeit nur noch etwa ein Drittel der Schließfächer belegt. Das sind also knapp 2000 Stück. Vor dem Hintergrund des Umzugs bieten wir hier schon länger keine Schließfächer mehr an.“ Die Kunden, die dort nun noch Wertsachen verwahren, werden von der Sparkasse automatisch angeschrieben. Das erfolge in mehreren Wellen. Der Leser gehörte zu der ersten Welle. Für die Kunden, die angeschrieben werden, findet sich in dem Brief auch eine Telefonnummer, an die sie sich wenden können. Wer bis jetzt also keinen Brief erhalten habe, brauche sich keine Sorgen zu machen, sagt Heussler. Er sei erst später an der Reihe.
Außerdem sei die Sparkasse bemüht, den Kunden genügend Zeit für die Auflösung ihrer Schließfächer zu lassen. Heussler ergänzt: „Durch den weiteren Ausbau der Stadtteilfilialen wird sich die Anzahl der Schließfächer insgesamt weiter erhöhen, da zu jeder der Stadtteilfilialen auch eine eigene Anlage gehört.“ Für die neue Sparkassen-Zentrale am Technologiepark seien keine Schließfächer vorgesehen. Langfristig sollen es aber auf alle Filialen verteilt 28 000 Schließfächer sein, wie die Sparkasse bereits vor einem Jahr mitteilte. Was den Standort an der Bahnhofstraße angeht, so soll der ab diesem Spätsommer wieder zur Verfügung stehen. „Auch die Schließfachanlage stocken wir um 150 Prozent auf“, sagte die Sparkassen-Sprecherin.
Wer so lang nicht warten kann und auf einen Standort in der Innenstadt angewiesen ist, muss sich nach einer Alternative umschauen. So bieten auch die Bremische Volksbank, die Commerzbank, die Deutsche Bank sowie die Deutsche Wertschließfach AG Schließfächer an. Letztere vermietet die Fächer an jeden, die anderen Geldinstitute bietet Schließfächer nur Kunden an. Man müsste also bereits ein Konto oder ein Depot dort haben beziehungsweise eines eröffnen.
Der Vergleich (siehe Tabelle) zeigt das Preisgefüge. Es reicht von 46 Euro pro Jahr bei der Sparkasse Bremen bis zu 120 Euro pro Jahr bei der Bremer Wertschließfach AG, die unter dem Domshof liegt. Dabei handelt es sich um die ehemalige Anlage der früheren Bremer Bank. So wie die Sparkasse Bremen verfügen die anderen Geldinstitute auch in ihren Filialen über Schließfächer. So sagt Commerzbank-Sprecherin Dagmar Baier etwa: „Nicht in jeder Filiale gibt es noch freie Schließfächer.“ Gleichzeitig verweist sie auf die Basisversicherung, die im Preis inklusive ist.
Was der Kunde ins Schließfach packe, das wisse nur er. „Zur Sicherheit sollte er eine Inventarliste anlegen, so gibt es auch keine unnötigen Streitereien in Versicherungs- oder Erbfällen“, rät Dennis Frenzel von der Commerzbank Bremen. Nicht hinein gehören Gegenstände, die selbst Schäden wie beispielsweise Feuchtigkeit, Rost oder Motten verursachen können oder sonst wie gefährlich sind.
Bei missbräuchlicher Benutzung haftet trotz Basisversicherung der Kunde. Angesichts der momentanen Zinssituation soll es inzwischen Besitzer von Schließfächern geben, die dazu neigen, Bargeld dort in Scheinen zu verwahren, statt es auf ihrem Girokonto zu behalten und dort Negativzinsen zahlen zu müssen. Auch hier sollte der Mieter des Fachs genau in die Bedingungen der Versicherung schauen, ob er das Geld im Falle eines Schadens wiederbekommt.
Grundsätzlich rät die Verbraucherzentrale Bremen zur Überprüfung des Versicherungsschutzes. Es muss ja nicht darum gehen, dass jemand die Anlage aufsprengt. Böse Überraschungen können Kunden erleben, wenn beispielsweise der Tresorraum durch Hochwasser überflutet und der Inhalt vieler Schließfächer beschädigt oder zerstört wird. Das passierte 2017 in einer Sparkassenfiliale in Bad Salzdetfurth. Durch Hochwasser wurde dort ein Raum mit 280 Schließfächern geflutet – die Versicherung schloss aber keine sogenannten Elementarschäden wie Überschwemmung mit ein.
Doch bevor die Mieter des Bankschließfachs dafür eine zusätzliche Versicherung abschließen, sollten sie laut Verbraucherzentrale auch bei ihrer eigenen Hausratversicherung nachfragen. Denn je nach Tarif kann auch der Inhalt eines Bankschließfaches in bestimmter Höhe und Umfang dort bereits mit abgesichert sein. Das können zum Beispiel 20 Prozent der Versicherungssumme und maximal 20 000 Euro sein. Zu beachten sind auch die Mindestmietdauer für ein Fach und die Kündigungsfrist.
Bei der Bremischen Volksbank sind das mindestens drei Monate mit einer Kündigungsfrist von drei Monaten. Bei der Bremer Wertschließfach AG besteht lediglich eine Kündigungsfrist von vier Wochen – jedoch schriftlich per Einschreiben oder persönlich vor Ort. Was nun mit den Schließfächern im Keller der Sparkasse am Brill passieren wird, hat das Unternehmen bisher nicht mitgeteilt. Bremens oberster Denkmalpfleger, Georg Skalecki, teilte dem WESER-KURIER mit, dass der Denkmalschutz, der für die Kassenhalle und den Eingangsbereich gilt, auch die Kellerräume umfasse.