Geht es nach der aktuellen Geschäftslage, dann steht es derzeit nicht schlecht um die Wirtschaft in Bremen. Trotzdem geben sich die Unternehmen geben weniger euphorisch als noch vor Monaten.
Die Unternehmen sind überwiegend zufrieden mit ihren Umsätzen – geben sich aber weniger euphorisch als noch vor Monaten. Zu diesem Ergebnis kommt die Handelskammer Bremen in ihrem jüngsten Konjunkturreport, den sie am Dienstag veröffentlichte. In Bremen sehen demnach 42 Prozent der Befragten die Lage positiv. Besonders gut läuft es laut Bericht im Sektor Dienstleistungen und im Baugewerbe.
Die Erwartungen für die nächsten zwölf Monate sind dagegen insgesamt weiterhin düster: Im Bremer Stadtgebiet überwiegen die negativen Stimmen deutlich. Besonders schwierig sieht es im Kreditgewerbe aus. Die Aussichten werden dort sogar schlechter bewertet als zum Höhepunkt der Finanzkrise 2009. Es herrscht große Unzufriedenheit mit der Geschäftslage.
Bremerhaven erholt sich bei Prognosen
Währenddessen erholt sich Bremerhaven zumindest bei den Prognosen etwas. Die aktuelle Situation beurteilen die Unternehmen jedoch kritischer als noch im Sommer. Der Negativtrend hält im Land Bremen an: Der Konjunkturindikator, der Geschäftslage und Erwartungen summiert, fiel von 112 auf 106 Punkte zurück und liegt unter dem zehnjährigen Mittelwert von 113 Punkten. Für ihren Bericht befragte die Handelskammer 448 Betriebe aus Industrie, Handel und Dienstleistung.
Düstere Stimmen überwiegen auch im Bereich Verkehrs- und Logistikwirtschaft. 34 Prozent der Befragten sprechen von einer Verschlechterung der Ertragslage. Der Klimaindex liegt hier laut Bericht im zehnjährigen Vergleich auf unterdurchschnittlichem Niveau. „Die Konjunktur lässt nach. Wir merken das als Erstes. Als Logistiker sind wir der Pulsmesser“, kommentiert Uwe Warneke, Geschäftsführer der Siedenburg Transport und Logistik GmbH, die negativen Erwartungen. Derzeit liefen die Geschäfte noch zufriedenstellend. Der Außenhandel mit China gehe jedoch zurück. „Von diesem Geschäft sind wir in der Branche stark abhängig.“ Gleichzeitig zögen die Kraftstoffpreise an. Der niedrige Ölpreis sei bisher jedoch „das ausgleichende Moment“ für den wachsenden Kostendruck gewesen.
„Der Optimismus fehlt, deshalb sind auch die Erwartungen getrübt“, sagt Robert Völkl, Geschäftsführer des Vereins der Bremer Spediteure. Die Lohnkosten in Deutschland schwächten die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts sichtbar. „Sie sind aber nur ein Mosaikstein. Die gesamte Gemengelage sorgt für die gedämpfte Stimmung.“ Dazu gehörten die Krisen der Welt und auch die Tatsache, dass China nicht mehr die Lokomotive der Weltwirtschaft sei. Zudem sei unklar, ob die gute Konjunktur in Deutschland weiter anhalte. Dennoch schlage sich die Entwicklung nicht auf Investitionen oder Arbeitsplätze nieder. „Davon sind wir weit entfernt. Die Spediteure sind auf Fachkräfte angewiesen.“
Investitionsklima hat sich verbessert
Olaf Mittelmann, Geschäftsführer des Landesverbands Verkehrsgewerbe Bremen, spricht für den Lkw-Güterverkehr dagegen von einer stabilen Situation. „Die Erwartungen sind neutral. Es wachsen keine Bäume in den Himmel, aber es gibt auch keine Befürchtungen.“ Die Nachfrage nach Personal sei ebenfalls auf gleichbleibendem Niveau.
Uwe Warneke vom Unternehmen Siedenburg bereiten derweil vor allem auch die Überkapazitäten in der Logistikbranche Sorgen. Osteuropäische Unternehmen drängten massiv in den Markt. Daher halte man sich mit Investitionsentscheidungen zurück. „Wir befinden uns in einem Verdrängungswettbewerb. Nun kommt es auf die richtigen Ideen an.“

Matthias Fonger, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer.
Insgesamt wird die Lage laut Bericht weiterhin als freundlich eingeschätzt. Das Investitionsklima in der Wirtschaft habe sich zum zweiten Mal in Folge leicht verbessert, sagt Matthias Fonger, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer. „Es ist positiv, dass der Investitionsrückgang im Land Bremen vorerst gestoppt ist. Auch die Personalpläne der Unternehmen sprechen weiterhin für einen stabilen Beschäftigungstrend.“ Dennoch sei eine deutliche Skepsis hinsichtlich der Geschäftsentwicklung auszumachen.
Ähnliche Ergebnisse in Niedersachsen
Warum die Risiken jetzt verstärkt wahrgenommen werden, dafür habe er keine Erklärung, sagt Friso Schlitte von der Handelskammer, verantwortlich für den Konjunkturreport. Der Bericht aus Niedersachsen habe ganz ähnliche Ergebnisse gezeigt.
Die besonders negativen Aussichten in der Industrie sieht die Handelskammer auch als Auswirkung der „erheblichen Rückschläge“, die die Branche in der vergangenen Zeit habe hinnehmen müssen. Dazu zählten die schlechten Nachrichten für die Offshore-Branche und den Schiffbau in Bremerhaven sowie die Werksschließungen in Bremen. „Sehr wichtig ist jetzt, dass wir mit langfristig gedachten, standortstärkenden Maßnahmen das Land Bremen für die Neuansiedlung und den Erhalt von Unternehmen attraktiver machen“, sagt Fonger.