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Bericht der Handelskammer Bremer Wirtschaft sorgt sich vor Gasmangel – Nachfrage nach Öl steigt

Im Moment treibt die Sorge vor einem Engpass beim Gas die Unternehmen in Bremen laut Handelskammer besonders um. Der Ausbildungsfonds sorgt derweil weiterhin für Aufregung – Gespräche mit Juristen laufen schon.
06.07.2022, 17:49 Uhr
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Bremer Wirtschaft sorgt sich vor Gasmangel – Nachfrage nach Öl steigt
Von Lisa Schröder

Wenn die Handelskammer Bremen Bilanz zieht, geht es natürlich auch um die Einschätzung der Aussichten für die Wirtschaft – gerade in diesen Zeiten. Und meistens ist der Termin zugleich ein Anlass, Forderungen an die Politik zu richten. Ein Thema bewegt das Haus Schütting derzeit besonders. Gespräche mit Juristen laufen bereits.

Wie sieht der Rückblick aus?

Bremens Wirtschaft ist laut dem Statistischen Jahresbericht zwar wieder gewachsen. Die 2,7 Prozent Anstieg im Bundesland rangieren allerdings hauchdünn unter dem Gesamtwachstum der Wirtschaftsleistung in Deutschland von 2,9 Prozent. In der Industrie klafft eine noch größere Lücke. Der Umsatz in diesem Bereich lag hier in Bremen erneut rund 22 Prozent unter dem Vorkrisenjahresniveau – also dem vor Corona.

Das Wachstum der Industrie betrug im vergangenen Jahr im Bundesschnitt 4,1 Prozent und war damit doppelt so hoch wie in Bremen. "In der bremischen Industrie wurde der Aufschwung trotz guter Auftragslage schon frühzeitig durch Lieferengpässe bei Materialien und Vorprodukten sowie rasant steigende Energie- und Rohstoffpreise ausgebremst", heißt es im Bericht. Demnach waren 38 Prozent der Unternehmen in Bremen und Bremerhaven im produzierenden Gewerbe von Produktionsausfällen betroffen.

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Wo geht die Reise hin?

Für Unternehmen ist eine Antwort auf diese Frage wohl schwierig wie nie. Ob Lieferengpässe oder Preisanstiege – die Probleme sind nicht weg, sondern haben sich teils noch verschärft. Es herrscht Unsicherheit gerade mit Blick auf die Energieversorgung. So fürchtet sich die Bremer Wirtschaft laut der Handelskammer aktuell vor allem vor einem Gasmangel im Winter. Der Bremer Mineralölhandel berichtet von einer derzeit größeren Nachfrage nach Öl. „Wir erhalten seit einigen Wochen vermehrt Anfragen aus der Industrie, ob wir Öl liefern können“, sagt der Geschäftsführer Ronald Rose. Hintergrund für den Umstieg ist demnach die Sorge vor einem Ausfall beim Gas.

Ist hier eine Lösung in Sicht?

Aus Sicht des Präses der Handelskammer nicht fürs Gas. Um durch den Winter zu kommen, müssten die Gasspeicher ausreichend gefüllt sein. Das Terminal zum Import von LNG in Wilhelmshaven sei vor diesem Hintergrund wichtig. "Das ist mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein", formulierte es Präses Eduard Dubbers-Albrecht. Doch ein Ausfall der Gaspipeline Nordstream 1, der derzeit durchaus befürchtet wird, könne so nicht kompensiert werden.

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Was treibt die Wirtschaft noch um?

Die Energieversorgung ist nicht das einzige Sorgenkind der Wirtschaft. Es fehlen den Unternehmen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. "Durchgehend ist ein wirklich großes Problem, Arbeitskräfte zu finden", sagte Eduard Dubbers-Albrecht zum Personalmangel beim Termin in der Handelskammer. Ob im Hafen, im Hotel oder bei den Friseuren – der Engpass zeige sich an vielen Stellen. Es gehe nicht allein um Fachkräfte, sondern überhaupt Arbeitskräfte.

Und was sorgt derzeit für Ärger?

Die Handelskammer lehnt die Pläne für einen Fonds, in den Unternehmen künftig zur Förderung der Ausbildung in Bremen einzahlen sollen, strikt ab. Aus Sicht von Dubbers-Albrecht wird das Instrument kein Anreiz für mehr Ausbildungsplätze sein. "Ich bezweifle das", sagte der Präses. Die Handelskammer will sich den Gesetzentwurf zum Ausbildungsfonds anschauen und schließt dann juristische Schritte nicht aus. Doch es gelte: "Wir klagen nicht um der Klage willen." Dubbers-Albrecht zweifelte an, dass es eine ausreichende Mitsprache der Wirtschaft geben werde. Der Fonds werde politisch geschaffen, also werde er auch politisch umgesetzt: "Das kann nicht zu viel führen."

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