Auch das Land Bremen hat es versucht. Anfang 2016 war das. Damals schickten Wirtschaftssenator Martin Günthner und Bremerhavens Oberbürgermeister Melf Grantz einen Brief an Elon Musk. Die beiden SPD-Politiker luden den US-Milliardär nach Nordwestdeutschland ein – und boten ihm gleich ein Grundstück an, auf dem sich sein Elektroauto-Hersteller Tesla hätte ansiedeln können. "Leider ohne Reaktion", wie es aus dem Wirtschaftsressort heißt.
Später habe man die Einladung wiederholt. Im Frühjahr 2017 habe sich die Bremer Wirtschaftsförderung abermals um eine Kontaktaufnahme bemüht und per Email Werbung für einen Standort im kleinsten Bundesland gemacht. Auch ein Treffen mit Bremer Vertretern in den USA sei vorgeschlagen worden. Doch wieder reagierte Tesla nicht.
Autofabriken in Asien und Europa
Nun dürfte Musk häufiger derartige Post erhalten. Spätestens seit bekannt ist, dass der Tesla-Gründer auch Autofabriken in Asien und Europa hochziehen will, türmen sich mutmaßlich die Anfragen von Standortpolitikern aller möglichen Regionen bei dem Tech-Milliardär. Mindestens zwei davon hat er sogar beantwortet: Rheinland-Pfalz und das Saarland stehen in Kontakt mit Tesla wegen einer möglichen Ansiedlung, wie die Landesregierungen bestätigten. Beide Bundesländer hatten sich – wie Bremen – ins Spiel gebracht.
"Selbstverständlich ist das Wirtschaftsministerium mit dem Unternehmen in einem guten Austausch", erklärte eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums in Mainz. Sie verwies darauf, dass Rheinland-Pfalz bereits Standort einer Tochterfirma von Tesla sei. Die Kalifornier hatten im Herbst 2016 die Firma Grohmann aus Prüm gekauft, einen Hersteller von automatisierten Anlagen für den Fahrzeugbau. Rheinland-Pfalz will auch generell als Zentrum für Digitalisierung punkten. So ist Kaiserslautern Sitz des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz.
Das Zentrum unterhält weitere Standorte in Bremen und im Saarland. Und auch die dortige Landesregierung buhlt um Elon Musks Gunst. Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) und Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) warben ebenfalls per Brief für ihre Region als Standort einer Fabrik. Und sie hätten Antwort bekommen, hieß es in der Staatskanzlei Saarbrücken: "Das Angebot wurde von Tesla aufgegriffen und man zeigt sich dort gesprächsbereit." Das Saarland sieht sich in der Autoindustrie breit aufgestellt und als führender Standort für Informatik und Künstliche Intelligenz.
"Die bevorzugte Wahl für Europa"
Tesla äußerte sich zu Gesprächen mit potenziellen Partnern in Europa nicht. Allerdings hatte Musk bereits im Juni getwittert, Deutschland sei "die bevorzugte Wahl für Europa". Bisher seien die Gespräche über eine Ansiedlung noch in einem frühen Stadium, berichtete das "Wall Street Journal". Zudem verhandele der Autobauer auch mit den Niederlanden. Hier hat Tesla bereits seine Europa-Zentrale. Musk hatte in seinem Tweet erklärt, es könne sinnvoll sein, die europäische "Gigafactory" an der deutsch-französischen Grenze zu bauen, nahe der Benelux-Länder.
Damit hätte Tesla einen zentralen Standort an den wichtigsten Absatzmärkten auf dem Kontinent. Derzeit hat das Unternehmen aus Palo Alto im kalifornischen Silicon Valley indes noch ganz andere Sorgen. Nach wie vor steckt es tief in den roten Zahlen. Die Massenproduktion des Hoffnungsträgers Model 3 läuft holprig, auch dürfte als erstes die Planung des Werks in China anstehen. Bei einem Aktionärstreffen im vergangenen Monat stellte Musk bis Jahresende seine Entscheidung für Europa in Aussicht. Doch der Tesla-Chef hat einen Hang zu Verspätungen.
Vor allem die Probleme mit dem Model 3 belasten Tesla. Es ist das erste günstigere E-Auto des Herstellers, das den Massenmarkt erobert soll. Die Fertigungsziele mussten mehrfach verschoben werden und konnten Ende Juni nur unter Mühen erreicht werden. Um Musks ambitionierte Vorgaben halbwegs einhalten zu können, muss die Produktion rasch weiter hochgefahren werden. So gesehen ist Tesla mit den bisherigen Werken – einer Autofabrik im kalifornischen Fremont und einer großen Batteriefertigung in der Wüste Nevadas – schon ausreichend im Stress.