Das Land Bremen kann der Entwicklung zwar nicht trotzen, schneidet aber weniger schlecht ab: Bei den Baugenehmigungen für Wohnungen in Deutschland hat sich der Abwärtstrend rapide fortgesetzt. Im November wurden 24.304 Wohnungen bewilligt, ein Minus von gut 16 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, teilt das Statistische Bundesamt mit. Für den ohnehin stockenden Neubau bedeutet das einen weiteren Dämpfer.
Von Januar bis November wurden nach Angaben der Behörde in Wiesbaden bundesweit 321.757 Wohnungen auf den Weg gebracht – ein Rückgang von 5,7 Prozent, wenn man die Zahlen von 2021 heranzieht. Besonders stark fiel mit 15,9 Prozent das Minus bei Einfamilienhäusern aus.
Bremen: Zahl der Baugenehmigungen sackte um vier Prozent ab
Im Land Bremen geht es trotz der Bemühungen des Senats, angesichts der Wohnungsnot möglichst viele zusätzliche und erschwingliche Einheiten zu schaffen, ebenfalls in die entgegengesetzte Richtung. Hier sackte die Zahl der Baugenehmigungen zwischen Januar und November im Vergleich zu 2021 um vier Prozent ab. Das ergab am Mittwoch eine Anfrage beim Bauressort. In den Ergebnissen seien sowohl die Bewilligungen für Wohnungen in neuen Gebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden enthalten, erklärt die Behörde. Das Minus bei Einfamilienhäusern betrage 1,2 Prozent, bei Zweifamilienhäusern 27,8 Prozent und bei Mehrfamilienhäusern 3,6 Prozent.
Wesentliche Gründe für den nachlassenden Wohnungsbau sind nach Einschätzung aller Experten die gestiegenen Zinsen, teures Material, fehlende Fachkräfte und Lieferengpässe. Viele Bauherren halten sich mit Projekten zurück oder stornieren sie, berichten Makler und Banken wie die Sparkasse Bremen. Die Preise für den Neubau konventionell gefertigter Wohngebäude legten im November um fast 17 Prozent zu.
Die Ampel-Koalition im Bund hatte sich vorgenommen, jedes Jahr 400.000 Wohnungen zu schaffen – ein Ziel, das mittlerweile abgeräumt ist, wie Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) einräumen musste. Das Angebot schrumpft, gleichzeitig steigt mit der starken Zuwanderung, gerade von Flüchtlingen aus der Ukraine, die Nachfrage nach Wohnraum.
Dass der Wohnungsneubau in Deutschland noch einmal mehr unter Druck gekommen ist, stellt auch das Münchner Ifo-Institut fest. Im Dezember seien die Auftragsbestände den fünften Monat in Folge gefallen. „Zu den Hauptgründen zählen die erheblich verteuerten Wohnungsbaukredite, stark gestiegene Baukosten sowie die Rückführung der Neubauförderung des Bundes“, sagt Ifo-Experte Ludwig Dorffmeister. „Für private Bauherren und Wohnungsunternehmen haben sich die Rahmenbedingungen drastisch verschlechtert.“
Verband fordert Konsequenzen
Der Zentralverband des deutschen Baugewerbes (ZDB) erwartet, dass im laufenden Jahr lediglich rund 245.000 Wohnungen fertig werden. Der Verband fordert als Konsequenz unter anderem eine Senkung der Grunderwerbssteuer und eine Ausweitung der Sonderabschreibungen im sozialen Wohnungsneubau. Ein Bündnis aus Mieterbund, Baugewerkschaft und Sozial- und Branchenverbänden hatte jüngst bereits vor einer Verschärfung des Wohnungsmangels gewarnt. Es fehlten rund 700.000 Wohnungen in Deutschland, sagte Mieterbund-Präsident Lukas Siebenkotten. Der Bundesverband Freier Immobilien und Wohnungsunternehmen warnte, man stehe erst am Beginn einer rasanten Talfahrt. Die Baugenehmigung sei der Blick in die Vergangenheit, „die Anträge wurden viele Monate zuvor gestellt, weit vor der jetzigen Krise“.
Dass Bremen beim Einbruch im Wohnungsbau bisher vergleichsweise glimpflich davon gekommen ist, erklärt Bausenatorin Maike Schaefer (Grüne) mit der Förderpolitik des Landes: "Bremen hat das Wohnraumförderprogramm erst im September vergangenen Jahres um weitere 50 Millionen Euro aufgestockt, sodass wir jetzt insgesamt auf inzwischen 250 Millionen Euro kommen." Mit dieser Hilfe sei eine hohe Zahl von fertigen Neubauten erreicht worden. "Ich fordere Bundesbauministerin Geywitz deshalb auf, sich Bremen zum Vorbild zu nehmen und umgehend ein Wohnraumförderprogramm für Deutschland aufzusetzen", so die Senatorin.